Überflutete Wiesen und Rückhaltebecken
ORF
ORF
Chronik

Entspannung nach Unwettern

Einige Tage ohne nennenswerte Niederschläge haben in den Unwettergebieten zu einer Entspannung geführt, auch wenn die Gefahr noch nicht überall gebannt ist. Am Mittwoch wurden die Zivilschutzwarnungen für Lavamünd, Keutschach und Klagenfurt-Viktring aufgehoben.

Aufrecht sind die Zivilschutzwarnungen weiterhin in der Gemeinde Globasnitz sowie in Teilen von Eisenkappel-Vellach und Neuhaus. Mittwochvormittag nahm der Landeskrisenstab die Lage abermals genau unter die Lupe. Mittlerweile sind 13 Geologen in fünf Bezirken unterwegs, um die alten und neuen Schäden, vorwiegend Hangrutschungen zu begutachten.

Am meisten betroffen sind Klagenfurt-Land und Völkermarkt. Im Bezirk Völkermarkt droht beispielsweise in Peratschitzen (Gemeinde St. Kanzian am Klopeiner See) neuerlich ein Hang abzurutschen. In der Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal (Bezirk Wolfsberg) sind 50 Haushalte durch Hangrutschungen betroffen. Bei fünf Haushalten droht auch ein Abrutschen von Wohngebäuden bzw. Wirtschaftsgebäuden, heißt es von Bürgermeister Stefan Salzmann.

Situation in Unterbergen (Bezirk Völkermarkt)

Aufräumarbeiten gehen weiter

In dem kleinen Ort Unterbergen bei Völkermarkt mussten am Wochenende 40 Menschen die Häuser verlassen. Die Heftigkeit mit der die Naturgewalten hier zugeschlagen haben, zeigen, wie notwendig die Evakuierungen waren. Am Donnerstag werden Feuerwehrleute mit dem Katastrophen-Hilfszug aus Feldkirchen und St. Veit versuchen, die Wege zu den Häusern freizumachen. Am Mittwoch durften die Anrainer erstmals wieder zurück, jedoch nur unter bestimmten Auflagen. „Wir lassen es unter Begleitung zu, dass die Menschen Wäsche, Toilettenartikel oder auch Tiere holen. Wir arbeiten uns zu den Gebäuden vor, dann werden die groben Reinigungsarbeiten durchgeführt. Anschließend schaut ein Bautechniker noch einmal durch, ob die Statik wohl passt“, so Bezirkshauptmann Gert Klösch.

Über 200 Evakuierungen gab es in den vergangenen Tagen, viele Menschen konnten wieder zurück in die Häuser, andere noch nicht. Der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes, Markus Hudobnik ersucht um Geduld. „Bei den Evakuierungen, wo die Leute aus den Häusern heraus mussten, ist die Bitte, so lange zu warten, bis die Geologen die Situation überprüfte haben. Erst wenn sie grünes Licht gegeben haben, können die Leute wieder zurück in ihre Eigenheime.“

Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
ORF
In Unterbergen (Bezirk Völkermarkt) mussten 40 Menschen ihre Häuser verlassen

Das Bundesheer baut mit 135 Pionieren Hilfsbrücken und eine Fährverbindung über die Drau nach Guntschach in der Gemeinde Maria Rain. Zwei Transporthubschrauber sind vorwiegend für die KELAG im Einsatz, um neue Strommasten zu bringen. „Die Hotspots liegen momentan im Bezirk Völkermarkt. Die Brücke Neuhaus wird am Mittwoch fertiggestellt. Es gibt Bagger- und Maschinenarbeiten in Eisenkappel sowie Unterbergen. Am Dienstag haben wir auch mit den Vorbereitungen für das Projekt Fährbetrieb Guntschach begonnen, wo die Wildbach- und Lawinenverbauung Sicherungsarbeiten durchführen muss“, so Einsatzleiter Thomas Enenkel. Am Donnerstag ist auch der Katastrophenhilfszug 4 der Feuerwehr wieder im Hilfseinsatz im Bezirk Völkermarkt.

