Die Geretteten in der Rettungsstelle Bleiburg
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CHRONIK

Kärntner Camper aus Slowenien gerettet

Bis Sonntagmittag leisteten 3.300 Feuerwehrleute von 270 Feuerwehren in Kärnten 2.650 Einsätze. Immer wieder blockieren Muren und Erdrutsche Straßen, beschädigen Häuser oder bedrohen Siedlungen. 23 Kärntner Camper wurden am Samstag von der Feuerwehr aus Slowenien abgeholt, nachdem sie vor den Wassermassen gerettet wurden.

Nach der Sitzung des Landeskrisenstabes Sonntagfrüh hieß es in einer Aussendung, die Regenmengen in der Nacht hätten laut Meteorologen leicht unter den erwarteten Mengen gelegen. Am Nachmittag werde es aber punktuell noch einige Schauer und auch Gewitter geben. Hauptsächlich betroffen dürften die südlichen und südöstlichen Bereiche Kärntens sein – mehr dazu in Muren und Erdrutsche gehen ab.

Kärntner Familien heimgeholt

Kärntner aus Slowenien von Feuerwehr nach Hause gebracht

In Slowenien saßen am Samstag Väter mit ihren Kindern im schwer getroffenen Krisengebiet fest. Die insgesamt 23 Personen wurden auf einem Campingplatz in Recica von den Wassermassen überrascht. Die Väter veranstalten das „Chaos-Camping“ mit ihren Kindern seit vielen Jahren, um die Mütter zu entlasten, erzählte einer der Geretteten später.

Kurz nach 4.00 Uhr Früh wurde Alarm geschlagen, erzählte einer der Betroffenen: „Wir saßen auf einer Insel bei einem See fest und sind mit Rafting-Booten gerettet worden. Zwei von uns kamen nicht mehr drüber, die mussten sich auf Bäume retten.“ Autos, so wie Hab und Gut wurden von der Flutwelle mitgerissen und zerstört. Der Campingbesitzer habe Leib und Leben riskiert, um die Urlauber zu retten, sagte der Kärntner.

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Rot-Kreuz-Mitarbeiter vor der Rettungsstelle
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Rot-Kreuz-Mitarbeiter vor der Rettungsstelle
Einsatzfahrzeug Feuerwehr
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Die Feuerwehr brachte die Camper zurück nach Kärnten
Ankunft der Camper in Bleiburg
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Ankunft der Camper in Bleiburg
Ankunft der Camper in Bleiburg
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Ankunft der Camper in Bleiburg
Die Camper in der Rettungsstelle Bleiburg
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Die Camper in der Rettungsstelle Bleiburg
Die Camper in der Rettungsstelle Bleiburg
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Erholung von den Strapazen beim Tischfußball spielen
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Erholung von den Strapazen beim Tischfußballspiel
Die Retter in der Rettungsstelle Bleiburg
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Die Retter in der Rettungsstelle Bleiburg

Schwieriger Heimweg nach Bleiburg

Die evakuierten Urlauber wurden in Recica in der Schule versorgt, bis die Retter aus Kärnten eintrafen. Die Rückfahrt gestaltete sich wegen der gesperrten Straßen in Slowenien schwierig. Die Retter mussten sich den Weg über Feldwege bahnen und einige Male umkehren, erzählt Johann Delsnig, einer der Retter vom Bezirksfeuerwehrkommando St. Veit an der Glan: „Wir sind überglücklich, dass wir die 23 Personen unversehrt nach Bleiburg bringen konnten.“

Die 23 Kärntner wurden schließlich in der Nacht auf Sonntag mit Fahrzeugen der Feuerwehren Wolfsberg, Althofen, Ferlach und Velden über den Grenzübergang Grablach zurückgeholt und in die Rettungsstelle in Bleiburg gebracht. Die Betroffenen wurden ärztlich versorgt und von einem Kriseninterventionsteam betreut. „Es grenzt fast an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde“, hieß es von der Rettung.

Kein Aufatmen bei Unwettern

Die Unwetter- und Hochwasserlage in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland hält seit vielen Stunden in Atem. In Kärnten sind weiterhin die Bezirke Sankt Veit, Wolfsberg und Völkermarkt besonders betroffen: Hier mussten Häuser evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt werden. In der Steiermark kämpfen die Menschen in den Bezirken Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark gegen die Wassermassen.

