Kunst im Dom
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Religion

Kirchen werden zu Kunsträumen

Mit Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch wird Kirchenraum zum Kunstraum in mehreren Kärntner Gotteshäusern. Im Dom zu Klagenfurt wird die Beziehung zwischen Glaube und zeitgenössischer Kunst gezeigt. Der Künstler Harald Schreiber zeigt eine Installation zum Thema „Wo bist Du?“.

Die Frage „Wo bist Du, Mensch" aus dem alten Testament griff Harald Schreiber auf. Es entstand dazu eine überdimensionale Kopfplastik mit leeren Augenhöhlen und ausdrucksloser Miene, die den Hochaltar verdeckt. Außerdem sind vom Mittelgang des Kirchenschiffes aus in V-förmiger und nach hinten hin ansteigender Folge zwölf Steinskulpturen auf Edelstahlstangen zu sehen.

Harald Schreiber betrachtet das Modell des großen Kopfes im Dom
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Künstler Harald Schreiber mit einem der Steinköpfe

Persönlichkeiten aus Kärnten

Diese unfertigen, aus dem Stein herauswachsenden Köpfe, sollen durch ihre Ausdrucksstärke einen Gegenpol zum leeren Gesicht vor dem Hochaltarbild bilden, so Schreiber: „Diese Köpfe stehen für verschiedene Persönlichkeiten. Ich beginne in der Urzeit mit den zeitlosen Steingesichtern, sie gehen an den Seitenwänden mit zwölf Persönlichkeiten aus Kärnten weiter.“

Ergänzt wird die Kunstinstallation mit kurzen Zitaten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Kärnten-Bezug. Diese sind auf zwölf weißen Stoffbahnen, die von der Empore des ersten Stocks in die Gewölbe der Seitenkapellen hängen, zu lesen.

Kunst im Dom
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Kunst im Dom

Dialogpredigten zu menschlicher Existenz

Vertiefend zur Kunstinstallation werden fünf Kärntner Literatinnen und Literaten – Claudia Rosenwirth, Maria Hoppe, Silvano Kobald, Gabriele Russwurm-Biro und Ivana Kampuš – an den Fastensonntagen im Rahmen einer Dialogpredigt mit Dompfarrer Peter Allmaier über Fragen der menschlichen Existenz sprechen. „Die Welt ist mehrdimensional, daher braucht es verschiedene Zugänge, um die religiöse Wirklichkeit zu verstehen“, sagte Dompfarrer Allmaier.

Dompfarrer Peter Allmaier
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Dompfarrer Peter Allmaier

Das Zueinander von darstellender Kunst, Literatur und der Dommusik im Rahmen der „Kunst im Dom“ wolle, so Allmaier, „den Sinnhorizont weiten und den Menschen in eine neue Beziehung mit Gott bringen“. Wer sich auch immer die Frage „Wo bist du?“ stelle, dürfe eine Antwort erwarten, „spätestens von Ostern her“, sagte der Klagenfurter Dompfarrer.

Kunst im Dom

Fastentuch „Es ist ein Ros’ entsprungen“ in Villach-St. Jakob

In der Villacher Stadthauptpfarrkirche St. Jakob wird im Rahmen der Aschermittwochsliturgie mit Stadthauptpfarrer Richard Pirker um 18.30 Uhr ein neues Fastentuch der gebürtigen Villacher Künstlerin Lisa Huber aufgezogen. Das sieben Meter hohe und drei Meter breite große Fastentuch mit dem Titel „Es ist ein Ros’ entsprungen – Dornenrose“, auf der Vorderseite mit so genanntem Tondo (Rundbild) mit Holzschnitt, links rechts gestickt mit Goldfäden, wird bis einschließlich Karfreitag zu besichtigen sein.

Die Goldfäden scheinen Himmel und Erde zu verbinden. Die Rückseite des Fastentuches ist ganzflächig mit Goldfäden bestickt. „Solche Strahlen können auch Begegnungen sein, von Hand zu Hand, immer gefühlt und nicht durch eine Pandemie steril gemacht“, sagt der Villacher Stadthauptpfarrer.

Villacher Pfarrkirche Sankt Jakob im Schnee
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Die Kirche Villach St. Jakob im Winter

Mit Verweis auf die ursprüngliche Bedeutung von Fastentüchern als „Bilderbibeln“ betont Pfarrer Pirker, dass „uns die Augen heute oftmals für das Wesentliche wie geschlossen zu sein scheinen, auch wenn wir des Lesens kundig sind“. Das Fastentuch von Lisa Huber wolle dazu einladen, „unsere Gedanken und Augen aufs Neue bewusst für das Geheimnis Gottes zu öffnen“.

Kunst-Installation „Steh auf!“ in Wolfsberg

Unter dem Motto „Steh auf!“ steht die diesjährige Kunstinstallation in der Wolfsberger Stadtpfarrkirche, die ebenfalls ab Aschermittwoch zu besichtigen ist. Vor dem in der Fastenzeit verhangenen Hochaltar ist ein zwei Meter breites und rund drei Meter hohes Bild des Lavanttaler Künstlers Walter Teschl aufgestellt, das eine Hand zeigt, die nach einer anderen greift und sie aufrichtet.