Hoffen auf wenig Regen

Sollten die Niederschläge am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag nicht gravierend ausfallen, dann werde sich auch die Situation im Klagenfurter Kanalnetz normalisieren, sagte Gernot Bogensberger von der Abteilung Entsorgung. Das System war ja in den letzten Tagen völlig überfordert.

Hochwasserschutz in Eigenregie
ORF/Natmessnig
In Viktring wurde ein Hochwasserschutz in Eigenregie errichtet

Je nachdem wie tief die Keller in das Erdreich gebaut sind, steht das Wasser etwa in Viktring oft noch 30 bis 40 Zentimeter hoch, weil das Grundwasser hereindrückt, so Bogensberger. „Es wird sicher noch drei oder vier Tage dauern, bis sich die Lage entspannt.“ In Bezug auf den Austritt von Fäkalien gebe es eine Entspannung. „Aufgrund, dass der Kanal jetzt freier wird, bekommen wir die Fäkalien weg.“ Laut Bogensberger bestehe keine Gesundheitsgefährdung, die Fäkalien seien hundertfach verdünnt.

Kanalprobleme in Viktring

Viktring: Bauboom trotz hohem Grundwasserspiegel

Speziell entlang der Sattnitz von Viktring bis Ebenthal als einzigen Abfluss des Wörthersees ist auch der Grundwasserspiegel seit jeher höher als anderswo. Dennoch gab es in den letzten Jahrzehnten einen Bauboom. „Viktring ist dafür bekannt, dass es hier einen sehr feuchten Boden gibt und der Grundwasserspiegel sehr hoch ist. Wenn man hier ein Haus baut und einen Keller vorsieht, dann sollte man den wirklich in dichter Ausführung machen“, so Bogensberger.

Fahrverbot aufgehoben, Strandbad bleibt gesperrt

In Klagenfurt ist das Wasser auf der Liegewiese im Strandbad mittlerweile auch versickert. Der Zugang ist aber noch gesperrt. Wann das Strandbad wieder öffnet ist noch nicht klar. „Wir haben noch keinen Fixtermin, wann wir es wieder öffnen können. Wir arbeiten fieberhaft daran, die Anlage wieder trocken zu bekommen und allfällige Schäden auszubessern. Wir legen alles daran, dass Strandbad und auch Loretto in den nächsten Tagen wieder zu öffnen“, so Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole. Möglich ist aber die Zufahrt zum Campingplatz und zum Bad nach Maria Loretto.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Im Bereich des Strandbades Klagenfurt ist das meiste Wasser versickert, der Zugang zum Strandbad ist noch gesperrt
Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Beim Strandbad Klagenfurt nach dem Hochwasser
ORF
Wörthersee Schifffahrt
ORF
Das Fahrverbot für Motorboote wurde am Mittwoch wieder aufgehoben

Aufgehoben wurde hingegen das Fahrverbot für Boote und Schiffe am Wörthersee. Nach mehrstündigen Befahrungen durch Sachverständige, Wasserpolizei und Wasserrettung gilt nun eine Geschwindigkeitsbegrenzung von zehn Kilometer pro Stunde am gesamten See für alle Motorfahrzeuge. Ausgenommen von der Geschwindigkeitsbegrenzung sind Einsatzfahrzeuge, sowie Schiffe bzw. Boote der Linienschifffahrt. Die Wörthersee Schifffahrt nimmt ihren Betrieb am Donnerstag um 8.00 Uhr wieder auf. Aufrecht bleibt das Verbot für das Schleppen von Personen am See – konkret also dürfen keine Fahrten mit Bananen, Ringen oder ähnlichen Gefährten durchgeführt werden. Wellensurfen und Fallschirm-Fahrten sind demnach ebenso weiterhin untersagt.