„Extremsituation“ in halb Kärnten

Seit mehreren Tagen und Nächten sind Feuerwehren, Bundesheer und Rettungsorganisationen mittlerweile bereits im Einsatz. „Wir haben bisher 2.500 Einsätze mit 260 Feuerwehren durchgeführt, insgesamt waren dabei bereits 3.500 Feuerwehrleute im Einsatz“, berichtete Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin am Samstagabend im ORF-Landesstudio in Klagenfurt. Auch Feuerwehren aus anderen Bundesländern, konkret Niederösterreich, halfen.

Aktuell seien noch immer 1.500 Feuerwehrleute in den am stärksten betroffenen Gebieten im Einsatz. Schließlich sei halb Kärnten von einer „Extremsituation“ betroffen, so Robin – insbesondere in den Bezirken Klagenfurt, Klagenfurt Land, Völkermarkt, Wolfsberg und St. Veit an der Glan. Durch die Abpumparbeiten konnte zwar Schlimmeres verhindert werden, nun aber komme durch die aufgeweichten Böden die Gefahr von Murenabgängen hinzu – mehr dazu in Mit dem Regen kommen die Muren

Feuerwehrkommandant zum Hochwasser

Landesfeuerwehrkommandanten Rudolf Robin zieht Bilanz nach dem Starkregen und erklärt unter anderem wo die Lage am prikärsten ist.

Die schwierige Situation könne nur durch die extreme Geschlossenheit sämtlicher Einsatzorganisationen gemeistert werden. „Eine Hand unterstützt die andere, es wird sehr respektvoll und mit Augenmaß zusammengearbeitet“, betont Robin.

Diese Hilfe kenne auch keine Grenzen: So sei bereits der Katastrophen-Hilfszug aus dem Bezirk Spittal mit 230 Feuerwehrleuten in Unterkärnten eingesprungen. Auf der anderen Seite haben auch Kärntner Einsatzkräfte in Slowenien geholfen.

Caritas und Bürgermeister sind tief betroffen

Neben der Bewältigung der aktuellen Gefahrensituation wird nun das Ausmaß der Schäden immer klarer. „Wir müssen den Menschen unbedingt helfen, die viel verloren haben“, so der Globasnitzer Bürgermeister Bernhard Sadovnik. Er sprach auch mit Blick auf das Nachbarland Slowenien von einer Katastrophe, die er noch nie erlebt habe.

„Viele Haushalte sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Die Wassermassen haben nicht nur die Infrastruktur, sondern auch viele Häuser, Wohnungen und landwirtschaftliche Geräte massiv in Mitleidenschaft gezogen“, sagte die Bad Eisenkappler Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik.

Caritaspräsident Ernst Sandriesser und Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik
Caritas
Caritasdirektor Ernst Sandriesser und Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik in Bad Eisenkappel

„Hochwasser – Österreich hilft Österreich“

Wegen der schweren Unwetter hat die ORF-Initiative „ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH“ gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen (Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe) die Hilfsaktion „Hochwasser – Österreich hilft Österreich“ gestartet. Die Menschen in Österreich werden um ihre solidarische Hilfe gebeten – mehr dazu in ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH.

Auch die Caritas Kärnten unterstützt Familien vor Ort, die von den Überflutungen betroffen sind. Nach einem Lokalaugenschein sagte Caritasdirektor Ernst Sandriesser: „Viele Bürgermeister und Unwetteropfer sind von der Situation total erschüttert. Schnellste Hilfe ist jetzt unbedingt notwendig. Die Caritas stellt daher 100.000 Euro als Soforthilfe aus dem Katastrophenfonds zur Verfügung, um damit die schlimmste Not zu lindern.“

Erkundungsflüge bei extremen Bedingungen

Neben den Feuerwehren, dem Roten Kreuz, der Wasserrettung und dem Bundesheer ist auch die Flugpolizei im Dauereinsatz. Die beiden stationierten Hubschrauber des Innenministeriums fliegen teilweise unter extremen Bedingungen, um die Lage laufend erkunden zu können. Bisher wurden mehr als 40 Einsätze in der Luft absolviert.