Die Glan trat über ihre Ufer
Österreichische Wasserrettung Alexander Wultsch
Österreichische Wasserrettung Alexander Wultsch
Chronik

Radfahrer Opfer der Fluten

Obwohl der Regen Sonntagmittag eine Pause eingelegt hat, gab es keine Verschnaufpause für die Retter. In den Bezirken zwischen Klagenfurt und Wolfsberg reißen immer mehr Hänge ein, Muren und Erdrutsche blockieren Straßen und beschädigen Häuser. In Maria Saal wurde ein 53 Jahre alter Radfahrer Opfer der Wassermassen.

Der 53 Jahre alte Mann hatte sein Rad am abgesperrten Radweg geschoben und dürfte die durch die Überflutung entstandene Strömung in den Glanfluss unterschätzt haben. Er wurde vom Oberflächenwasser, das von einem Feld in die Glan floss, ins reißende Wasser gezogen. Zeugen sahen, wie der Mann von den Fluten mitgerissen wurde und alarmierten die Einsatzkräfte.

Die Wasserrettung bei der Suche nach dem Opfer
Österreichische Wasserrettung Alexander Wultsch
Die Wasserrettung konnte den verunglückten Radfahrer etwa zwei Stunden nach dem Unfall finden

Im Wasser treibend gefunden

Polizeihubschrauber, Taucher, Feuerwehren und Rettungskräfte suchten nach dem Mann. Im Bereich Karnburg konnte er etwa zwei Stunden nach dem Unfall leblos im Wasser treibend gesichtet und von der Wasserrettung Krumpendorf geborgen werden. Es wurden sofort Wiederbelebungsmaßnahmen durch das Rote Kreuz und den Notarzt durchgeführt. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht. Er starb im Klinikum Klagenfurt.

Fünf Bezirke von Überschwemmungen betroffen

In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. Rund 80 größere, geologisch begutachtete Erdrutsche waren dem Landeskrisenstab am Sonntagnachmittag bekannt. Während einige Straßensperren wieder aufgehoben werden konnten, weil das Hochwasser abgeflossen war, kamen anderenorts wieder einige wegen Muren und Hangrutschungen hinzu. Im Bezirk Klagenfurt-Land kam es am Nachmittag von Magdalensberg über Keutschach bis nach Ebenthal zu Erdrutschen mit zahlreichen Evakuierungen und Straßensperren.

Straßensperren wegen Erdrutschen

Wegen Überflutungen und Erdrutschen oder Murenabgängen sind unter anderem die Packerstraße (B70) bei Völkermarkt und am Griffner Berg sowie die Lavamünder Straße (B80) beim Grenzübergang Lavamünd gesperrt. Auch die Seeberg Straße (B82) ist an mehreren Stellen gesperrt. Der Grenzübergang am Loiblpass ist wieder frei – mehr dazu in Straßensperren durch Unwetter.

Luftbrücke für Seitentäler von Eisenkappel

Eisenkappel ist seit Sonntag mit dem Pkw wieder erreichbar. Seitentäler sind aber nur über eine Luftbrücke erreichbar. An die 35 Gehöfte von Remschnik bis Vellach sind derzeit von der Außenwelt abgeschnitten, sagte die Bürgermeisterin von Eisenkappel, Elisabeth Lobnik. 60 Personen mussten ihre Häuser verlassen. Bürger können sich bei Notfällen über die Telefonnummer 04228/25075 im Sicherheitszentrum der Gemeinde melden.

Zivilschutzalarm für St. Paul aufgehoben

Der Zivilschutzalarm in Loibach bleibt bestehen. Der Alarm für St. Paul im Lavanttal wurde am Sonntagabend aufgehoben. Zivilschutzwarnungen gelten für St. Kanzian, Globasnitz, Eberndorf, Sittersdorf (außer Schwabegg), Neuhaus und Bad Eisenkappel sowie für Bleiburg.

