Zuhörer in der Glock Halle
ORF/Petra Haas
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Chronik

Hilfsversprechen für Gegendtal

Am Donnerstagabend hat in Treffen eine Bürgerinformation stattgefunden. Die von der Unwetterkatastrophe gebeutelten Bewohnerinnen und Bewohner bekamen einen Rückblick über die Maßnahmen, Ausblick über Geplantes und von der Politik unisono das Versprechen, nicht allein gelassen zu werden.

In Anwesenheit von Landeshauptmann Peter Kaiser, Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ), Straßenbaureferent Martin Gruber (ÖVP), Bezirkshauptmann Bernd Riepan, dem Leiter des Krisenstabes Oberstleutnant Thomas Enenkel, dem Einsatzleiter der Feuerwehren Libert Pekoll, Vertretern der Wasserwirtschaft, Straßenbauabteilung, Wildbachverbauung und anderen Landesabteilungen, Versicherungen und Einsatzkräften, dankte der Treffner Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ) allen Helferinnen und Helfern. Außerdem teilte mit, dass bereits viele Spenden zusammengekommen seien.

Bürgermeister Klaus Glanznig am Rednerpult
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Bürgermeister Klaus Glanznig am Rednerpult

„Welle der Hilfsbereitschaft“

Das Spendenkonto der Gemeinde Treffen komme ausschließlich geschädigten Privatpersonen zugute, so Glanznig. Von der Firma Glock sei ein sehr hoher Betrag gespendet worden, der von der Familie Glock verdoppelt worden sei. Eine Summe nannte Glanznig auf Wunsch der Spender nicht. Er dankte auch den Medien für die Berichterstattung, da viele Menschen auf die Lage im Gegental aufmerksam gemacht wurden und spendeten. Besonders hob er den ORF Kärnten mit dem Licht ins Dunkel-Aktionstag hervor, bei dem allein mehr als 416.000 Euro zusammenkamen. Glanznig sagte, von einer „Welle der Zerstörung“ komme es nun zu einer „Welle der Hilfsbereitschaft“.

Rückhaltesperre bewährte sich

Glanznig wiederholte, hätte die gebaute Rückhaltesperre nicht 25.000 Kubikmeter Geschiebe zurückgehalten, wäre es noch schlimmer für Treffen ausgegangen. Das wäre ein „Riesendrama“ auch in Bezug auf Menschenleben geworden. Er gedachte des Treffner Pensionisten, der durch die Mure ums Leben gekommen war. Es gebe noch Schadstellen abzuarbeiten, darunter die Instandsetzung von Kanal und Wasserversorgung.

In Richtung Landesrat Gruber sagte Glanznig, seit Jahren kämpfe Treffen um den Ausbau der Radwege, vor allem die Engstelle in der Klamm sei lebensgefährlich. Nun, da die Straße ohnehin neu gebaut werden müsse, hoffe er, dass man auch den Radweg mitplanen könne. Er bat Gruber als Referenten auch um Hilfe für die Bauern, auf deren Feldern und Wiesen sich nun Erd- und Sperrmüllhäufen türmen und die daher nicht verwendbar seien.

Landeshauptmann Peter Kaiser
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Landeshauptmann Peter Kaiser suchte das persönliche Gespräch mit den Betroffenen

Fellner warnte vor zu schnellen Unterschriften

Katastrophenschutzreferent Fellner sagte, am Anfang der Unwetterkatastrophe, als er erstmals nach Treffen gekommen sei, habe er den Vorteil des Abstands gehabt. Es sei leichter, Entscheidungen zu treffen, wenn man niemanden der Betroffenen kenne. Diesen Vorteil habe er bald verloren, denn er habe viele Menschen kennengelernt und ihre Geschichten gehört, sagte er sichtlich bewegt. Es sei eine „Riesenkatastrophe“ gewesen, ganz am Anfang hab es kein Schadensbild gegeben, keinen Überblick. „Wir haben uns Meter für Meter vorgearbeitet“.

Er versprach den Geschädigten „ich werde keine Ruhe geben, bis nicht der gesamte Schaden gedeckt ist.“ Es werde vom Land eine Soforthilfe zwischen 1.000 und 10.000 Euro für Schwerstbetroffene fließen. Dazu seien bereits Sachverständige zu den Häusern unterwegs, rund 60 habe man bereits besucht und sich ein Bild gemacht. Man wolle den Bürgern jetzt ersparen, sich selbst um Amtswege kümmern zu müssen. Er empfahl den Betroffenen, sich zwar mit ihren Versicherungen auszutauschen, aber keinesfalls etwas zu unterschreiben. Es sei in der Vergangenheit vorgekommen, dass Menschen mit Unterschriften und versprochenen Einmalzahlungen auf jegliche weitere Haftungen verzichteten. „Unterschreiben sie jetzt nichts“, so Fellner.

Härtefallfonds soll geöffnet werden

Es gebe als letzte Instanz das Nothilfswerk, hier habe man sechs Monate Zeit, um Fälle einzureichen und zu prüfen, auch hier eile nichts, so Fellner. Der Härtefallfonds solle in Absprache mit dem Landeshauptmann für jene Betroffenen geöffnet werden, die trotzdem noch auf einem Schaden sitzenbleiben. Dafür seien auch Gesetzesänderungen möglich, stellte Fellner in Aussicht.

