Alpine Blumenwiese
Susanne Aigner
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Wissenschaft

Dramatische Entwicklung bei Artenvielfalt

Die Ökologin Susanne Aigner aus Köttmannsdorf ist eines von drei Kärntner Mitgliedern des österreichischen Biodiversitätsrats. Die Lage sei dramatisch, derzeit finde ein weiteres großes Artensterben seit den Dinosauriern statt. Die Auswirkungen dessen sind aber noch völlig unklar.

Aigner sagte, im Österreichischen Biodiversitätsrat seien Forschende unterschiedlicher Disziplinen vereint, aus den Bereichen Biodiversität, Landschaftsgestaltung und Naturschutz. Die 27 Mitglieder des Rats kommen aus allen Bundesländern und vereinen Wissenschaft und Praxis, so Aigner: „Das sind elf Frauen und 16 Männer. Kärnten ist mit drei Frauen vertreten. Das sind Christina Pichler-Koban, Nina Weber und ich.“

Österreichischer Biodiversitätsrat
Biodiversitätsrat
Österreichischer Biodiversitätsrat

Politik wird über Lagen informiert

Alle drei Wissenschaftlerinnen sind Ökologinnen. Das Leitungsteam des Biodiversitätsrates besteht aus acht Personen: „Was uns eine besondere Freude ist, dass Dr. Franz Essl vom Leitungsteam heuer Wissenschaftler des Jahres wurde mit seinen Forschungen zum Thema Biodiversität.“ Eine zentrale Aufgabe des Rats sei die Erstellung des Biodiversitätsbarometers, das einen Ausblick auf die Veränderung in der Biodiversitätspolitik biete, so Aigner.

Erhoben werden die Artenvielfalt, die Entwicklung der Arten und ob bzw. wie sie zurückgeht. Das Biodiversitätsbarometer wird an die Politik weitergegeben, damit entsprechende Maßnahmen einleitet werden können, sagte Aigner: „Der Biodiversitätsrat hat prinzipiell vier Kernforderungen. Diese werden jährlich mit dem Barometer der Politik verglichen.“

Schwalbenschwanz
Susanne Aigner
Schwalbenschwanz

Artensterben soll gestoppt werden

Die erste Forderung sei, das Artensterben mit verschiedenen Maßnahmen zu stoppen, so Aigner: „Durch die Einrichtung eines nationalen Biodiversitätsfonds. Dass man zum Beispiel den Stopp des Artenrückgangs im Regierungsprogramm verankert.“

Der Biodiversitätsfonds ist mit 80 Millionen Euro dotiert und läuft von 2020 bis 2026: „Da können Projekte eingereicht werden, um gefährdete Arten und Lebensräume zu schützen und geschädigte Standorte wieder herzustellen, zum Beispiel die Kultivierung von Mooren.“

Blumenwiese
Susanne Aigner
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„Maßnahmen müssen eingehalten werden“

Die zweite Forderung lautet, dass die Maßnahmen auch eingehalten werden: „Erarbeitung und Umsetzung einer nationalen Biodiversitätsstrategie bis 2023“. Die dritte Forderung laute, so Aigner, dass man eine naturverträgliche Gesellschaft werde und dafür Maßnahmen gesetzt werden. Die vierte Kernforderung sei, dass man Wissenschaft und Bildung stärke, und die fünfte Forderung laute, dass man einer biodiversitätsfördernden Landnutzung und einer grünen Infrastruktur mehr Raum gebe, sagte Aigner.

Susanne Aigner arbeitet in der Natur
Susanne Aigner
Susanne Aigner

„Mensch hat enormen Einfluss“

„Wenn man sich anschaut, welchen Einfluss der Mensch weltweit auf die Biodiversität hat, ist das ein ganz gewaltiger. Da gibt es eine Kennzahl, die enorm ist. Alle Menschen wiegen auf der Erde zusammen mit den Nutztieren verglichen zu allen anderen Säugetieren 20-mal soviel.“ Alleine anhand dieses Vergleichs kann man ablesen, welche Bedeutung der Mensch hat, die Biodiversität zu erhalten und zu schützen. Die Situation sei dramatisch, so die Ökologin: „Weltweit ist die Biodiversität in einem argen Rückgang begriffen, Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir uns im sechsten großen Artensterben befinden. Das letzte große Artensterben war das Aussterben der Dinosaurier.“

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Susanne Aigner
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„Dramatische Folgen des Artensterbens“

Deshalb ist es dem Biodiversitätsrat besonders wichtig, Bewusstsein in der Bevölkerung für Artenvielfalt zu wecken. Aigner sagte, es sei wichtig, dass Gemeinden, Schulen und jeder einzelne etwas tue. Es gebe Prognosen, dass die Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts mindestens so dramatisch seien wie die der Klimaerhitzung. Man wisse noch gar nicht, wie sich das Aussterben von einzelnen oder mehreren Arten auf die Ökosysteme auswirke.

„Es gibt Pilze, die auf die Zersetzung von Holz spezialisiert sind. Das Lignin im Holz können nur einzelne, wenige Pilze zersetzen. Wenn diese Pilze aussterben, kann das Holz in dieser Form nicht mehr zersetzt werden. Man weiß nicht, welche weiteren Folgen dies hat. Wenn ein Glied aus der Nahrungskette herausfällt, hat das weitreichende Auswirkungen auf andere Organismen. Die sind uns allen noch nicht wirklich bekannt.“

Umweltbildung schon im Kindergarten

Schon bei den Kindern soll eine Bewusstmachung erfolgen, rät Aigner. Biodiversität zu vermitteln, müsse schon im Kindergarten anfangen. Es habe auch mit Konsumverhalten zu tun: Was konsumiere ich, wie viel Fläche brauche man für sich durch diesen Konsum. Eltern sollten das den Kindern vorleben und es auch in den Schulen vermitteln, dass man mit der Natur respektvoll umgehen müsse.