Klient von JUNO
ORF
ORF
Soziales

Forschung über junge Care Leaver

Junge Menschen, die in Kinder- und Jugendhilfebetreuung aufwachsen, sind oft mit 18 auf sich allein gestellt, während andere im Durchschnitt mit 25 Jahren ausziehen. Die Uni Klagenfurt untersucht anhand von Fragebögen, welchen Stellenwert Familie und soziale Netzwerke beim Übergang dieser Care Leaver ins Erwachsenenalter haben.

Während andere junge Erwachsene oft noch viele Jahre auf die Unterstützung ihrer Familie zählen können, stehen viele so genannte Care Leaver häufig alleine da. Rund 13.000 Kinder und Jugendliche wachsen in Österreich zeitweise außerhalb ihrer Familie auf. 1.000 Care Leaver verlassen jährlich die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, weil sie 18 Jahre alt wurden.

„Aus der Forschung weiß man, dass diese Gruppe in unterschiedlicher Hinsicht benachteiligt ist“, sagte Stephan Sting, Leiter des vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts. Betreuung und Unterbringung in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen ende mit dem 18. Lebensjahr häufig abrupt, so Sting. Es gebe Fälle, da müssen die jungen Menschen sofort nach der Matura ausziehen und seien auf sich gestellt.

Projekt für Care Leaver

Kärnten geht einen anderen Weg: In Villach und Klagenfurt gibt es in Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten eine Anlaufstelle der Diakonie de La Tour, an die sich Care Leaver wenden können. Dort gibt es Beratung, Betreuung, Zielsetzungen und Gemeinschaft.

Oft wenige stabile Beziehungen

Diesem Übergang in die Selbstständigkeit widmet sich die aktuelle Studie. „Wir möchten herausfinden, wie die Familienbezüge nach dem Ende der Betreuung aussehen, wer wichtige soziale Kontakte sind und welchen Einfluss Familie auf das weitere Leben von Care Leavern hat.“

Stabile soziale Beziehungen und Unterstützungsnetzwerke sind bei vielen Care Leavern häufig nur schwach ausgeprägt, so dass der Übergang mit Einsamkeit und dem Gefühl sozialer Isolation einhergehen kann. Diese jungen Menschen haben aufgrund ihrer Erfahrungen und Lebensgeschichte meist ein kompliziertes Verhältnis zu ihren Eltern.

Hoffnungen werden in Herkunftsfamilie gesetzt

„Dennoch wird die Familie in dieser Lebensphase zum Teil mit der Hoffnung verbunden, dass sich Beziehungen verbessern könnten. Eine Hoffnung, die sich in vielen Fällen nicht erfüllt. Die Auseinandersetzung mit der Familie ist aber für die Entwicklung von Zukunftsvorstellungen und für das Selbstbild entscheidend“, so Sting. Das Forschungsprojekt, das in Klagenfurt am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung angesiedelt ist, startete bereits 2022.

Angebot eines Stipendiums

Aktuell befindet sich das Projekt in der Phase der ersten Datenanalyse. Die Forscherinnen und Forscher beginnen nun damit, das gewonnene Material zu analysieren. Aus den Erkenntnissen sollen nicht nur neue Theorien, sondern auch Empfehlungen hervorgehen, welche Strukturen Care Leaver brauchen, um mit besseren Chancen für ein gelingendes Leben ins Erwachsenenalter starten zu können. Care Leaver können sich an der Universität Klagenfurt für ein Dr. Erich Ciesciutti-Stipendium für ihr Bachelorstudium bewerben.