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Wirtschaft

Holzindustrie beklagt massiven Rückgang

Anlässlich des internationalen Holztages haben sich am Freitag Vertreter der Holzindustrie in Pörtschach besorgt gezeigt. Fehlende Aufträge vonseiten der Bauwirtschaft bei nach wie vor hohen Produktionskosten würden sich negativ auf die Margen auswirken. Die Politik solle mit Investitionen in den Wohnbau gegensteuern.

Vertreter der österreichischen Holzindustrie gaben im Rahmen der Tagung am Freitag eine Pressekonferenz. Habe es im ersten Halbjahr 2022 bedingt durch hohe Nachfrage noch eine gute Marktsituation in der heimischen Holzindustrie gegeben, so habe sich die Situation ab Mitte 2022 völlig geändert. Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, führte den massiven Produktionsrückgang auf fehlende Aufträge aus der Bauwirtschaft zurück.

Holzindustrie macht sich Sorgen

Exporte um 13 Prozent zurückgegangen

Die rückgängige Bauaktivität gab auch Franz Mühlbauer, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, als Ursache für die negative Entwicklung an. Schwierig sei auch die Situation im Ausland. Insbesondere die für Österreich wichtigsten Märkte Italien und Deutschland würden weniger bestellen. So seien die Exporte von Nadelschnittholz heuer um 13 Prozent zurückgegangen.

Verladen von Rundholz auf einen Lkw
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Rundholz wird verladen

Die Vertreter von Sägeindustrie und Holzhandel appellierten an die Politik und forderten Investitionen in energieeffizienten und bezahlbaren Wohnungsbau mit Neubau, Sanierung und Nachverdichtung. Die jährliche Sanierungsrate würde in Österreich bei 1,5 Prozent stagnieren und das politische Ziel von drei Prozent würde seit Jahren nicht erreicht. Schmölzer forderte Maßnahmen wie angepasste Förderungen, einen erleichterten Zugang zu Baufinanzierungen oder verständliche Beratungsangebote für Hauseigentümer. Er verwies auch darauf, dass Holz ein klimafreundlicher Baustoff sei. „Bauen mit Holz hilft auch gegen die Bodenversiegelung, denn Holz ist leicht und somit kann auf bestehenden Gebäuden noch aufgestockt werden“, so Schmölzer.

„Bürokratiemonster“ aus Brüssel

Mühlbauer forderte zusätzlich den Abbau und die Vermeidung von Bürokratie. Im Konkreten verwies er auf die seit Kurzem geltende EU-Entwaldungsverordnung – kurz EUDR. „Mit den neuen Regeln aus Brüssel steht ein richtiges Bürokratiemonster vor unseren Werkstoren und Büros“, sagte Mühlbauer. „Wenn Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 25 Prozent Bürokratieabbau verspricht, wie sie das im April getan hat, dann kommt sie ihrem Ziel sehr nah, wenn die EUDR gleich gestoppt wird“, ergänzte er. Und: „Gerade in der Krise müssen sich Unternehmer auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich nicht mit Bürokratie herumschlagen müssen.“

Hohe Bedeutung für Volkswirtschaft

Von einer hohen Bedeutung der Holzindustrie für die österreichische Volkswirtschaft sprach Christoph Schneider, Geschäftsführer des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung: „Wenn man alle Effekte der Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft zusammenrechnet, ergibt das elf Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung“, so Schneider. Jeder 13. Euro Wertschöpfung würde in der Forst- und Holzwirtschaft erarbeitet. „Hinzu kommen circa 320.000 Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette und ein generiertes Steueraufkommen von circa zwölf Milliarden Euro jährlich“, so Schneider.

Schmölzer verwies abschließend auf die „langfristige Erfolgsgeschichte“ des Holzes. Diese sei nach wie vor intakt, erfordere jedoch dringend Maßnahmen von der Politik. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der auch in Zukunft große Bedeutung haben wird. Nun ist es an der Politik die richtigen Maßnahmen zu setzen, damit das Wertschöpfungswerk Holz keinen Schaden nimmt und der Wirtschaftsstandort Österreich langfristig gestärkt wird.“