Soziales

„Care Leaver“: Kärntner Modell als Vorbild

Ein Kärntner Angebot in der Jugendhilfe könnte österreichweit als Modell dienen. Es geht um die Weiterbetreuung von jungen Erwachsenen, die in einer Betreuungseinrichtung der Jugendhilfe aufwuchsen. Wenn sie mit dem 18. Geburtstag ausziehen müssen, finden diese Care Leaver zwei Ansprechpartner, die sie weiter unterstützen.

1.070 Kinder und Jugendliche leben in Kärnten nicht bei ihren Familien sondern in einem Heim oder in einer Wohngemeinschaft der Jugendhilfe. Mit 18 Jahren müssen sie von dort abrupt ausziehen und auf eigenen Beinen stehen. Care Leaver heißen sie im englischen Fachausdruck. Kärnten ist das einzige Bundesland, in dem diese jungen Menschen weiterhin zwei Ansprechpartner finden. Die Errichtung eigener Care Leaver-Stellen in Kärnten ist in Österreich einmalig.

Studien über Care Leaver

Dass Kärnten eine besondere Vorreiterstellung in Bezug auf Care Leaver einnimmt, wird auch dadurch untermauert, dass in der Alpen Adria Uni, im Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, schon bisher und auch weiterhin gezielt Forschung in Bezug auf Care Leaver betrieben wird. Stephan Sting berichtete, dass wieder eine neue Studie über die Bedeutung von Familie im Übergang aus der Jugendhilfe-Betreuung angelaufen sei.

Im Leben Fuß fassen

Das Angebot in Klagenfurt und Villach wird vom Land finanziert und von der Diakonie de la Tour bereit gestellt. Diese Mitarbeiter helfen den jungen Erwachsenen, quasi auf den letzten Metern weiter, im Leben Fuß zu fassen.Sie haben für gesundheitliche und soziale Sorgen ein offenes Ohr und Rat.

Matthias Liebenwein, Fachbereichsleitung Kind, Jugend und Familie bei der Diakonie: „Was wir machen ist das, was alle guten Eltern tun: Sich auch nach dem 18. Geburtstag noch für die Situation und Sorgen der uns anvertrauten jungen Menschen zu interessieren, um ihnen beim selbstständig Werden zu helfen.“ sagt Carina Kofler von der Diakonie de La Tour, Leiterin der Care Leaver-Stellen in Kärnten. „Wir haben gesehen, dass diese Hilfe enorm wichtig ist."

50 Care Leaver in Betreuung

Mehr als 50 junge Menschen nehmen diese Unterstützung laufend an. Das Modell sollte bundesweit Standard werden, sagt Hubert Löffler vom Dachverband der österreichischen Kinder- und Jugendeinrichtungen. „Diese zwei Stellen haben dann den Überblick über die Care Leaver in ganz Kärnten. Besonders ist beim Kärntner Modell, dass die Betreuer schon vor der Entlassung auf die Einrichtungen zugehen, um sie für nachher, nach der Entlassung, an die neue Stelle zu binden.“

In anderen Bundesländern wiederum ist es den jungen Menschen möglich, mit ihren ehemaligen Betreuern weiterhin in Kontakt zu bleiben, weil diese Stunden von den Ländern bezahlt werden. Der Dachverband führt darüber Gespräche mit der Kärntner Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ).