Luftaufnahme Koralmbahn
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Politik

Arbeitsklausur zu Chancen durch Koralmbahn

Zwei Tage lang hat sich die Landesregierung mit Experten im Rathaus in St. Paul im Lavanttal zu einer Arbeitsklausur getroffen. Einmal mehr ging es um die Chancen für den Süden mit der Koralmbahn. Man erhofft sich Wirtschaftswachstum und Zuzug nach Kärnten.

Wieder war am Beginn der Pressekonferenz von einer Jahrhundertchance die Rede, wieder von einem neuen Wirtschaftsraum, der entsteht. Diesmal sei man aber in die Details gegangen, hieß es. Es sei zwei Tage lang intensiv gearbeitet worden, um Zukunftsfragen, die sich durch die Koralmbahn stellen, beantworten zu können.

„Zwei transeuropäische Netze“

Begleitet wurde die Klausur von einem Wirtschaftsexperten, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Beispielsweise ist Kärnten eines der wenigen Bundesländer und Regionen Europas, das von zwei transeuropäischen Netzen quasi bedient wird, der jetzigen baltisch-adriatischen Achse und der Tauernachse.“ Das sei eine große Chance, weil man wisse, dass Verkehre, insbesondere auf der Schiene, Zukunft symbolisieren, aber immer auch Wirtschaftswachstum generieren und damit auch Menschen anziehen, so Kaiser. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde man sich bemühen, es zu nutzen.

Koalition-Klausur zu Koralmbahn

Fünf Schwerpunkte festgeschrieben

Ein Koordinationsgremium soll sich nun mit Detailfragen beschäftigen. Fünf Schwerpunkte seien darin festgeschrieben, unter anderem der Bereich Standortentwicklung, aber auch die Mobilität. Grundsätzlich müsse man auch das Budget an die Koralmbahn anlehnen, sagte Regierungspartner Martin Gruber (ÖVP): „Wir wollen und werden daher auch in den öffentlichen Verkehr investieren. Es soll ab 2024 einen Halbstundentakt zwischen dem Lavanttal und Spittal geben. Rund zwei Millionen Euro werden zusätzlich allein in den Busverkehr, in den Regionen investiert.“ Es müsse eine überörtliche Raumplanung in dieser Regierungsperiode wieder mehr in den Fokus gerückt werden, so Gruber. Die weiteren Schwerpunkte seien der Bildungsbereich, aber auch der Arbeitsmarkt, so die beiden Vertreter der Landesregierung.

Befürchtungen der Bürgermeister

In St. Paul könnte man einen größeren Zuzug erwarten, denn mit der Hochleistungsbahn beträgt die Fahrzeit nach Graz und Klagenfurt jeweils nur etwas mehr als 20 Minuten. Einige Bürgermeister rund um Völkermarkt hingegen befürchten, nur wenig von der Koralmbahn profitieren zu können. Lange schon wird über einen zusätzlichen Halt in Kühnsdorf debattiert, dieser würde allerdings die Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt von 45 Minuten auf mehr als 50 Minuten erhöhen, wie Vertreter der ÖBB vorrechnen. Das letzte Wort ist diesbezüglich noch nicht gesprochen.

Köfer: Richtige Weichenstellung vornehmen

In einer Aussendung verlangte Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer die „richtigen Weichenstellungen“ vorzunehmen. „Ein Thema, dem bis jetzt zu wenig Beachtung geschenkt wurde, ist der Bildungsbereich. Die Uni in Klagenfurt befindet sich in einer Wettbewerbssituation mit Graz, wo sehr viele Kärntner studieren. Die Koralmbahn wird diese Entwicklung noch beschleunigen. Die Uni Klagenfurt muss Alleinstellungsmerkmale entwickeln und Angebote schaffen, die es in Graz als TU- und MedUni-Standort nicht gibt. Es gibt einen Wettkampf um Studierende, dem wir uns stellen müssen“, so Köfer.

Grüne: Zu spät auf Zug aufgesprungen

In einer Aussendung forderten die Kärntner Grünen konkrete Umsetzungspläne für ein „nachhaltiges Kärnten", so Grünen-Sprecherin Olga Voglauer. „Das Bekenntnis der Landesregierung zu einem starken Standort, der von der Koralmbahn profitieren soll, kennen wir seit jeher. Vorkehrungen, um auch tatsächlich einen Nutzen aus dieser Jahrhundertchance ziehen zu können, wurden bisher aber keine getroffen. Jetzt ist es mittlerweile ziemlich spät, um auf diesen Zug aufzuspringen.“ Die Ergebnisse der Regierungsklausur lasse laut Voglauer keinen Neuigkeitswert erkennen, sie vermisse „konkrete Ansagen“.

FPÖ: Kein konkretes Projekt präsentiert

Die FPÖ kritisierte in einer Aussendung, man
habe von SPÖ und ÖVP „wieder nur leere Worthülsen zur Koralmbahn gehört“. „Es wurde wieder kein einziges konkretes Projekt und keine konkreten Maßnahmen präsentiert, auch nicht auf Nachfragen der Medien“, so FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer. Sie hätten längst eine Lösung für den Bahnlärm im Zentralraum mit dem Lückenschluss zwischen Klagenfurt und Villach erreichen müssen. Auch beim Logistik-Zentrum in Fürnitz herrsche Stillstand, während die Steiermark Kärnten um die Ohren fahre und den Güterterminal Graz-Süd kräftig ausbaue. In den letzten Jahren sei keine einzige vorausschauende Maßnahme zur neuen Koralmbahn umgesetzt, so Angerer.