Politik

Meinungsforscher lagen komplett daneben

Für die Meinungsforscher war es „schwarzer Sonntag“. Sie hatten sowohl die Kärntner SPÖ, vor allem aber die Volkspartei in ihren Umfragen komplett falsch eingeschätzt. Egal ob reine Online-Umfrage oder Online- und Telefon-Interviews: die ÖVP lag bei rund zehn Prozent, das war um sieben Prozent-Punkte zu niedrig. Eine plausible Erklärung fehlt bislang.

Der Meinungsforscher Peter Hajek prognostizierte das Ergebnis der Niederösterreich-Wahl Ende Jänner punktgenau. In Kärnten verschätzte er sich jetzt so wie zwei andere Institute – die Lazarsfeld-Gesellschaft von Werner Beutelmeyer und IFDD von Christoph Haselmayer – allerdings grob. Hajek sagt dazu, dass man manchmal eben daneben liege.

Politologin Stainer-Hämmerle zum Wahlausgang

Die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle kommentiert das Abschneiden der einzelnen Parteien bei der Kärntner Landtagswahl.

Fehlersuche ohne Ergebnis

Nach Fehlern habe man gesucht, aber keine gefunden: „Wir haben noch gestern am Abend den Datensatz überprüft und keine unsaubere Stichprobe vorgefunden. Wir haben keine statistische Anleitung gefunden, dass wir etwas übersehen haben. Ich würde es heute genau so wieder machen.“

Bei der Bundespräsidentenwahl 2016 machte Hajek – und nicht nur er – seine letzte arge Fehlprognose – in Bezug auf das Ergebnis von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer, der extrem gut abschnitt: „Bei Hofer haben wir damals die Datenlage bis zu einem gewissen Grad ignoriert, weil wir damals geglaubt haben, dass sie so hoch liegt. Da konnten wir nachvollziehen, was unser Fehler in der Einschätzung war. Das können wir diesmal nicht.“

KH Wählerstromanalyse

Unter- oder Überdeklaration bei ÖVP für Forscher neu

Dass die SPÖ mit Landeshauptmann Peter Kaiser unter 40 Prozent fallen würde, hatten alle drei in der zweiten Februar-Hälfte veröffentlichten Umfragen nicht im Ansatz abgebildet. Die SPÖ lag in den Prognosen zwischen 43 und 46 Prozent. Speziell die Umfrageergebnisse für die ÖVP, die die Institute bei zehn und elf Prozent hatten – ein deutliches Minus und Platz vier hinter Team Köfer – sind Hajek aber ein Rätsel: „Wir kennen das Thema der Unterdeklaration nur von freiheitlichen Wählergruppen oder der Überdeklaration bei grünen Wählergruppen und bei NEOS.“ Dass es bei der ÖVP eine Unter- oder Überdeklaration gibt, sei für die Meinungsforscher vollkommen neu.

Dem Vernehmen nach war selbst das Team um Franz Sommer, das seit Jahren die Umfragen für die Volkspartei macht, vom Abschneiden der ÖVP in Kärnten überrascht.

Bachmayer sieht sich durch Fehlprognosten bestätigt

Wolfgang Bachmayer vom OGM-Institut, der mit dem Großteil der Branche zerstritten ist, sieht sich durch die Fehlprognosen bestätigt. Er ist ein Verfechter reiner Online-Umfragen und sieht Kärnten als Beweis dafür, dass der Methoden-Mix Online und Telefon tot sei. Peter Hajek dazu: „Das war keine Methodenfrage, sondern ein anderes Thema.“ Hajek betont zu Recht, dass eine der drei Fehlprognosen – nämlich die von Lazarsfeld – rein online war. Ein Faktum, das Bachmayer einfach ignoriere.