Eine neue Zivilschutzwarnung gibt es in der Gemeinde Keutschach, dort mussten 20 Häuser evakuiert werden. Am Sonntagvormittag wurde die Zivilschutzwarnung für Globasnitz wiederholt. Die Zivilschutzwarnung für St. Georgen im Lavanttal wurde am Sonntag aufgehoben.

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Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
ORF
Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
ORF
Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
ORF
Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
ORF
Schäden in Unterbergen bei Völkermarkt
Hangrutschung Globasnitz
Bezirksfeuerwehrkommando
Hangrutschung Globasnitz
Hangrutschung Globasnitz
Bezirksfeuerwehrkommando
Hangrutschung Simonberg in Globasnitz
Hangrutschung am Hemmaberg
Zdravko Haderlap
Zerstörungen in Eisenkappel
Hangrutschung am Hemmaberg
Zdravko Haderlap
Zerstörungen in Eisenkappel
Hangrutschung am Hemmaberg
Zdravko Haderlap
Zerstörungen in Eisenkappel

Neue Zivilschutzwarnungen

Eine neue Zivilschutzwarnung gibt es seit Sonntagmittag für die Orte Ettendorf und Hart in Lavamünd. In den betroffenen Gemeinden wird die Bevölkerung gebeten, die Häuser nicht zu verlassen und den Keller zu meiden, denn es besteht weiterhin die Gefahr von Hangrutschungen. Auch auf unnötige Fahrten sollte verzichtet werden.

Erhöhte Gefahr von Hangrutschungen bestand Sonntagmittag im Bezirk Wolfsberg in Rabensteingreuth, Lamprechtsberg, Weißenberg und Lorenzenberg. Teilweise besteht nur ganz lokal Gefahr für Häuser. In der Gemeinde Ebenthal etwa mussten zehn Häuser in den Ortschaften Rottenstein, Goritschach und Kossiach evakuiert werden. 20 Personen konnten in Sicherheit gebracht werden.

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Hangrutschung am Magdalensberg
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Hangrutschung an der Süduferstraße
Hangrutschung Süduferstraße bei Reifnitz
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Hangrutschung Süduferstraße bei Reifnitz
Hangrutschung am Magdalensberg
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Hangrutschung am Magdalensberg
Hangrutschung am Magdalensberg
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Hangrutschung am Magdalensberg
Bäume wurden am Magdalensberg umgerissen
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Bäume wurden am Magdalensberg umgerissen
Bäume wurden am Magdalensberg umgerissen
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Bäume wurden am Magdalensberg umgerissen

Notweg nach Guntschach endgültig zerstört

Der Notweg nach Guntschach in der Gemeinde Maria Rain ist durch Erdrutsche an sieben Stellen unterbrochen. 49 Bewohner mussten wegen der Erdrutschgefahr bei Freunden oder Verwandten auswärts übernachten. Die Ortschaft wird derzeit aus der Luft und durch die Fähre über die Drau vom Bundesheer versorgt, sagte der Klagenfurter Bezirkshauptmann Johannes Leitner.

Am Nachmittag wurde bekannt, dass sich der Notweg derzeit nicht reparieren lässt. Die Versorgung der Bewohner übernimmt weiter das Bundesheer, bis ein Bootsbetrieb eingerichtet ist.

Krisenstab tagte am Sonntag

Sonntagfrüh tagte wieder der Krisenstab des Landes. Weiterhin sehr groß ist die Erdrutschgefahr, auch hinsichtlich der noch am Nachmittag zu erwartenden Schauer und Gewitter. Durch die starken Regenfälle ist der Boden durchnässt, dadurch wird er instabil, sagte Günther Weichlinger von der Abteilung für Naturschutz und Umwelt des Landes Kärnten: „Da kommt es natürlich immer wieder zu Hanginstabilitäten, zu Muren und Erdrutschen, weil das Erdreich die Wassermassen einfach nicht mehr aufnehmen kann.“

