Totes Schaf auf der Weide
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Chronik

Wolfsrisse in Kärnten vervierfacht

Alleine für Wolfsschäden werden heuer rund 200.000 Euro an Entschädigungen ausgezahlt. Mehr als 400 Nutztierrisse sind heuer auf den Wolf zurückzuführen. Vor knapp zwei Wochen wurde ja im Gailtal eine Wölfin gemäß der Wolfsverordnung erlegt. Ob das Tier auch mehr als 20 Schafe in Dellach im Gailtal gerissen hatte, steht noch nicht fest.

Im Vergleich zum Vorjahr vervierfachte sich die Zahl der Wolfsrisse in Kärnten. Mit 357.000 Euro war der Wildschadensfonds im heurigen Jahr dotiert. Mit dem Geld soll der Schaden, den geschützte Raubtiere wie Bär, Wolf oder Luchs verursachen, den Landwirten ersetzt werden. Ein Großteil davon entfiel 2022 auf den Wolf. Mehr als 400 Nutztierrisse gehen heuer bereits auf das Konto des Wolfes. Dazu kommen weitere 450 Tiere, die nach Wolfsangriffen vermisst werden.

DNA-Proben aus Gailtal noch nicht ausgewertet

Alleine für Wolfsschäden werden heuer rund 200.000 Euro an Entschädigungen ausgezahlt, hieß es von ÖVP-Jagdreferent Martin Gruber nach der Kuratoriumssitzung in einer Aussendung. An zweiter Stelle befindet sich der Fischotter, auf ihn entfallen heuer in Summe 120.000 Euro an Entschädigungszahlungen. Die restlichen Mittel teilen sich auf Schäden durch Biber (14.000 Euro) und Bär (4.500 Euro) auf. Das gesamte Budget stammt auch heuer wieder aus Jagd- und Agrarmitteln und wurde seit Einrichtung des Fonds laufend aufgestockt.

Um Anspruch auf Gelder aus dem Schadensfonds zu haben, muss jeder verdächtige Riss gemeldet und begutachtet werden. So auch geschehen bei jenen 28 Schafen, die in Dellach im Gailtal gerissen wurden. Der Wolfsbeauftragte Roman Kirnbauer entnahm dort auch DNA-Proben an den Tierkadavern. Diese wurden ausgewertet und zeigen – es waren zwei Wölfe, ein Männchen und ein Weibchen, die die Nutztiere gerissen haben. Kirnbauer geht davon aus, dass beide Wölfe gemeinsam gejagt haben, „auch, weil die DNA-Spuren des Rüden und der Wölfin an den Kehlbissen feststellbar waren.“

„Bildung von zweitem Wolfsrudel möglich“

Laut dem Wolfsbeauftragten ist damit von einem weiteren Rudel auszugehen. „Zumindest waren einmal zwei Wölfe an einem Riss zugegen. Das haben wir schon gehabt. Es könnte also durchaus sein, dass ein zweites Rudel im Begriff ist, sich zu bilden.“ Erst Ende September konnte das erste Wolfsrudel samt Nachwuchs im oberen Drautal nachgewiesen werden. Derzeit wird von mehr als 20 Wölfen ausgegangen, die in Kärnten leben oder zumindest durchzogen sind.

Das gesamte Budget stammt auch heuer wieder aus Jagd- und Agrarmitteln und wurde seit Einrichtung des Fonds von Landesrat Martin Gruber laufend aufgestockt. Der Naturschutz beteilige sich nach wie vor nicht an den Entschädigungszahlungen, „obwohl es sich um geschonte Tierarten handelt, deren Schäden Landwirtschaft und Jägerschaft kaum bis gar nicht verhindern können“, so Gruber, der an das Klimaschutzministerium appelliert, bei der Sitzung zur Berner Konvention dem Antrag der Schweiz auf Senkung des Schutzstatus des Wolfs zuzustimmen.

FPÖ für wolfsfreies Kärnten

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer fordert zusätzliche Fondsdotierungen. „Nachdem das entsprechende Kärntner Wildschadensfondsgesetz auch sonstige Einnahmen vorsieht, appelliere ich an die Vertreter der Landwirtschaftskammer, den Fonds auch aus ihren Mittel zusätzlich zu speisen. Die Kammer erhält jedes Jahr unter anderem hohe Summen vom Land Kärnten. Daher wäre es naheliegend, dass sich auch die LWK monetär am Fonds beteiligt", so Köfer.

„Die Uhr tickt, denn die Zeit des Handelns ist längst angebrochen. Die kolportierte Bildung eines zweiten Wolfsrudels und fast 500 Risse von Weidetieren zeigen eindeutig, es steht Spitz auf Knopf. Bundes- und Landesregierung müssen endlich aus dem Tiefschlaf erwachen, denn der Erhalt unserer Landwirtschaft hat in diesem Zusammenhang oberste Priorität“, fordert FPÖ-Chef Erwin Anger. Laut Manfred Muhr, dem Landwirtschaftskammer Vizepräsidenten, könne einzig und alleine ein wolfsfreies Kärnten den Fortbestand der Kärntner Almwirtschaft sichern.