65 Fischarten leben derzeit in Kärnten, das wurde vom Naturwissenschaftlichen Verein bei der Erstellung der Roten Liste festgestellt. Honsig-Erlenburg sagte, nur 13 Arten seien nicht gefährdet. Es gebe dafür relativ viele eingeschleppte Arten, nämlich 19, sie sind nicht gefährdet. Im Auftrag der Naturschutzabteilung des Landes Kärnten wird die Rote Liste ausgearbeitet, die Projektkoordination liegt bei Ökoteam in Graz.
Die Tiere werden in fünf Gefährdungskategorien eingeteilt, so Honsig-Erlenburg: „Wenn man von unten anfängt, gibt es die Vorwarnstufe, die selbst noch keine richtige Gefährdungsstufe ist. Das sind das Neunauge, der Güster, die Schleie und die Groppe.“ Zur zweiten Kategorie der gefährdeten Arten gehören die Äsche, Seesaibling, Barbe, Hasel, Nase oder Aalrutte. Eine relativ große Gruppe, die stark gefährdet sei, beinhalte zwölf Arten. „Darunter Sterlet, Huchen, Mairenke, Semling, Elritze, Strömer, Bitterling oder Frauennerfling.“

Genetische Besonderheit im Klopeiner See
Vom Aussterben bedrohte Arten befinden sich in der vierten Kategorie. Dazu zählt die Reinanke vom Klopeiner See, sagte Honsig-Erlenburg: „Die Reinanken haben wir in den Kärntner Seen relativ häufig, die sind nicht gefährdet. Aber im Klopeiner See gibt es eine genetische Form, die nur hier vorkommt. Und wenn da etwas passiert, ist sie weg. Hier ist vor allem die Fischereiwirtschaft gefragt, denn wenn andere Reinanken eingesetzt werden, ist diese genetische Form weg.“
Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind Zingel und Streber: „Das sind Barschverwandte, die in Kärnten vorkommen, aber nur im untersten Bereich der Lavant und im untersten Bereich der Drau. Dazu gehört auch die Seeforelle oder der Steingressling. Er ist der seltenste Fisch, der nur in der Unteren Gurk und in der Rosegger Schleife der Drau vorkommt.“

In der fünften und letzten Kategorie befinden sich die regional ausgestorbenen Arten, so Honsig-Erlenburg: „Darunter der Schrätzer, ein Verwandter des Barsches, der in der Unteren Lavant und in der Unteren Drau vorgekommen ist. Es gibt Aufzeichnungen des Stifts St. Paul, wonach dieser Fisch dort im vorigen Jahrhundert vorgekommen ist. Interessanterweise ist der Steinbeißer, ein sehr kleiner Fisch, der in kleinen Bächen vorkommt, in Kärnten ausgestorben, obwohl er in der Steiermark häufig vorkommt.“
Rote Liste wird immer länger
Die letzte Rote Liste für Fische sei 1999 herausgekommen, so Honsig-Erlenburg. Vergleicht man diese mit der jetzigen Liste, zeige sich, 1999 seien rund 44 Prozent der Arten in einer der Gefährdungskategorien zu finden, jetzt seien es über 50 Prozent. Eine Bedrohung für Fische ist die Verbauung der Gewässer, die im vorigen Jahrhundert stattfand: „Aber auch der Aufstau von Fließgewässern. Es zeigt sich, dass vor allem die Fließgewässerarten am stärksten bedroht sind. Beispiel der Huchen, der stark in den größeren Flüssen vorkam. Heute gibt es nur noch eine sich selbst erhaltende Population in der Gail. Die Kleinfische wie Zingel und Streber, die fließendes Wasser brauchen, sind weg, wenn das Wasser gestaut wird.“

Die Verschmutzung der Gewässer war früher ein Thema, heute zwar nicht mehr, es gebe aber immer noch Hormonbelastungen durch Kläranlagen. Bei der Bachforelle leide dadurch die Reproduktion. Außerdem gebe es Fehler bei der Bewirtschaftung, meint Honsig-Erlenburg: „Man hat geglaubt, man muss exotische Fischarten einsetzen und hat die heimischen Arten verdrängt. Das passiert immer noch, zum Beispiel bei der Bachforelle.“ Die ursprünglich genetische Form sei die donaustämmige Bachforelle, hier gebe es die größte Population im Oberen Görtschitztal. Sie gehe aber stark zurück durch den Fischotter.

Wassertemperaturen steigen stark an
Das größte Problem ist jedoch der Klimawandel, der die Wassertemperaturen steigen lässt. Das gehe in Fließgewässern viel schneller vor sich als in Landlebensräumen. Die Temperaturen nehmen stark zu. „Eine Studie der Universität für Bodenkultur besagt, dass sich die Fischregionen nach oben verschieben. Die Forellen- und Äschenregion wird immer weniger, die Barbenregion nimmt zu. Wärmeliebende Arten wie die Karpfen werden mehr.“ Um Wassertemperaturen niedriger zu halten empfehlen Experten, Bäume an Gewässern stehen zu lassen. Im Lavanttal werden in Uferbereichen hektarweise Bäume geschlägert, so Honsig-Erlenburg. „Das ist dann schlecht, denn der Fluss ist schon sehr warm und es fehlt dann die Beschattung.“
Die offizielle Präsentation der Roten Liste der Tiere Kärntens findet Anfang Juni im kärnten.museum statt. Sie ist im Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten erschienen.