Straßenbaureferent Gruber sagte, er sei schon letzte Woche in Treffen gewesen, das Bild des Schreckens werde aber nicht besser. Er habe schon Vieles gesehen, „aber nicht in dieser Dimension“. Auch er sprach den Hinterbliebenen des Unwetteropfers sein Beileid aus. Mit der Straßenbauabteilung habe man für Sofortmaßnahmen gesorgt, wichtig waren und seien Befahrbahrkeit und Erreichbarkeit. Daran werde weiterhin mit Hochdruck gearbeitet. Die Arbeiten gehen Tag und Nacht weiter. Der Schaden an der Infrastruktur sei enorm, so Gruber. Allein auf der Millstätter Straße (B98) rund fünf Millionen Euro. Die Landesregierung habe beschlossen, alle Mittel für die Reparatur der Infrastruktur bereitzustellen, dennoch werde es noch Wochen und Monate dauern. Das Land müsse allein für die Straßenschäden rund 20 Millionen Euro aufbringen. Man vergesse aber auch nicht auf die privaten Zufahren und das ländliche Wegenetz, versprach Gruber.

Es gab auch Einzelgespräche und viele Diskussionen
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Es gab viele informelle Gespräche und Informationsaustausch

Riepan: Chaosphase am Anfang

Bezirkshauptmann Riepan sprach von einem 100-jährigen Hochwasser, es habe ganz am Anfang eine Chaosphase gegeben, wie immer bei solchen Unglücken. Dann sei man in einen geordneten Einsatz gekommen und habe eine Verantwortungsstruktur für verschiedenste Bereiche festgelegt. Täglich waren bis zu 700 Helferinnen und Helfer im Einsatz, 200 Fahrzeuge und bis zu fünf Hubschrauber von Bundesheer und Polizei. Dies alles musste organisiert werden und „jeden Tag sind wir besser geworden“, sagte Riepan, der sich auch dafür entschuldigte, dass anfangs sicherlich auch Fehler gemacht worden seien.

Es sei eine „Riesenherausforderung“ gewesen, dass die B98 so vermurt war, dass man die Einöde und die schwer getroffene Vogelsangsiedlung zuerst gar nicht erreichen habe können. Derzeit sei man in der Phase der Abbarbeitung angelangt, von 200 gemeldeten Schadstellen seien elf noch offen. Neue kämen aber dazu. Kommende Woche plane man, sich um die privaten Vorgärten und Wiesen zu kümmern, dazu brauche man kleineres Gerät wie Minibagger. Bis jeder Schaden behoben sei, könnten auch ein bis zwei Jahre vergehen, meinte Riepan.

Riesenaufgebot an Einsatzkräften

Der Leiter des Krisenstabes, Thomas Enenkel, ließ die einzelnen Phasen des Einsatzes revue passieren. Bis zu 120 Soldatinnen und Soldaten seien zur Unterstützung in der Region gewesen, dazu drei Helikopter, die Personen und Warten transportieren, beim Einfliegen der Strommasten und Monteure halfen und auch Kadaver von verendeten Tieren ausflogen. Es waren zudem Rotes Kreuz, Wasserrettung, Polizei und Bergrettung vor Ort, ein Riesenaufgebot. Der Krisenstab soll bis 15. Juli im Einsatz sein, die Soldaten könnten den Einsatz auch noch bis 22. Juli verlängern, um bei den Privatgrundstücken zu helfen, so Enenkel.

Kaiser: „Das gibt Mut“

Landeshauptmann Kaiser sagte, so ein Unglück habe es in Kärnten noch nie gegeben. Er habe großen Respekt vor dem Umgang der Menschen mit der Situation, dem Zusammenhalt, „das gibt Mut“. Er versicherte, dass alle politischen Kräfte alles tun werden, damit das Finanzielle kompensiert werden könne. Ziel sei es, soviel materiellen Schaden wie möglich zu kompensieren. Es handle sich samt der Infrastruktur um eine Summe von rund 100 Millionen Euro. Die Priorität sei es, noch vor dem Winter zu helfen, so Kaiser und versicherte „Ihr seid nicht allein“.

Treffner Bach in Töbring wird hochwassersicher

Nach dem offiziellen Teil gab es eine Fragerunde der Betroffenen an die anwesenden Politiker, Experten und Vertreter der Fachabteilungen, die teilweise recht emotional verlief. Es hieß, dass der Treffner Bach in Töbring, der ebenfalls für große Schäden gesorgt hatte, nun hochwassersicher gemacht werde. Ein Rückhaltebecken in Winklern ist geplant. Die Pläne sind bereits fertig, doch eine Grundstücksbesitzerin verweigerte rund vier Jahre lang die Ablöse. Nun werden die Pläne neu gemacht, ohne dieses Grundstück.

Es gab auch den Hinweis, dass es möglich sei, sein Haus aufzugeben, wenn man sich nicht sicher fühle und dort nicht mehr leben möchte. Man sollte sich mit der Gemeinde in Verbindung setzen, die dann einen Sachverständigen schicke und das betreffende Haus ablöse. Es stünden auch Wohnungen zur Verfügung. Landesrat Gruber versicherte noch, es werde für die Bauern Hilfen geben, deren Futterwiesen nun von Schlamm, Geröll und Sperrmüll verlegt seien. Hier könne nichts mehr geerntet werden.

Große psychische Belastung

Erwähnt wurde auch, dass viele der Betroffenen traumatisiert seien, sie hätten Angst bei jedem Donnerschlag. Das Rote Kreuz war anfangs auch als Kriseninterventionsteam unterwegs. Hier gibt es noch Einiges aufzuarbeiten. Der freiheitliche Vizebürgermeister Bernhard Gassler bekam Applaus für die Forderung an die Bundesregierung, alle Schäden zu kompensieren, die nicht anderweitig gedeckt werden können.