Kühe auf der Weide sind von Bären gefährdet
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Wirtschaft

Angst vor Wolf: Bedenken beim Almauftrieb

Viele Almbauern haben ihr Vieh dieser Tage bereits auf die Almen getrieben. Doch die Sorgen wegen der Rückkehr des Wolfes sind groß. Deshalb wollen immer weniger ihre Tiere auftreiben. Die Folge sind zuwachsende Almen, Kulturlandschaft geht verloren.

Die neue Almsaison hat gerade erst begonnen, schon sind die alten Probleme wieder da. Franz Schachner trieb Anfang Mai seine Schafe auf die Alm: „Mittlerweile hat der Wolf zwei gerissen und fünf finde ich nicht mehr. Ich war gestern wieder den ganzen Tag ob, ich weiß nicht, was mit denen ist. Die Schafe sind total verscheut durch den Wolf.“

Einige Wölfe zum Abschuss freigegeben

Keine guten Vorzeichen für den Almsommer. Dazu kommen zahlreichen Risse im Tal, die heuer schon für Aufregung gesorgt haben, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer in Obervellach. Mittels Wolfsverordnung versucht man, des Problems mit dem geschützten Tier Herr zu werden. In den Gemeinden Sachsenburg, Greifenburg und in Reisseck darf der Wolf derzeit bejagt werden – bis jetzt ohne Erfolg.

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Alm in Obervellach

Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, ist besorgt. Die Anzahl der aufgetriebenen Tiere ging in den vergangenen zehn Jahren um ein Fünftel zurück. Die Rückkehr von Bär und Wolf habe die Entwicklung beschleunigt. Eine Folge ist, dass die Almen verwalden: "Wertvolle Biodiversität geht da verloren. Es ist nachgewiesen, dass auf Almen, die nicht mehr oder mit weniger Tieren bewirtschaftet werden, die Artenvielfalt und die Pflanzenvielfalt rückläufig sind.

Gruber: Können Almen nicht einzäunen

Damit stirbt auch die naturnahe Kulturlandschaft, wie sie viele Freizeitnutzer und Touristen kennen und schätzen. Jagd- und Agragrreferent Martin Gruber (ÖVP) sagte, es könne nicht die Lösung sein über 1.800 touristisch genutzte Almen mit hohen Zäunen und Herdenschutzmaßnahmen abzuschirmen.

Almauftrieb mit Risiko

Die Almsaison beginnt – doch für viele Bauern ist der Auftrieb des Viehs mit zu viel Risiko behaftet, seit Wolf und Bär in Kärnten wieder heimisch sind.

Personal und Geld für Hirten nötig

Solche Maßnahmen seien nicht nur unzumutbar, sondern auch unfinanzierbar. Für die Behirtung brauche es Personal und Geld. Auch der viel propagierte Schutzhund könne keine Lösung sein, sagte Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber. Man brauche die Hunde für drei Monate, man könne ja nicht sagen, drei Monate bist Du Herdenhund und dann wieder Kuscheltier. In der Schweiz werden die Herden von Hunden bewacht, es gebe dort daher genaue Anweisungen und auch Einschränkungen für Touristen in den Bergen. Huber sagte, man habe hochgerechnet, was es kostet, alle rund 2.000 Almen zu schützen. Man rede hier von 100 Millionen Euro.

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Ohne weidende Tiere würden die Almen wieder zuwachsen

So hält das Land weiter an der Bejagung des Wolfes mittels Wolfsverordnung fest. Parallel dazu werde auch auf EU-Ebene versucht, den strengen Schutz des Wolfes herabzusetzten, um ihn regulär bejagen zu können. Das habe der zuständige EU-Kommissar aber bis jetzt abgelehnte.