Überschwemmung Poppichl Maria Saal
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Chronik

Trotz Entwarnung bestehen noch Sorgen

Nach den intensiven Regenfällen gibt es nun leichte Entspannung. Erste Zivilschutzwarnungen wurden aufgehoben – doch nicht überall. Denn nach wie vor besteht die Gefahr für Hangrutschungen. Sorgen bereitet auch die Wetterprognose – am Mittwoch soll es wieder regnen. Die KELAG will unterdessen Stromkunden entlasten.

Die KELAG stellt eine Soforthilfe in der Höhe von 500.000 Euro zur Abdeckung von erhöhten Stromkosten zur Verfügung, wie das Elektrizitätsunternehmen am Dienstagnachmittag bekanntgab. Damit sollen Haushalte ihre Mehrkosten beim Stromverbrauch abdecken können, die durch die Sanierung von Gebäuden mittels elektrischer Pumpen, Luftentfeuchtern und Trocknungsgeräten entstehen.

Anspruchsberechtigt seien alle Kunden der KELAG in Kärnten sowie Haushalte im Gebiet der Kärnten Netz. Das Angebot gelte unabhängig vom Stromanbieter – wenn die Strom-Mehrkosten nicht zur Gänze von Versicherungen getragen werden. Die Abwicklung der KELAG-Soforthilfe werde vom Land Kärnten und den Gemeinden durchgeführt werden. Weitere Details sollen in den kommenden Tagen kommuniziert werden. „Es geht jetzt darum, den betroffenen Menschen zumindest einen Teil ihrer Sorgen abzunehmen und ihnen zur Seite zu stehen“, so die KELAG-Vorstände Reinhard Draxler und Danny Güthlein.

Kostenlose Kinderbetreuung

Das Kärntner Hilfswerk wiederum möchte in den Krisengebieten in den Bezirken Klagenfurt und Völkermarkt kostenlose Kinderbetreuung anbieten. Das Angebot richtet sich an Kinder aus Familien, die vom Unwetter betroffen sind und deren Eltern aktuell damit beschäftigt sind, ihre Wohn- und Kellerräume trockenzulegen. Auch Kinder von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren werden in der KinderStadt in Klagenfurt oder in der Sommerkinderbetreuung in Feistritz ob Bleiburg und St. Michael ob Bleiburg aufgenommen.

Erste Zivilschutzalarme und -warnungen aufgehoben

Unterdessen entspannt sich die Lage in Unterkärnten ein wenig. Aufgrund der aktuellen Wetterlage wurde der Zivilschutzalarm für Loibach aufgehoben. Entwarnung gibt es auch in den Gemeinden St. Kanzian, Sittersdorf, Eberndorf und Bleiburg. Hingegen gilt die Zivilschutzwarnung weiterhin in Globasnitz und in Teilen von Eisenkappel-Vellach und Neuhaus. Einen aktuellen Überblick über die entsprechenden Alarme und Warnungen findet man auf der Internetseite des Landes.

Weiterhin Fahrverbot am Wörthersee

Auch das am Montag verhängte Fahrverbot auf dem Wörthersee bleibt aufrecht. Wegen des Hochwassers sind laut Schifffahrtsbehörde Stege und andere Hindernisse nicht erkennbar. Noch am späten Montagabend gab es Einsätze im Bereich der über die Ufer getretenen Glan und in Ebenthal, wo eine Mure ein Haus weggerissen hat – mehr dazu in Viele Probleme nach Starkregen. Einen neuen Einsatz gab es Dienstagfrüh in Brückl wegen einer Hangrutschung.

