Am Raibl-See, in der Nähe des Predil-Passes, befindet sich ein Hotspot für Wildbiologen, sagte Wildbiologe Paolo Molinari: "Es ist ein sehr tief gelegener Pass. Auf der gegenüberliegenden Seite, in den Julischen Alpen, liegt der Prasnik-Sattel. Das ist eine Nord-Süd-Achse, die die Wildtiere auf ihrer Migration in Richtung der Alpen sehr stark verwenden. Deshalb ist sie für uns sehr günstig zum Fotofallen-Aufstellen und die Erhebungen, das Monitoring, zu betreiben.“
Vom Aussterben bedroht
Der Luchs war in weiten Teilen Europas mehr als hundert Jahre lang ausgerottet. Wiederansiedlungsprojekte in Mitteleuropa in den 1970er Jahren ermöglichten eine Rückkehr in seinen ursprünglichen Lebensraum. Seit den frühen 1980er Jahren besiedelt er auch das Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien wieder.
Das heißt, zu dokumentieren, wo sich welche Tiere Bewegen: „Luchse haben ein individuelles Fleckenmuster. Man kann sie immer wieder erkennen und dadurch auch über statistische Auswertungen eine Zählung machen, wie viele Tiere in einem Gebiet unterwegs sind“.
Fell-DNA als „Ausweis“ von Bär und Wolf
Auch Haar-Fallen werden an den Bäumen angebracht, um genetisches Material zu analysieren und die Tiere zu identifizieren, sagte Paolo Molinari: „Das ist bei den Bären und Wölfen wichtig. Die haben kein Fleckenmuster, deswegen kann man sie nicht individuell erkennen. Das macht man dann über die Genetik.“
Zwischenstopps im Büro sind eine willkommene „Verschnaufpause“ für die Forscher. Ihre Arbeit im Freien – nach einem Wildriss etwa – gleicht oft den Ermittlungen in einem Krimi – nur dass der Mörder in ihrem Fall ziemlich sicher auf vier Pfoten unterwegs ist.
Ermittlungen gleichen oft Krimi
Die Spuren am sprichwörtlichen „Tatort“ müssen sie bei Wind und Wetter einsammeln, sagte Molinari: „Meistens kommt noch dazu, dass irgendeine Kontrolle von einem potenziellen Riss, ein Schaden von Wölfen an Schafen oder so, an einem Sonntag passiert. Das heißt, auch die Wochentage sind nicht fix. Von dem her muss man 24 Stunden bereit stehen. Aber belohnt wird man dafür, dass man eine sehr kreative Arbeit hat, sehr schön im Außendienst. Interessant auch intern, im Büro, wenn man dann Daten auswerten kann und so. Die Arbeit ist vielfältig und spannend.“
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao, 31. Oktober 2020
Dass viele Projekte grenzübergreifend angelegt sind sorge für einen zusätzlichen Reiz, so Molinari: „Wir haben auch mit Kärnten eine Zusammenarbeit auf verschiedenen Niveaus – mit der Jägerschaft, mit der Landesregierung, mit Wildbiologen über die Grenze.“ Entstanden ist daraus auch ein Buch in beiden Sprachen.
Gemeinsam dem Braunbär auf der Spur
Vor sieben Jahren etwa sorgte der damals größte Braunbär Österreichs für Aufsehen. „Herwig“ war an der kärntnerisch-italienischen Grenze in eine Falle von Wildbiologen getappt. Er wurde mit einem Sender ausgerüstet und seine Wanderrouten mitverfolgt.
Patricia Graf erinnert sich gerne an das gemeinsame Bärenmonitoring im Gailtal, das auch heuer durchgeführt wurde: „Man kann sich bereichern am Wissen des anderen. Man hat unterschiedliche Erfahrungen mit verschiedenen Tierarten. Man kann sich austauschen und es ist auf jeden Fall ein Gewinn für beide Seiten.“
Erstmals seit 500 Jahren wieder Biber in Italien gesichtet
Die Kärntner Kooperationspartner profitieren von dem Wissen, das in Italien zum Beispiel schon über den Luchs besteht, sagt Patricia Graf. Die Kärntner steuern dafür Wissen über die Biber bei – denn in Italien wurde – zum ersten Mal seit 500 Jahren – wieder ein Biber gesichtet: „Es ist erst aktuell vor zwei Jahren der erste Biber in Tarvis eingewandert, die Gailitz entlang.“
Für ihn stellte offenbar das steinige, felsige Gelände und das schnell fließende Wasser kein Hindernis dar. Ob das auch für andere Biber gilt, die sich dann in Tarvis ansiedeln, ist offen. Und so sind noch viele weitere grenzübergreifende Forschungen garantiert.