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Chronik

Spur der Verwüstung nach Unwetter

Nach den bis zu 36 Grad heißen Temperaturen haben sich Montagabend mehrere Gewitterzellen über Kärnten entladen. Starkregen, Sturm und teilweise golfballgroßer Hagel hinterließen in fast allen Bezirken eine Spur der Verwüstung. Die Schäden gehen in die Millionenhöhe.

Binnen weniger Stunden mussten die Kärntner Feuerwehren Montagabend zu mehr als 220 Unwettereinsätzen ausrücken. Besonders die Bezirke Spittal, Hermagor, Villach-Land und Wolfsberg waren stark betroffen. 114 Feuerwehren standen mit mehr als 1.300 Kräften beispielsweise wegen Überflutungen oder umgestürzter Bäume im Dauereinsatz. Mehr als 1.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom.

Bilder vom Feuerwehreinsatz in St. Paul und Afritz

Wassermassen drückten Türe auf

Besonders hart trafen die Unwetter den Großraum St. Paul im Lavanttal. Hier kam es wegen der heftigen Regenfälle zu starken Vermurungen und Schäden im Ortskern. 15 Feuerwehren mit 380 Kräften standen im Einsatz. Die Marktgemeinde rief ihre Bewohner sogar dazu auf, zu Hause zu bleiben. Auch am mehr als 900 Jahre alten Stift und der Kirche St. Paul entstanden schwere Schäden. Zwölf barocke Fenster seien unwiederbringlich zerstört worden, sagte Stiftsadministrator Marian Kollmann.

Stift St. Paul zerstörte Fenster
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Das Stift St. Paul wurde beschädigt

Stark betroffen war der Bereich Schwarzviertl, wo mehrere Objekte zur Evakuierung drohten. Im ORF-Interview schilderte Anrainer Alexander Redkar die dramatische Situation: „Wir haben gerade zu sechst gegrillt als es zu hageln angefangen hat. Wir sind dann hinein, fünf Minuten später kam vom oberen Garten eine große Wassermasse auf das Haus zu. Wir probierten noch die Türe zu zu drücken, aber das Wasser hat sie aufgedrückt. Wir haben die Kinder gepackt und aus dem Fenster nach draußen gebracht und dem Wasser seinen Lauf gelassen.“

Fotostrecke mit 10 Bildern

Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Die heftigen Gewitter zogen eine Spur der Verwüstung durch St. Paul im Lavanttal
Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Überschwemmung Straße
Georg Bachhiesl
Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Unwetterschäden in St. Paul im Lavanttal
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Hohe Schäden in St. Paul

Verletzte gab es laut Feuerwehr glücklicherweise keine. Dienstagvormittag gehen die Aufräumarbeiten weiter. Die Feuerwehr in St. Paul wird dabei auch von Kräften aus dem Bezirk Völkermarkt unterstützt. Zu Mittag startete in St. Paul ein Rundflug, auch Bürgermeister Stefan Salzmann wollte sich ein Bild von den Schäden machen. Salzmann sagte, dass es starke Schäden in den Wäldern, bei einem Eisenbahntunnel und dem Friedhof gebe. „Wir gehen nicht mehr von mehreren 100.000 Euro Schaden aus, sondern von Millionenbeträgen“, sagte Salzmann.

Am Nachmittag wurde mit Holzplanken ein 500 Meter langer Schutzwall für das Stift St. Paul und weitere Siedlungen errichtet. Am Dienstag sind erneut dutzende Feuerwehren beim Aufräumen, laut Kelag sind die mehr als 1000 betroffenen Haushalte wieder mit Strom versorgt.

Verklausungen und Straßensperren

Auch im Gegendtal richtete das Unwetter große Schäden an. Auch hier standen mehr als 100 Feuerwehrkräfte im Einsatz. „Ein heftiges Gewitter ist am frühen Abend mit Sturmböen und Hagel von Afritz über das gesamte Gegendtal gezogen. Das hat sehr schnell zu Verklausungen geführt. Die Bäche traten über die Ufer, was zur Folge hatte, dass einige Keller überflutet wurden. Die Millstätter Straße wurde überflutet und musste kurzfristig gesperrt werden“, so der Einsatzleiter der Feuerwehr Afritz Roman Linder.

Unwetterschäden in Afritz
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Auch in Afritz richtete das Unwetter große Schäden an

Schäden in der Landwirtschaft

Der Schaden nach den gestrigen Unwettern ist auch in der Landwirtschaft enorm. In Kärnten sind rund 1.000 Hektar Agrarfläche betroffen, laut Österreichischer Hagelversicherung entstand ein Schaden von mehr als 750.000 Euro. Für Dienstagnachmittag sind abermals teils heftige Gewitter angesagt.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Pflanzenproduktion der Landwirtschaftskammer Österreich, Nikolaus Berlakovich sagte, er sehe die Ernteprognose nach den Sturmschäden am Montagabend nicht in Gefahr. Wetterkapriolen erlebe man laufend, einzelne Ereignisse würden sich nicht allzu gravierend auswirken, wenn sie sich nicht überproportional häufen. Für den Landwirtschaftskammer-Pflanzenbauexperten Andreas Pfaller ist es schwer abzuschätzen, wie hoch der Schaden bei Futterpflanzen ausgefallen ist.