Gummi Gummi 2007
APA/Gert Eggenberger
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CHRONIK

Reifnitz sagt GTI-Treffen endgültig ab

Vor 41 Jahren hat in Reifnitz am Wörthersee die erste Ausgabe des GTI-Treffens stattgefunden. Die zuständige Gemeinde hat jedoch kein Interesse mehr an der Großveranstaltung. Sie zieht einen Schlussstrich unter ihre GTI-Geschichte. Bereits 1992 wollte Reifnitz das Treffen aufgeben – damals ging es aber noch weiter.

1982 wurde das GTI-Treffen erstmals in Reifnitz ausgetragen, mit etwa 100 Fahrzeugen. Binnen weniger Jahre ist die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer rasant gestiegen.

GTI Schriftzug mit Autos 1986
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Eine Autochoreografie anlässlich des fünfjährigen Jubiläums

Bereits in den Anfangsjahren kam es folglich zu ersten Ausschreitungen, wie ein Blick in die Archive zeigt. So hieß es im Sommer 1988 in einer Meldung: „Die anwesenden Gendarmeriebeamten konnten die Lenker nicht von ihrem Tun abbringen, sodass Verstärkung angefordert werden musste. Es kam auch zu erregten Wortwechseln zwischen aufgebrachten Anrainern und den GTI-Lenkern.“

1992 erste Absage

Nach der zehnten Ausgabe des GTI-Treffens drohte aufgrund der Krawalle bereits das Aus. So wurde 1992 diese Meldung veröffentlicht: „Kein GTI-Treffen mehr in Reifnitz“. Das Treffen habe daher damals nur noch inoffiziellen Charakter gehabt, heißt es. Die vermeintliche Absage hielt die Autofans aber nicht davon ab, weiterhin nach Reifnitz zu pilgern. Im Gegenteil – das Treffen wuchs weiter.

Gummi Gummi 2010
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„Gummi, Gummi“ war beim Treffen immer wieder angesagt

Inoffizielle „Vor- und Nachtreffen“

Sehr bald hinterließ die Großveranstaltung auch außerhalb von Reifnitz ihre Spuren. Rund um den Wörthersee aber auch am Faaker See und Klopeiner See gaben sich Fans und Boliden ein Stelldichein. In den vergangenen Jahren wurde zudem der Veranstaltungszeitraum immer länger, denn über die sozialen Netzwerke wurden diverse „Vor- und Nachtreffen“ organisiert.

Das alles führte wiederum zu einer noch intensiveren Diskussion zwischen Kritikerinnen und Befürwortern. Einerseits gab es heftige Beschwerden aufgrund von Lärmbelästigungen und Ausschreitungen. Auf der anderen Seite wurde die touristische Wertschöpfung der Autotreffen hervorgehoben.

Die Ursprungsgemeinde des GTI-Treffens hat nun jedenfalls genug vom Ansturm der Autofans. Bereits in den vergangenen drei Jahren hatte die Veranstaltung aufgrund der Pandemie offiziell nicht mehr stattgefunden, es gab stattdessen mehrere inoffizielle Treffen. Am Montagnachmittag wurde von der Gemeinde Maria Wörth jetzt das endgültige Aus verkündet.

GTI Denkmal in Reifnitz
ORF
Der Granit-GTI galt als das heimliche Wahrzeichen von Reifnitz

„Abnehmende Akzeptanz“

„Der enorme Teilnehmeranstieg über die Jahre hat immer deutlicher die Grenzen der Belastbarkeit unserer Gemeinde aufgezeigt. Zahlreiche Begleiterscheinungen des Automobilevents haben zu zunehmender Kritik und abnehmender Akzeptanz des jährlichen Treffens geführt“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Gemeinde Maria Wörth.

Auch der Klimawandel wird als Begründung für die Entscheidung angeführt. Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP) sagte im ORF-Interview, er würde eine umweltfreundliche Ausrichtung des Treffens begrüßen – auch in Richtung Elektromobilität. Dass die Absage des offiziellen Treffens noch stärker zu inoffiziellen Treffen führen könnte, glaubt Perdacher jedenfalls nicht. Es habe schon in der Vergangenheit diverse Treffen außerhalb der Gemeinde gegeben.

Umsatzrückgänge befürchtet

Finanziell wird sich die Absage für die Gemeinde Maria Wörth vorerst freilich nicht positiv auswirken. Insbesondere Gastronomie und Hotellerie haben vom GTI-Treffen stark profitiert. „Es ist für die Gemeinde sicherlich ein Geschäft weniger, aber in der heutigen Zeit muss man umdenken und die ökologischen Maßnahmen mit sich ziehen“, so Perdacher.

In den nächsten Jahren wolle Maria Wörth bei der Gestaltung seines Ortsteils Reifnitz verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen. „Wir arbeiten daran, attraktive Lebensräume zu schaffen“, sagt der Bürgermeister dazu.