Überschwemmte Straße St. Veit und Sandsäcke
Barbara Frank/ORF

Immer wieder Hangrutschungen

Immer wieder werden Hangrutschungen gemeldet. Im Skigebiet Petzen im Bezirk Völkermarkt wurde eine Liftstütze schwer beschädigt. Die Kabinenbahn auf die Petzen ist bis auf Weiteres geschlossen. Auch in St. Paul im Lavanttal sind die Geologen im Einsatz. Betroffen sind etwa das Granitztal und der Josefsberg. Auch das Stift St. Paul ist massiv beschädigt. Eine 500 Jahre alte Mauer wurde massiv beschädigt, sagte Bürgermeister Stefan Salzmann: „Die hat 500 Jahre lang gehalten und durch die Wassermassen an diesem Wochenende ist das Erdreich runtergedrückt worden und hat dann diese Mauer zum Einsturz gebracht. Und das haben wir auch noch abgesichert. Da kommt jetzt zu Mittag der Landesgeologe.“

Sorge wegen neuerlichem Regen am Mittwoch

Dienstagmittag hieß es vom Landeskrisenstab, die Hochwassersituation habe sich deutlich entspannt, auch wenn der Rückgang nur sehr langsam vor sich gehe. Die höchsten Messwerte gibt es immer noch entlang der Glan. Angespannt sei die Situation noch was die Erdrutsche betrifft. Die Anzahl von Rutschungen und Muren steige derzeit. Das Bundesheer sei weiterhin in zehn betroffenen Bereichen im Einsatz. Aufgrund von Unwetterschäden ist auch die Kabinenbahn auf die Petzen bis auf Weiteres geschlossen.

Sorgen bereitet wieder das Wetter. Für Mittwoch prognostizieren die Meteorologen ausgedehnte Wolkenfelder, und am Nachmittag Gewitter, besonders in Unterkärnten. Mit Regenmengen zwischen zehn und bei Gewittern bis 25 Litern pro Quadratmeter müsse gerechnet werden. Am Donnerstag ist wieder Wetterbesserung in Sicht.

Bernd Radler (ORF) über Murenabgang

Hunderte Muren sind in Kärnten abgegangen, eine davon hat heute ein Einfamilienhaus in Rottenstein in der Gemeinde Ebenthal komplett zerstört.

Enorme Schäden entstanden

Was bleibt, ist ein enormer Schaden, der laut Katastrophenschutzreferenz Daniel Fellner noch nicht beziffert werden kann. Es gebe erste Hochrechnungen einzelner Gemeinden, sagte Fellner am Montagabend im Fernsehen bei Kärnten heute: „In St. Georgen im Lavanttal zum Beispiel hat man mir gesagt, dass sich der Schaden alleine an der Gemeindeinfrastruktur auf ungefähr eine Million Euro belaufen wird. In der Gemeinde Neuhaus sind es 3,5 Millionen Euro. Das sind nur die Schäden, die die Gemeindeinfrastruktur betreffen. Wir reden hier noch nicht von den privaten Schäden.“

Von 132 Kärntner Gemeinden sind ja 66 von Unwetterschäden betroffen. Die Aufräumarbeiten beginnen erst jetzt so richtig. Einige Ortschaften und Häuser sind ja nach wie vor behördlich gesperrt, weil weitere Hänge abzurutschen drohen. Betroffen ist etwa Poppichl in Maria Saal, wo entlang der Glan Häuser völlig überflutet wurden.

Gefahr für Hangrutsche bleibt hoch

Die Gefahr für Hangrutsche ist hoch, Grund sind die rekordverdächtig hohen Regenmengen, sie haben die Grundwasser-Spiegel ansteigen lassen – und auch die völlig aufgeweichten Böden und Hänge werden noch tagelang für Probleme sorgen.

Weiter Gefahr von Hangrutschungen

400 bis 500 Hangrutschungen wurden bis jetzt von den Geologen in Kärnten gezählt, wobei noch gar nicht alle betroffenen Gebiete abgeflogen wurden. Die Gefahr von weiteren Hangrutschungen bleibt noch bestehen, sagt der Landesgeologe Günter Weichlinger: „Die Hänge sind weiterhin durchtränkt und gesättigt. Daher kommt es immer wieder zu neuen Rutschungen, zur Fortführung von bereits bestehenden Rutschungen und die Lage hat sich da noch nicht entspannt.“

Es werde noch ein paar Tage dauern, bis eine Verbesserung eintritt, sofern es trocken bleibt, sagte Weichlinger. Am schwersten getroffen hat es wohl die Gemeinde Bad Eisenkappel. Dort sind nach wie vor einige Gehöfte von der Außenwelt abgeschnitten.