Der Wolfsberger Stadtpfarrer Krzysztof Kranicki verweist auf die Aktualität, vor allem auch angesichts der Pandemie, der diesjährigen Kunstinstallation. Es sei die zentrale Botschaft des Evangeliums, aufzurichten, Menschen Mut zu machen, ihnen Hoffnung zu schenken und sie mit Freude und Ausstrahlung anzustecken.

„In der Fastenzeit können wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu in besonderer Weise unsere eigene Auferstehung erfahren“, so Kranicki. Das Kunstwerk von Walter Teschl verweise auf die barmherzige Liebe Jesu und lade die Besucherinnen und Besucher dazu ein, „sich der zu uns hin immer ausgestreckten Hand Gottes bewusst zu werden“. Ergänzt und begleitet wird die Kunstinstallation in Wolfsberg von einem Flyer mit meditativen Gedanken von Exerzitienleiter P. Antonio Sagardoy OCD und Texten von Papst Franziskus.

Fastentuch „In der Krise getragen" in Krumpendorf

In der Pfarrkirche Krumpendorf ist von Aschermittwoch bis Ostern im Rahmen des Projektes „Ein Dorf fastet“ wieder die zeitgenössische Kunst-Installation zum Leitgedanken „In der Krise getragen“ zu sehen.

Das Kunstwerk der in Wien lebenden Südkoreanerin Sung Min Kim entstand in zwei Etappen. Das schwarz-weiß gehaltene Hauptbild wurde bereits 2020 als Fastentuch in der Pfarrkirche Krumpendorf aufgezogen. Im Zentrum dieses Hauptbildes – drei Bahnen aus weißem Leinen, bemalt mit schwarzer Tusche – stehen zwei scheinbar nach unten fallende, ringende Figuren. Bei genauer Betrachtung erschließt sich, dass eine Figur den Sturz verhindern will und den Fallenden nach oben zieht. Links und rechts der Figuren schießt Wasser scheinbar tosend nach unten. In einer zweiten Etappe entwickelt Sung Min Kim das Hauptbild weiter und gestaltet zwei bunte Bahnen, die seitlich des Hauptbildes gleichsam wie Flügel positioniert sind, mit ausgeschnittenen Händen aus Papier. „Diese Hände stammen von Gottesdienstbesuchern aller Altersstufen und sind sozusagen das ‚Material‘ des notwendigen Miteinanders“, sagt der Krumpendorfer Pfarrer Bischofsvikar Hans-Peter Premur.

Das Sehnen nach einer Hand, die einen erhebt und vor dem Absturz bewahrt, sei, so Premur, „gerade in der aktuellen, herausforderungsreichen Zeit deutlich spürbar“. Die Kunstinstallation sei daher auch ein Symbol für einen Aufbruch voll Mut, Vertrauen und eines Miteinanders, das den Menschen zeigt: „Mitten im Fallen sind wir getragen“, so Premur.

„Weg der Versöhnung“ in Maria Saal

In der Pfarr- und Wallfahrtskirche in Maria Saal ist von Aschermittwoch bis Karsamstag unter der Orgelempore die Kunstinstallation „Weg der Versöhnung“ zu sehen. Dieser beginnt mit vier färbigen Würfeln, auf denen menschliche Haltungen geschrieben stehen, die das Miteinander erschweren und oft Unfrieden bringen. In der Mitte des Weges ist der so genannte „Spiegel der Selbsterkenntnis“ angebracht, der zur Einsicht und Umkehr führen soll. Das Ende des Weges bilden fünf Gefäße mit Kerzen, die mögliche Schritte der Versöhnung aufzeigen sollen.

Gestaltet wurde der „Weg der Versöhnung“ von Künstlerin Monika Pototschnig in Zusammenarbeit mit Stiftspfarrer Josef-Klaus Donko und Diakon Gottfried Riepl. Der „Weg der Versöhnung“ soll dazu einladen, „sich bewusst dem Erleben von Zwietracht und Unversöhntheit zu stellen, um dann in weiterer Folge einen neuen Anfang im Sinne des Miteinanders und des Vergebens gehen zu können“, sagt der Maria Saaler Stiftspfarrer.

Fastentuch in Tainach/Tinje

In der Propsteipfarrkirche Tainach/Tinje ist ein Fastentuch von Georg Riesenhuber in Form einer abstrakten Kunstinstallation zu sehen. Mit dem Fastentuch versuche er, so Riesenhuber, sich an die Brutalität der Passionsgeschichte Jesu anzunähern. Dabei gehe es ihm nicht nur um die Grausamkeit und die körperlichen Schmerzen, die mit der Kreuzigung verbunden sind, sondern vor allem auch um die innere Zwangslage der Protagonisten: „Würden wir während einer Geiselnahme, wie zum Beispiel im Bataclan in Paris, aufstehen und uns zu Christus bekennen oder würden wir versuchen, unser Leben zu retten und zu leugnen, wie es auch Petrus tat?“, fragt Riesenhuber.