Dachteile des Hotels
FF Velden
FF Velden
Chronik

Hotel in Velden durch Sturm abgedeckt

Eine neuerliche Unwetterfront mit Sturmböen um 130 km/h und Regenschauern hat am Dienstagnachmittag Kärnten von Nordwesten her überquert. Schäden wurden von Spittal an der Drau bis Völkermarkt gemeldet. Mittwochvormittag waren noch rund 2.700 Haushalte ohne Strom, vor allem im Görtschitztal. In Velden wurde ein Hotel abgedeckt.

Bei einem Hotel in Velden wurde am Dienstagabend durch starke Sturmböen der nördliche Teil des Daches mitsamt dem hölzernen Unterbau abgetragen. Das Dach flog in südliche Richtung über das restliche Hoteldach und kam im Bereich der Parkplätze zu liegen. Dabei wurden drei dort abgestellte Pkws von Hotelgästen beschädigt. Durch den anhaltenden Regen trat Wasser in die Zimmer des obersten Stockwerks ein. Am Hotelgebäude und an den Pkws entstand erheblicher Sachschaden in derzeit unbekannter Höhe. Im Einsatz stand die FF Velden.

Ein Dach wird zugedeckt
FF Ruden
Arbeiten an einem abgedeckten Dach in Ruden

Strommonteure und Feuerwehr im Dauereinsatz

Im Bezirk Völkermarkt mussten die Feuerwehren innerhalb von zwei Tagen über 600 Einsätze bewältigen, sagte Feuerwehrkommandant Patrick Skubel am Mittwoch zur APA. Seit Dienstagnachmittag waren es rund 50, seit Mittwoch, 6.00 Uhr, waren in Eberndorf und St. Kanzian Feuerwehrleute mit Aufräumeinsätzen beschäftigt. Auch die Villacher Hauptfeuerwache stößt allmählich an ihre Grenzen, so Kommandant Harald Geissler. 32 Mal rückten die Kräfte allein am Dienstag aus.

Robert Schmaranz von Kärnten Netz sagte Mittwochfrüh zur Lage, derzeit gebe es eine noch nie da gewesene Serie von Unwettern. Am stärksten seien derzeit Mittel- und Unterkärnten betroffen und davon die Bezirke St. Veit, Villach-Land, Völkermarkt und Wolfsberg. Zu Mittag waren noch 2.700 Haushalte ohne Strom, vor allem im Görtschitztal. Rund 180 Monteure seien im Einsatz.

Gewitterwolken ziehen über Villach
ORF
Gewitterfront zieht über Villach

Komplett ausgelastet sind auch die etwa 200 Dachdeckerbetriebe in Kärnten. Laut Wirtschaftskammer werden Notfälle vorgezogen. Man könne als erste Maßnahme jedoch nur die Dächer mit Planen abdecken. Auf die eigentliche Reparatur müsse man derzeit mehrere Wochen warten.

Felsbrocken stürzte auf Mölltal Straße

Gegen 16.60 Uhr stürzte ein Felsbrocken auf der Mölltal Straße (B106). Der ca. 800 Kilogramm schwere Felsbrocken wurde umgehende durch die Einsatzkräfte von der Fahrbahn entfernt. In weiterer Folge wurde der Felsbrocken von der Straßenmeisterei Winklern mittels Lkw abtransportiert. Es gab leichte Beschädigungen an der Fahrbahn, es wurden keine Personen verletzt. Eine Besichtigung des Geländes oberhalb des Vorfallsortes erfolgt am Mittwoch. Im Einsatz standen die FF Obervellach und die FF Flattach-Fragant sowie die Straßenmeisterei Winklern.

In Paternion sorgte ein durch einen Baum abgerissenes Stromkabel für Gefahr, weil es bis zum Boden hing. Die Polizei sicherte die Gefahrenstelle bis zum Eintreffen des Störungsdienstes der Kärnten Netz.

In Ponfeld fiel ein Baum über eine Straße
FF Wölfnitz
In Ponfeld fiel ein Baum über eine Straße

Gewitterfront zog von Tirol nach Kärnten

Erste Windböen in Lienz erreichten 93 km/h, in Dellach im Drautal und im Lesachtal waren es kurz nach 17.00 Uhr 70 bis 80 km/h, sagte Gerhard Hohenwarter von der Geosphere Austria. Die Landesalarm- und Warnzentrale meldete gegen 17.00 Uhr erste Einsätze im Bezirk Spittal an der Drau, Bäume wurden umgerissen. Es gab vorerst kleinere Murenabgänge und Überflutungen. Bis kurz nach 19.00 Uhr war das Unwetter durchgezogen, gegen 21.00 Uhr beruhigte sich die Wetterlage.

