Umwelt

HCBD: Fische „wenig aussagekräftig“

Umweltlandesrätin Sara Schaar (SPÖ) wehrt sich gegen Kritik, sie hätte überhöhte Werte an Hexachlorbutadien (HCBD) in Fischen aus der Gurk verschwiegen. Bei Fischproben war eine deutlich über dem Grenzwert liegende Belastung festgestellt worden. Fische seien zwar belastet, aber für das Monitoring von Umweltgiften „wenig geeignet“, so das Land.

2.600 Mikrogramm HCBD pro Kilogramm im Filet ist eine Belastung deutlich über dem Grenzwert und zehnfach höher als im Jahr davor. Das ergab die Beprobung von fünf Fischen aus der Gurk bei Brückl Ende März – mehr dazu in Erhöhte HCBD-Werte: Land gibt Entwarnung.

Für ein Monitoring auf Umweltgifte seien Fische allerdings nicht geeignet, sagte Gunther Vogl, Leiter des Instituts für Lebensmittelsicherheit: „Vom blanken Messwert her ist der Messwert gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber aus fachlicher Sicht ist daraus nicht zu schließen, dass die Werte in der Umwelt gestiegen sind.“ Die Unsicherheit durch Probeentnahmeschwankungen wie Fischarten, Fischalter etc. sei so groß, dass man das nicht sagen könne. Je älter und größer der Fisch, desto mehr HCBD könne sich in ihm anreichern, so Vogl.

Werte von Alter und Größe abhängig

Das als möglicherweise krebserregend eingestufte Umweltgift baut sich im Sediment nur sehr langsam ab. Es stammt von Altlasten rund um das Chemiewerk in Brückl. Die Deponie K20 gilt seit 2018 als völlig abgedichtet und sicher. Das würden engmaschige Messungen zeigen, sagte der Leiter der Landesumweltabteilung, Günther Weichlinger.

Bei der Deponie K5 direkt am Werksgelände laufe die Sanierung seit Jahren: „Wir haben eine sehr komplexe Situation, dass die Grundwassermächtigkeit teilweise bis in Tiefen von 100 Metern reicht. Deswegen ist es auch nicht möglich, dass man großräumig das Erdreich aushebt, wie man es bei kleineren Verunreinigungen macht. Man kann das Ganze nur über Spülungen und Grundwasserentnahmen reinigen. Dieser Prozess dauert Jahre.“

Mehr Filterbrunnen geplant

Derzeit seien dort zwölf Filterbrunnen im Einsatz, weitere sollen heuer hinzukommen. Ihre Wirkung sei im Grund- und Fließwasser deutlich messbar. Umweltlandesrätin Schaar sagte, es gebe eine komplette Entwarnung für das Gebiet, alle Werte hätten sich signifikant verbessert. Nur die Verzehrwarnung bei Fischen bleibe aufrecht, das werde auch noch jahrelang so bleiben.

Die Beprobung der Fische aus der Gurk bei Brückl werde weiter fortgesetzt. Schaar wehrte sich auch gegen Vertuschungsvorwürfe: Die Ergebnisse würden gemäß dem Gesetz jährlich auf der Internetseite der Landesumweltabteilung veröffentlicht.

FPÖ fordert offene Kommunikation

FPÖ-Obmann Erwin Angerer forderte in einer Aussendung von Umweltlandesrätin Schaar eine „offene und ehrliche Kommunikation“ ein. Die Bevölkerung sei seit dem HCB-Skandal enorm sensibilisiert. Schaar sei aber tagelang auf Tauchstation gewesen und „hat erst heute aufgrund des medialen Druckes reagiert“, kritisierte Angerer.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer will Schaar im Rahmen der Landtagssitzung am kommenden Donnerstag mit einer Anfrage zum Thema HCBD konfrontieren und forderte Trasparenz ein.