Vertrockneter Maisacker
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Wirtschaft

Bauern beklagen Ernteausfälle und Preisverfall

Die Erntebilanz der Landwirtschaftskammer fällt schlecht aus. Regen und der Hagel im Sommer vernichteten Wiesen und Felder teilweise, gleichzeitig beklagen die Bauern auch ein Sinken der Preise. Ein Grund dafür sei die schlechtere Qualität des Getreides. Zudem könnte für Afrika gedachtes Getreide in Europa preisdämpfend wirken.

Überschwemmte Felder, verwüstete Ackerflächen und durch Hagel vernichtete Feldfrüchte im Wert von 10 Mio. Euro hatten die Unwetter in Teilen Kärntens in diesem Sommer hinterlassen. Doch nicht nur die Extremereignisse, auch das feuchte Frühjahr und der viele Regen im Frühsommer hätten die Kulturen in Mitleidenschaft gezogen. Am Schluss blieb eine „schlechte Ernte“, wie die Landwirtschaftskammer das Ergebnis der bäuerlichen Arbeit zusammenfasste.

Qualitätseinbußen durch feuchtes Wetter

Vor allem mit der Qualität mancher Produkte sei es bergab gegangen, was zu Einkommenseinbußen bei den Bauern führte. Gleichzeitig mussten diese mit einem Preisverfall bei Getreide und den allgemein gestiegen Kosten zurechtkommen, für LK-Kärnten-Präsident Siegfried Huber steht die Landwirtschaft daher „vor großen Herausforderungen“.

„Es war wirklich ein spezielles Jahr“, sagte auch der Leiter des Referats pflanzliche Produktion, Erich Roscher, und unterstrich die große Rolle der Witterung. Angefangen hätte es mit einem niederschlagsfreien Herbst 2022 auf den ein schneereicher Winter folgte. Bis dahin hätte es ja noch gut ausgesehen. Doch dann kam ein kaltes Frühjahr und von Mitte April bis Anfang August hätte es viel geregnet. Zu viel für manche Feldfrüchte, denn der Mais auf den überschwemmten Feldern hätte sein Wachstum eingestellt und ungeerntetes Getreide hätte aufgrund der hohen Feuchtigkeit zu keimen begonnen. „Die Ernte war eine Challenge, man musste im Juli die Zeitfenster ohne Regen suchen. Dementsprechend sind die Qualitäten ausgefallen“, so Roscher. Auch Hagel und Sturm hätten in jedem Bezirk Felder verwüstet.

Gerüchte: Getreide für Afrika landet in Europa

Darauf angesprochen, dass es noch im Vorjahr geheißen habe, durch den Ukrainekrieg werde Getreide mehr wert, sagte Präsident Huber, das ganze Thema Ukraine sei spannend. Es gebe viele Gerüchte, dass Getreide, das eigentlich für Afrika vorgesehen sei und nicht über den Meeresweg transportiert wird, mit Lkws und Zügen quer durch Europa zu den Zielländern nach Afrika gebracht werden soll.

„Es gibt auch Gerüchte, dass vieles in Europa bleibt und das schlägt natürlich auch voll auf den Preis nieder. Ich glaube, da sind die Regierungen und vor allem die EU gefordert, dass das Getreide nicht bei uns landet, sondern dort, wo es hingehört“, sagte Huber.

Klimafreundliche Bewirtschaftung im Fokus

Die Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln sei aber laut Huber nicht gefährdet, da man immer noch auf Ernten aus anderen Bundesländern zurückgreifen könne. Dennoch müsse sich die Landwirtschaft in Kärnten vermehrt auf Wetterextreme einstellen. „Es geht um Risikominimierung und Risikoabsicherung, wir müssen schauen, dass wir auch zu mehr Kulturenvielfalt kommen und mehr Vertragslandwirtschaft machen“, meint dazu der Obmann des Kärntner Agrarhandels in der Wirtschaftskammer, Rudolf Grünanger. Zusätzlich müsste es mehr Möglichkeiten geben, um geerntete Lebensmittel einlagern zu können, um die Preise zu halten.

Auch die Landwirtschaftskammer setzt auf mehr Vielfalt, eine Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft und eine Stärkung der regionalen Lebensmittelproduktion. Mit diversen Programmen sollen Bauern für „Maßnahmen in Richtung klimafreundliche Bewirtschaftung“ gewonnen werden. „Einige Maßnahmen, wie etwa Humusaufbau oder Bodenbearbeitung, hätten aber noch Gewöhnungsbedarf“, meinte Huber.