Zerstörte Straße in Eisenkappel
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In Eisenkappel wurden Straßen teilweise zerstört

Eisenkappel: Erneuerte Straßen wieder beschädigt

Viele Straßen, die nach den Sturmschäden der vergangenen Jahre erneuert worden sind, wurden nun ein weiteres Mal beschädigt, sagte der Bezirkshauptmann von Völkermarkt, Gert Klösch, am Dienstag: „Wir sind damit beschäftigt, jetzt das Ganze noch weiter aufzunehmen. Wir sind seit Freitag voriger Woche um halb drei in der Früh permanent unterwegs. Wir bekommen heute noch Unterstützung durch einen Geologen, den die KELAG beiziehen wird. Wir befinden uns jetzt gerade in Bad Eisenkappel an einem der Schwerpunkte dieser Unwettersituation. Wir stehen unmittelbar an der B82, die hoffentlich auf den Seeberg hinauf wieder freigegeben werden kann. Wir hatten hier eine große Mure“, sagte Klösch.

Steuer (ORF) zu den Aufräumarbeiten

Michael Steuer berichtete Dienstagfrüh für Guten Morgen Österreich aus Bad Eisenkappel über die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser.

Elisabeth Lobnik, die Bürgermeisterin von Bad Eisenkappel sagte im Gespräch mit ORF-Reporter Michael Steuer, das sich die Lage etwas entspannt habe, viele Höfe, die von der Umwelt abgeschnitten waren, könnten nun wieder erreicht werden, bei etwa zehn Höfen sind die Zufahrten noch zerstört: „Problematisch ist, dass wir immer noch Meldungen über Rutschungen bekommen. Die Hänge sind noch nass und sie sind nach wie vor in Bewegung.“

Ein Drittel des Simonberges abgerutscht

Ein weiteres Thema sei vor Eisenkappel im Raum Rechberg eine Abrutschung der Straße: „Wir versuchen diese jetzt wieder provisorisch herzurichten. Die Landesstraßenverwaltung versucht die Straße zumindest ab Mittwoch einspurig freizugeben“, sagte Bezirkshauptmann Klösch.

„Es liegen im Bezirk vom Windwurf im Juli noch immer 300.000 Festmeter am Boden und jetzt kommt das Wasser dazu“, sagte Klösch. Am Simonberg fehle ein Drittel des Berges: „Da sind wir jetzt auch erst dabei, uns Gedanken zu machen, wie wir diese Täler freiräumen können von dem Schadholz, das dort ist.“

Hangrutschung am Hemmaberg
Zdravko Haderlap
Eine riesiger Erdrutsch ging am Simonberg bei Globasnitz ab

Noch sind im Bezirk Völkermarkt 230 Gebäude evakuiert, nun gelte es, abzuschätzen, ob noch eine Gefahr gegeben ist oder nicht, sagte Bezirkshauptmann Klösch: „Natürlich drängen die Leute zurück in ihre Unterkünfte. Es trocknet auf, aber die Böden sind nach wie vor massiv durchnässt. Daher ist es nicht ganz ungefährlich.“

Land verspricht unbürokratische Soforthilfe

Das Land verspricht für die Betroffenen zumindest unbürokratische Soforthilfe bis zu 10.000 Euro, sagte Landesrat Daniel Fellner am Montag in Kärnten heute: „Wir haben mit Finanzreferentin Gaby Schaunig besprochen, dass wir eine Soforthilfe installieren werden – ähnlich wie wir es letztes Jahr im Gegendtal gemacht haben – wo wir den Menschen wirklich sehr unbürokratisch und vor allem schnelle Hilfen von 1.000 bis zu 10.000 Euro innerhalb weniger Tage zur Verfügung stellen können.“

Info-Hotline: Für Betroffene hat das Land eine Info-Hotline unter der Telefonnummer 050-536-22132 eingerichtet.