Strandbad bleibt gesperrt

Straßen schwer beschädigt

Immense Schäden haben die Hochwasser und Muren auch an den Landesstraßen und am ländlichen Wegenetz angerichtet. Das ländliche Wegenetz ist vor allem in den Bezirken Völkermarkt, Wolfsberg, Klagenfurt-Land, St. Veit und Feldkirchen betroffen. Ersten Schätzungen zufolge macht der Schaden an den Landesstraßen bis zu vier Millionen Euro aus, dazu kommen zwölf Millionen Euro am ländlichen Wegenetz.

Die Mitarbeiter der Straßenmeistereien und der Agrartechnik stehen seit Tagen im Einsatz, um die Straßen und Wege zu räumen, heißt es aus dem Büro von Straßenbaureferent Martin Gruber (ÖVP). Bis zu 150 Mitarbeiter mussten zunächst mit großen Geräten wie Lkw, Schlammsaugwagen oder Baggern die Straßen für die Einsatzkräfte frei räumen. Der Schaden könnte sich laut Gruber noch erhöhen, und zwar dann, wenn wie vielfach befürchtet, weitere Hänge nachrutschen oder es erneut zu Niederschlägen kommt.

Hangrutschung am Magdalensberg
ORF
Die Schäden an den Straßen sind immens

Aktuelle Straßensperren

Seit Beginn des Hochwassers sind nach wie vor auch noch viele Straßen und Wege in den betroffenen Gebieten gesperrt.

Wegen Murenabgänge oder Hangrutschgefahr sind gesperrt:

  • die Südsteirische Grenzstraße (B69) zwischen Pfarrdorf und St. Magdalena. Der Verkehr wird über die Südautobahn (A2) umgeleitet.
  • die Lavamünder Straße (B80), bei Wunderstätten

Gesperrt sind außerdem folgende Straßenabschnitte:

  • die Miegerer Straße (L100), zwischen Rottenstein und Annabrücke
  • sowie in Gurnitz die Kirchenstraße zwischen dem Friedhofweg und der Perovastraße
  • die Töllerberger Straße (L111) bei Hafendorf
  • die Kleinsee Straße (L123) bei km 0,5
  • die Ettendorfer Straße (L143) in Mitterpichling an der Kreuzung mit der Kollnitzer Straße, und auch bei Krottendorf, bei der Abzweigung nach Lavamünd

Im Bahnverkehr ist gesperrt die Verbindung:

  • Bleiburg – Prevalje (SLO) (voraussichtlich bis 13.8.)

Uneinsichtige Passanten

Immer wieder sind Menschen auf gesperrten Wegen unterwegs und begeben sich damit in Lebensgefahr. So auch am Glanradweg (R 7) am Zollfeld, dieser ist seit Freitag behördlich gesperrt. Absperrbänder und Verbotsschilder sind bei den Auf- bzw. Abfahrten angebracht. Dennoch treffe man bei Kontrollfahrten immer wieder auf unvernünftige Menschen, so Gerald Kerschbaumer, Kommandant der FF Maria Saal. „Am Dienstag ging im Bereich Wutschein eine Jungfamilie mit ihren beiden kleinen Kindern von der Gemeindestraße in Richtung hochwasserführende Glan. Die Kameraden wiesen den Familienvater auf die Gefahr hin, sie wurden daraufhin beschimpft“. Kerschbaumer appellierte an alle, sich von den betroffenen Brücken und Wegen fernzuhalten und sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Unterdessen entspannt sich die Situation in der Gemeinde weitestgehend, die Pegel gehen leicht aber beständig zurück, so Kerschbaumer. Im Bereich Poppichl gebe es eine leichte Entspannung, von einer Entwarnung sei man aber noch weit entfernt. Kerschbaumer lobte die großartige Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen und Behörden. Nur so konnten die Einsätze effizient abgewickelt werden. Am Mittwoch konnten die Einsatzkräfte in Maria Saal eine Frau aus einem Auto retten. Die 32-Jährige stürzte aufgrund von Sekundenschlaf mit ihrem Pkw in eine Hochwasserabflussrinne, die derzeit zwei Meter hohes Wasser führt. Dank der Feuerwehr ging alles glimpflich aus.