Die Lage wird sich erst beruhigen, wenn der Boden wieder trocknet – und das kann dauern, sagte Weichlinger, dazu sind ein bis zwei Tage ohne Niederschlag nötig: „Dann wird sich die Situation erst entspannen.“ Derzeit sind fünf Landesgeologen in den betroffenen Gebieten unterwegs. Sie beurteilen, wo Evakuierungen oder Straßensperren notwendig sind, sagte Weichlinger: „Menschenleben, Objekte und Infrastruktur sind prioritär zu schützen, kleinere Ereignisse müssen hintanstehen und werden später erfasst.“

Nach wie vor hoher Wasserpegel der Gurk bei Grafenstein
ORF
Noch sind die Pegelstände hoch, wie bei der Gurk bei Grafenstein

Rückgang der Pegel erwartet

Der hydrografische Dienst des Landes erwartete einen deutlichen Hochwasserrückgang bei den meisten Pegeln. Ausnahme sind die Glan und die untere Gurk, dort geht der Pegel nur sehr langsam zurück. Für die Glan besteht die Gefahrenstufe hoch, das bedeutet, dass einzelne Gebäude an Ufern und Siedlungsbereiche mit unzureichendem Hochwasserschutz überschwemmt werden können. Für die Gurk herrscht mittlere Gefahrenstufe. Die Grundwasserstände und damit auch die Gefahr durch Hangrutschungen bleiben hoch, hieß es.

Derzeit unter Kontrolle ist die Situation beim Treimischer Teich in Klagenfurt-Viktring. Nach wie vor sehr hoch ist der Wasserstand am Gösselsdorfer See, der das 100-jährige Hochwasser deutlich überschritten hat. Am Sonntagnachmittag muss noch einmal lokal mit Regen und Gewittern gerechnet werden. Das Italientief wandert aber nach Osten ab, am Abend sollten die Regenfälle in Kärnten endgültig aufhören.

Wörthersee nähert sich 30-jähriger Hochwassermarke

Der Wörthersee nähert sich einem 30-jährigen Hochwasser. In einer Aussendung der Veldener Tourismusgesellschaft wurde am Sonntag darauf hingewiesen, dass der Pegelstand des Sees zu Mittag in Pörtschach bereits bei 175 Zentimeter lag und damit 55 Zentimeter über dem langjährigen Mittelwert. Auch seit dem Ende der Niederschläge am Sonntag sei der Pegel noch weiter angestiegen. Ein Rückgang sei nur ausgesprochen langsam zu erwarten.

Screenshot der Hydrographie des Landes Kärnten von Pörtschach
Land Kärnten

Fahrten mit dem Boot vermeiden

Der See sei bereits vielerorts über das Ufer getreten und hat Steganlagen und Uferbefestigungen überschwemmt, hieß es von der Velden Tourismus. Die Bevölkerung sei aufgefordert, jedes leichtsinnige Verhalten zu vermeiden, das zu weiteren Schäden führen könnte. Dazu zähle auch der durch die Motorboote am See verursachte Wellenschlag, der eine zusätzliche Bedrohung für Steganlagen, Seeeinbauten und für den gesamten Naturraum am See darstelle.

„Daher bitten auch wir Sie eindringlich, alle nicht nötigen Ausfahrten mit Ihrem Boot zu vermeiden bzw. den Wellenschlag so gering wie möglich zu halten und einen Abstand von etwa 300 Metern zum Ufer einzuhalten“, hieß es in der Aussendung der Veldener Tourismusgesellschaft.

Hunderte Evakuierungen in letzten Tagen

Bis Sonntagfrüh waren wieder 60 Feuerwehreinsätze notwendig. Der Regen ließ vorübergehend in vielen Teilen Kärntens nach. Immer wieder müssen aber gefährdete Häuser evakuiert werden. In Langegg zwischen Griffen und St. Andrä bekam ein Haus Risse, die Bewohner mussten den Bauernhof verlassen.

In Unterbergen bei Völkermarkt wurden in der Nacht auf Sonntag 15 Häuser evakuiert, 42 Menschen wurden über Nacht anderswo untergebracht. Auch der Bergort Diex ist derzeit auf dem Straßenweg schwer zu erreichen, wegen Hangrutschungen wurden acht Gebäude evakuiert. In Maria Saal im Bezirk Klagenfurt-Land mussten in der Ortschaft Poppichl fünf Häuser evakuiert werden. Insgesamt gab es während der letzten drei Tage hunderte Evakuierungen in Kärnten.

