Gerald Arnold unter Wasser
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Umwelt

Taucher dokumentiert Klimaveränderung

Der Klagenfurter Pathologe Gerald Arnold taucht und filmt seit seinem 18 Lebensjahr. Der 64-Jährige zählt zu den begehrtesten Unterwasserfilmern Europas. Kaum jemand dokumentierte auch die Verschmutzung und Veränderung der Meere, Flüsse und Seen so genau wie er. Betroffen sind auch Gewässer in Kärnten.

Mit 18 Jahren absolvierte Arnold seinen ersten Tauchkurs, Wasser faszinierte ihn immer: „Ich habe schon seit meiner Kindheit eine Affinität zum Wasser gehabt. Ich war am Wörthersee baden und in Bibione auf Urlaub, später war ich Ruderer. Das Wasser war immer mein Element.“ Fast 60 Kilo schwer sind Tauch- und Kameraausrüstung, an Land kaum zu tragen: „Es gibt kaum jemanden, für den das Tauchen schöner ist, als für mich. Dieser Moment, wo das Wasser über mir ist und die Ruhe einsetzt, das ist unbeschreiblich. Ich brauche das schwebende Gefühl.“

Gerald Arnold
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Gerald Arnold

Mittlerweile taucht und filmt der Oberarzt der Pathologie am Klinikum K.agenfurt seit 46 Jahren mit Leidenschaft in großen und kleinen Gewässern. Immer wieder werde er nach den schönsten Taucherlebnissen gefragt, das könne er aber nicht sagen. Er genieße am meisten die Klarheit, die Lichtstimmungen. Universum, Österreich Bilder und internationale Produktionen wurden und werden durch seine Unterwasserfilme bereichert. Er besitzt eines der größten Unterwasser-Filmarchive Europas.

„Ernüchterung macht sich breit“

Das Klima und damit auch die Gewässer verändern sich: „Neben diesen wunderschönen Erlebnissen hat sich in den letzten Jahren auch Ernüchterung breit gemacht. Erst gab es die Korallenbleiche, dann der Müll. Auf den Punaken sind wir mit dem Boot über einen Teppich von Plastikmüll getuckert. Auf den Malediven hat sich eine unbewohnte Trauminsel beim Näherkommen als Müllinsel entpuppt. Der letzte Tauchurlaub auf den Malediven von Male hinunter hat gezeigt, die Korallen sind tot. In den Außenriffen wo es etwas kälter ist, sind die Hartkorallen intakt, aber bei den Weichkorallen gibt es einen katastrophalen Zustand.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Gerald Arnold
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Gerald Arnold im Wasser
Muränen
Gerald Arnold
Muränen
Fische im Meer
Gerald Arnold
Fischschwarm
Rochen
Gerald Arnold
Rochen
Fangschreckenkrebs
Gerald Arnold
Fangschreckenkrebs
Seeanemonen
Gerald Arnold
Seeanemonen

"Ökosystem des Süßwassers gefährdet

Seit 46 Jahren taucht Arnold und kennt viele Meere und heimische Gewässer sehr genau. Er ist ein Mahner in Sachen Klimaschutz: „Es ist so, dass das Süßwasser zu den gefährdetsten Ökosystemen der Erde gehört. Das ganz läuft unter dem Radar ab. Die Katastrophen in den Meeren kennt man. Beim Süßwasser hat ein Katastrophenbericht nachgewiesen, dass in den letzten 30 Jahren über 80 Prozent der Tiere verschwunden sind. Das passiert auch in unseren Seen, es wird für mich als Kameramann immer schwieriger, bestimmte Begebenheiten, die früher verlässlich waren, zu filmen.“

Unterwasserpflanzen
Gerald Arnold
Unterwasserlandschaft

Es gibt auch viele heimische Beispiele, wo sich etwas stark veränderte: „Am Weißensee tauche ich regelmäßig. Er ist mit seiner Sichttiefe ein verlässliches Gewässer gewesen, man hat im Sommer immer hinfahren können und hatte immer gute Sicht. In den letzten fünf Jahren habe ich den Weißensee im Sommer nicht mehr klar angetroffen. Natürlich ist er noch klar, aber die Brillanz und Transparenz fehlt.“

Wärme lässt Pflanzen stärker wachsen

Die Temperaturen steigen in den Seen an, das Pflanzenwachstum ist stärker und führt zu Trübung. Er sagte immer, es gebe eine Tropisierung in Kärnten mit kurzen und heftigen Regengüssen. Das schwemme Trübung in die Gewässer und das erschwere ihm die Arbeit. In den Flüssen sei auch ein enormer Rückgang bei Fischen zu beobachten.

Generationen von Tauchern wurden von Arnold ausgebildet. Er versuchte, ihnen die Liebe zum Tauschsport und zur Unterwasserwelt zu vermitteln. „Ich kenne viele, die sagen, sie sind 50 Jahre alt und das Tauchen ist zu Ende. Für mich waren Jacques Cousteau und Albert Falco Vorbilder, die haben mit 85 auch noch getaucht. Das möchte ich auch.“