Das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein und es soll auch nur eine Soforthilfe sein, sagte Katastrophenschutzreferent Fellner: „In weiterer Folge ist es so, dass wir schon einen Abstimmungstermin mit allen Spendenorganisationen haben. Das funktioniert in Kärnten wirklich einzigartig und sehr, sehr gut, das gibt es in anderen Bundesländern in dieser Form nicht. Dann kommen die Versicherungen natürlich, mit denen wir auch in Abstimmung sind, ihre Zahlungen zu leisten und am Ende dieser Kette steht dann noch das Kärntner Nothilfswerk, sozusagen unser Kärntner Katastrophenfonds auch parat, wo die Menschen dann jene Summen einreichen können, die nicht durch Spenden, Versicherungsleistungen oder Soforthilfe abgegolten worden ist.“

Landesrat Daniel Fellner zur aktuellen Lage

Neben den Schäden an der öffentlichen Infrastruktur, an Straßen und Leitungen sind tausende Kärntner betroffen mit ihren Häusern, mit Wiesen, Äckern und Forsten.

Polizeihubschrauber mit 172 Einsätzen

Im Dauereinsatz stehen auch die drei Hubschrauber des Innenministeriums, die in Klagenfurt stationiert sind, sagt Leiter Othmar Karner. Seit Freitag hat die Crew insgesamt 172 Flüge absolviert, vor allem um die Situation von der Luft aus beurteilen zu können: „Zusätzlich haben wir auch Material- und Personentransporte durchgeführt, wenn Zeit war. Leere Sandsäcke zum Beispiel, haben wir dort, wo sie nötig waren verbracht und Trinkwassertransporte durchgeführt, wo es notwendig war.“

Auch der Transport einer Trinkwasseraufbereitungsanlage nach Keutschach sei notwendig gewesen. Auch kleine, notwendige Evakuierungen von Personen, die eingeschlossen waren, und Transporte von Sanitätern wurden von den Polizeihubschraubern durchgeführt.

Polizeihubschrauber
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Auch die drei Hubschrauber des Innenministeriums stehen im Dauereinsatz

Noch immer Straßen gesperrt

Die Bewohner, die in Maria Saal evakuiert wurden, können auch in den nächsten Tagen nicht in ihre Häuser zurück. Der Pegelstand der Glan sei zwar leicht zurückgegangen, aber noch stehen die Häuser unter Wasser. Jene acht Bewohner, die in Poppichl nur mit einem Boot erreichbar sind, seien gut versorgt, sie werden vermutlich ab Mittwoch oder Donnerstag wieder über den Landweg erreichbar sein.

Ein weiteres Problem ist der hohe Grundwasserspiegel im Raum Klagenfurt. Im Stadtteil Viktring stehen hunderte Häuser, Wohnungen und Tiefgaragen seit Tagen unter Wasser – mehr dazu in Schwierige Aufräumarbeiten in Viktring.

Fahrverbot auch für Wörthersee Schifffahrt

Gesperrt bleibt noch bis Mittwoch das Klagenfurter Strandbad, es ist völlig überschwemmt. Und auch das Fahrverbot auf dem Wörthersee bleibt aufrecht. Wegen des Hochwassers seien laut Schifffahrtsbehörde Stege und andere Hindernisse nicht zu sehen. Dieses Fahrverbot gilt auch für die Wörthersee Schifffahrt.

Noch immer gibt es Straßensperren nach den Regenfällen mit Muren und Hangrutschungen. Auch eine Bahnverbindung nach Slowenien ist noch betroffen – mehr dazu in Straßensperren durch Unwetter. Zivilschutzwarnungen gibt es noch in elf Gemeinden in Kärnten, nur für die Gemeinde Loibach in Bleiburg gilt noch ein Zivilschutzalarm.