Europäischer Luchs groß
H.Glader/4nature
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Chronik

Zwei Luchse in Grenznähe freigelassen

Im italienischen Teil der Julischen Alpen sind in den vergangenen Tagen zwei Luchse freigelassen worden. Die beiden jungen Weibchen stammen aus dem Schweizer Kanton Jura. Insgesamt sollen bis zu fünf Tiere ausgewildert werden, heißt es vom WWF. Ziel des Projekts ist es, Luchse wieder flächendeckend im Alpenraum anzusiedeln.

Vor rund 150 Jahren wurde der Luchs im Alpenraum fast zur Gänze ausgerottet. Im Dreiländereck zwischen Friaul-Julisch Venetien, Kärnten und Slowenien leben nur wenige Tiere. Eine größere Population gibt es in der Schweiz. Aus dem Kanton Jura kommen auch die beiden Jungtiere, sagt der Biologe Christian Pichler von der Naturschutzorganisation WWF: „Mit dem Impuls dieser Freilassung von zwei weiteren Luchsen wollen wir dem Luchs unter die Arme greifen, sodass sich langfristig eine Population in dieser Region aufbauen kann.“

Ansiedelung dürfte Jahrzehnte dauern

Die Bedingungen für den Luchs seien in diesem Teil der Alpen bestens. Bis sich ein größerer Bestand bilde, werde es aber dauern, denn der Lebensraum der Tiere werde durch Straßen, Siedlungen und Industriegebiete beschränkt. Es gehe auch darum, sichere Querungsmöglichkeiten wie Grünbrücken zu errichten: „Kurzfristig helfen diese Freilassungen natürlich, dass der Luchs wieder Fuß fassen kann. Dauerhaft braucht es aber die Versuche, die Lebensraumzerschneidung einzudämmen und Maßnahmen gegen die illegale Verfolgung zu setzen, die auch immer wieder vorkommt. All das wird letztendlich darüber entscheiden, ob es der Luchs schaffen wird oder nicht. Wir gehen eher von jahrzehntelanger Arbeit aus.“

Das Wiederansiedlungsprojekt im italienischen Teil der Julischen Alpen sei mit Behörden und der Kärntner Jägerschaft abgesprochen, so Pichler. Mario Deutschmann von der Jägerschaft entgegnet, in Kärnten hätte niemand etwas davon gewusst. Über die Aussetzung hätte man nur über die Medien erfahren, sagte er gegenüber dem ORF.

Natürlicher Gegenspieler des Rehs

Vor dem Luchs müsse man keine Angst haben, sagt Pichler: „Der Luchs ist zwar generell eine Konfliktart, hat aber letztendlich ein wesentlich besseres Image, als es andere Arten – wie zum Beispiel der Wolf – haben.“ Auch für Nutztiere stelle der Luchs kein großes Problem dar.

Es komme nur in seltenen Fällen zu Rissen. „Sie halten sich meistens in Grenzen, deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass der Luchs nicht für große Emotionen sorgt. Er ist ja auch wichtig, um das Wild fit zu halten. Er ist der natürliche Gegenspieler des Rehs, und es braucht ihn in Österreich“, so der Experte.

Projekt soll neuen Populationskern fördern

Die zwei Luchsweibchen wurden in einem abgelegenen Wald bei Tarvis – 30 Kilometer von einer Luchspopulation in den slowenischen Alpen entfernt – freigelassen. In den kommenden Wochen werden noch drei weitere Tiere – ein weiteres Weibchen und ein Männchen, beide aus den rumänischen Karpaten – ausgewildert. Ziel des Projekts ist, dass slowenische und italienische Luchse so bald wie möglich zusammenkommen und einen neuen Populationskern bilden.

Dank in den 1970er Jahren begonnener Wiederansiedlungsprojekte ist der Eurasische Luchs auch wieder in den Alpen beheimatet, allerdings nicht im italienischen Teil. Das Projekt „ULyCA2“ soll das ändern. Die Umsiedelung sei ein wichtiger Impuls für die Zukunft des Luchses im gesamten Alpenraum und damit auch Österreich. Schon im Dezember wurde im Nationalpark Kalkalpen ein Luchsmännchen freigelassen. Die Bestände hierzulande sind nach wie vor klein und zerstückelt. „Die maximal 35 bis 40 heimischen Luchse leben in kleinen, voneinander isolierten Populationen. Ihr Lebensraum wird massiv zerschnitten, daher gibt es kaum Nachwuchs. Auch genetische Verarmung durch Inzucht ist ein großes Problem“, hieß es vom WWF.