Sturm über Bad St. Leonhard im Lavanttal

Sturmböen bis zu 130 km/h

Die Sturmböen seien heftig aber sehr kurz gewesen, sagte Hohenwarter. Auf dem Dobratsch wurden Spitzen von 130 km/h gemessen, auf der Kanzelhöhe der Gerlitzen wurden Böen mit 95 km/h gemessen, auf dem Katschberg waren es 92 km/h. Aber auch in der Landeshauptstadt erreichten die Sturmböen eine Geschwindigkeit von 89 km/h. In Bad Eisenkappel wurde ein neuer Rekord gemessen, mit einer Windgeschwindigkeit von 121 km/h.

Es gab über 300 Feuerwehreinsätze. Allein in Klagenfurt gab es 23 Feuerwehreinsätze, meist wegen umgestürzter Bäume. In Griffen löste ein Blitzschlag einen Dachstuhlbrand aus. In Mittlern in der Gemeinde Eberndorf wurde ein Pkw von einem umstürzenden Baum getroffen. In Stockenboi fiel ein Baum auf einen Pkw mit zwei Erwachsenen und einem Kleinkind, verletzt wurde niemand. In Villach wurden einige Dächer abgedeckt. Einige Planen, die Schäden vom Unwetter vom Montag an Häusern im Bezirk Völkermarkt abdeckten, wurden vom Sturm herunter gerissen.

Südbahnstrecke unterbrochen

Die Südbahnstrecke musste zwischen Neumarkt und Friesach bis Mitternacht gesperrt werden. Bei den Zugsverbindungen zwischen Klagenfurt und Wien gab es daher Verzögerungen von bis zu drei Stunden. Eine Unterbrechung gab es auch auf der Karawankenbahn zwischen Ledenitzen und Rosenbach und auf der Lavanttalbahn zwischen Frantschach/St. Gertraud und Bad St. Leonhard.

Sturm in Mühldorf im Mölltal

Auch am Mittwoch Unwetter möglich

Die Front war bis kurz nach 19.00 Uhr durchgezogen. Die gröbste Gefahr sollte damit für Kärnten gebannt sein, sagte Meteorologe Hohenwarter. Mit Unwettern werde auch am Mittwoch zu rechnen sein: „Es wird wieder schwül und warm sein am Mittwoch. Die Luft ist immer noch sehr energiereich. Am Nachmittag sind dann über das Land verteilt wieder einige teils heftige Gewitter und Unwetter möglich.“

Sturmböen in Maria Gail bei Villach

Sommer bleibt vorerst unwetteranfällig

Auch am Donnerstag und am Freitag kann es noch Gewitter geben, es werde aber ruhiger, sagte Hohenwarter. Die nächste Hitzewelle kündige sich aber bereits an. Auch neue Unwetter seien bis Ende Juli zu befürchten. „Dieser Sommer bleibt bis auf weiteres ein Hitzesommer, ein gewitter- und unwetteranfälliger Sommer. Ein ruhiges und sommerliches, nicht so heißes Wetter ist vorerst nicht zu erwarten“, sagte Hohenwarter.

Meteorologe Mannsberger über die Unwetterlage

Meteorologe Andreas Mannsberger von Geosphere Austria spricht über die Unwettersituation im Land.

Der Meteorologe Andreas Mansberger war am Dienstagabend zu Gast bei „Kärnten heute“. Zur ungewöhnlichen Intensität der Gewitter sagte er, die viele feuchte Luft im Juli sei ungewöhnlich und eine „Zutat“ für heftige Gewitter. Die hohen Windgeschwindigkeiten entstehen durch Fallwinde, durch „Downbursts“: „Die Luft fällt regelrecht aus großer Höhe bis zum Boden und das mit enormer Geschwindigkeit, wie wir es heute in Bad Eisenkappel gesehen haben.“

Schäden in Tirol, Salzburg und der Steiermark

Das Unwetter sorgte in Tirol für etwa 500 Feuerwehreinsätze – mehr dazu in Unwetterfront: Einsätze im ganzen Land (tirol.ORF.at). Auch in Salzburg sorgte die Gewitterfront für zahlreiche Einsätze – mehr dazu in Gewitterfront bringt viele Einsätze (salzburg.ORF.at). Auch in der Obersteiermark mussten die Feuerwehren wegen des Gewitters ausrücken – mehr dazu in Unwetter haben die Steiermark erreicht (steiermark.ORF.at).

Bereits in der Nacht auf Montag war der Bezirk Völkermarkt von einem heftigen Gewitter getroffen worden – mehr dazu in – Unwetter richtete große Schäden an.