Gesundheit

Branchen zu Quarantäne-Aus skeptisch

Ab 1. August dürfen Menschen mit positivem Covid-Test ohne Symptome arbeiten gehen, dafür müssen sie eine Maske tragen. Nicht alle Arbeitgeber bzw. Institutionen werden aber Infizierte zur Arbeit kommen lassen. Es seien viele Fragen offen, heißt es von Branchenvertretern und Gewerkschaft.

Schon in fünf Tagen sind die Absonderungs-Regeln vorerst Geschichte. Trotz viel Gegenwindes auch von Experten entschied sich die Bundesregierung dafür. Zudem steigt die Zahl der Infizierten in der ersten Sommerwelle seit Beginn der Pandemie weiter an. Virologen bezweifeln, dass die Strategie „so viele Regeln wie nötig, so wenige wie möglich“ funktioniert. Sie halten den Zeitpunkt für verfrüht.

Gewerkschaft fürchtet Diskriminierung

Arbeitnehmer, die keine Symptome haben, sollen ab 1. August mit Maske arbeiten dürfen. Jutta Brandhuber von der Gewerkschaft der Privatangestellten sagte, die Frage sei, wie es mit Masken im Großraumbüro, im Tourismus, im Handel aussehe. Dadurch könnten die Mitarbeiter diskriminiert werden, weil anzunehmen sei, die Person mit Maske habe Covid.

Auch der Datenschutz sei verletzt, denn man müsse dem Dienstgeber ja nicht sagen, welche Krankheit man habe. Es gebe auch noch das Mittel des Homeoffice oder anderes, dass es zu vernünftigen Vorgangsweisen komme, so Brandhuber.

Quarantäne-Aus wirft Fragen auf

Ab kommenden Montag enden die Quarantänevorschriften der Bundesregierung. Von da an können CoV-positiv Getestete, wenn sie sich nicht krank fühlen, das Haus verlassen. Allerdings müssen sie eine Maske tragen. Virologen und Ärzte sind skeptisch. Kritik und Ratlosigkeit herrscht bei verschiedenen Berufsgruppen.

„Gäste wollen Lächeln sehen“

Während die Österreichische Hoteliersvereinigung das Aus für die Absonderung begrüßt, fühlen sich manche überrumpelt. Hotelier Jörg Scheichenbauer vom Hotel Schloss Seefels sagte, man begrüße die neue Verkehrsbeschränkung überhaupt nicht. Es gebe Verunsicherung beim Gast, es gebe die Gefahr der Diskriminierung der Mitarbeiter, die eine Maske tragen. Diese sollen ja auch eine natürlich Freundlichkeit und Lächeln zeigen, das die Gäste sehen wollen.

Mancher Gast wolle sich dann aber vielleicht nicht von Mitarbeitern mit Maske bedienen lassen, so Scheichenbauer. Jeder Mitarbeiter habe Schnelltests zur Verfügung. Im positiven Fall werde der Mitarbeiter zum PCR-Test geschickt und gebeten, das Hotel nicht zu betreten.

Auch Industrie übt Kritik

Nicht einmal die Industrie sieht die Kehrtwende der Covid-Politik der Bundesregierung uneingeschränkt positiv. Zwar sei es klar ein Schritt zu mehr Flexibilität, „den wir grundsätzlich begrüßen“, sagte Claudia Mischensky von der Industriellenvereinigung.

Mischensky: „Was unsere Betriebe brauchen sind aber Planbarkeit und Rechtssicherheit. Da sind viele, vor allem arbeitsrechtliche, Fragen noch offen.“ Man müsse das gesamte Infektionsgeschehen in Hinblick auf den kommenden Herbst genau beobachten.

KABEG: Kein infiziertes Personal bei den Patienten

In allen Krankenhäusern, Pflege- und Kinderbetreuungseinrichtungen wird an Regelungen gearbeitet. In den Kärntner Landeskrankenhäusern sollen jedenfalls keine hochansteckenden Mitarbeiter eingesetzt werden, sagte der Vorstand der Krankenanstalten Betriebsgesellschaft (KABEG), Arnold Gabriel: „Schon jetzt hatten wir die Möglichkeit, definiertes Schlüsselpersonal auch bei positiver Testung einzusetzen, allerdings ausschließlich unter strengsten Schutzmaßnahmen.“

Die Strategie der KABEG sei generell, dass vermieden wird, positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im patientennahen Bereich einzusetzen, sagte Gabriel: „Hier hat die Sicherheit der Patienten Vorrang. Wir halten an unserem Testregime fest. Das heißt, bei Vorliegen eines positiven PCR-Tests mit einem CT-Wert unter 30, wird kein Einsatz im patientennahen Bereich erfolgen.“

Auch Humanomed lässt infiziertes Personal nicht arbeiten

Ähnlich ist auch die Regelung in der privaten Humanomedgruppe. In ihren Gesundheitseinrichtungen werden keine positiv getesteten Personen, die einen CT-Wert unter 30 haben, arbeiten, hieß es von dem Unternehmen.

Generell bestehe für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Maskenpflicht während der Arbeit. Im Kur- und Rehazentrum Althofen müssen auch alle Patienten bei Antritt einer Reha oder Kur einen negativen PCR-Test vorlegen, sagte Ulrike Koscher-Preiss von Humanomed.

Telefonische Krankschreibung wieder erlaubt

Als Erleichterung für Betroffene ist die telefonische Krankschreibung wieder erlaubt. Durch Verhandlungen mit der Gewerkschaft ist es auch gelungen, dass die Risikogruppenverordnung wieder gilt. Personen, die mit schweren Krankheitsverläufen rechnen müssen oder die nicht geimpft werden können, müssen weiterhin besonders geschützt werden.

Gesundheitsreferentin Beate Prettner sagte zuletzt, sie mache sich Sorgen um das Personal im Gesundheits- und Pflegebereich. Prettner gehe davon aus, dass sich die Personalsituation weiter verschärfen wird, weil mehr Mitarbeiter erkranken werden – mehr dazu in Quarantäne-Aus: Land enttäuscht von Rauch.