Noch sind etliche Straßen gesperrt. Die Grenzübergänge nach Slowenien sind teilweise wieder frei, von Autofahrten im vom Regen betroffenen Gebiet wird aber abgeraten. Straßensperren gibt es auch in Slowenien – mehr dazu in Straßensperren durch Unwetter.

Klagenfurt: Kanalnetz weiter überlastet

Leichte Entwarnung gibt es dafür in Klagenfurt-Viktring. Dort konnte aufgrund von Schutzmaßnahmen vorübergehend ein Dammbruch und damit die Überflutung von zahlreichen Häusern teilweise verhindert werden. Nach wie vor gibt es im Stadtgebiet von Klagenfurt enorme Wassermengen, die Großteils vom städtischen Kanalsystem entsorgt werden müssen. Weiterhin komme es zu punktuellen Überlastungen, was in einigen Häusern und Wohnungen zu Problemen bei der Benutzung der Sanitäranlagen führt, hieß es in einer Aussendung der Stadt am Sonntag.

Die Bevölkerung wird daher gebeten, in den nächsten 24 Stunden auf einen unnötigen Abwasserverbrauch zu verzichten. So sollte Wäschewaschen möglichst verschoben und die Nutzung des Geschirrspülers und anderen Wasserverbrauchern auf ein Minimum reduziert werden. Gebeten wird weiterhin, das eingetretene Wasser nicht mit eigenen Pumpen in das öffentliche Kanalsystem einzuleiten. Auch Übermengen in Pools sollten erst morgen abgelassen werden.

Fernwärmeaschächte in Klagenfurt müssen ausgepumpt werden
ORF/Steiner
In Klagenfurt müssen auch die Fernwärmeaschächte von den Wassermassen befreit werden

Der steigende Grundwasserspiegel in Klagenfurt führt auch zu vermehrten Stromausfällen. Besonders betroffen ist der Stadtteil Viktring.

Strandbad Klagenfurt bis Mittwoch geschlossen

Die Klagenfurter Bäder Strandbad und Loretto bleiben wegen der Überschwemmungen voraussichtlich bis Mittwoch geschlossen. Das Bad Maiernigg hat offen.

Wegen der Wassermassen sind auch alle verfügbaren Mitarbeiter der Energie Klagenfurt (EKG) seit Tagen
rund um die Uhr im Einsatz, um die Stromversorgung für die Bevölkerung aufrecht zu erhalten und sicher zu stellen, hieß es in einer Aussendung. Von Stromausfällen seien vor allem die Bereiche Waidmannsdorf, Viktring und Fischl betroffen.

Appell an Arbeitgeber: Helfern entgegen kommen

Wenn am Montag die Arbeitswoche startet, werden viele freiwilligen Kräfte ihren Dienst in den Einsatzorganisationen nicht mehr antreten können. Von Seiten des Roten Kreuzes, des Landesfeuerwehrverbandes und des Landes Kärnten erging deswegen der Appell an die Arbeitgeber und Unternehmer, die Unwetterregionen zu unterstützen und den freiwilligen Helfern entgegen zu kommen, ihren Dienst in den Einsatzorganisationen weiter absolvieren zu können.

Die freiwilligen Helfer leisten einen übermenschlichen Dienst an der Gesellschaft und würden auch in den kommenden Stunden noch dringen gebraucht, hieß es. Firmen, die ihre im Einsatz stehenden Mitarbeiter bei Feuerwehr und Rettung weiter bezahlen, werden vom Land finanziell entschädigt.

Kärnten Camper aus Slowenien gerettet

In Slowenien saßen am Samstag Väter mit ihren Kindern im schwer getroffenen Krisengebiet fest. Die insgesamt 23 Personen wurden in der Nacht auf einem Campingplatz in Recica von den Wassermassen überrascht – mehr dazu in Kärntner Camper aus Slowenien gerettet.