Verkehr

Initiative Bahnlärm präsentiert neue Studie

Seit Jahrzehnten kämpfen Bürgerinitiativen zwischen Klagenfurt und Villach gegen die Lärmbelastung von Güterzügen im Kärntner Zentralraum. Mit einer Betroffenheitsstudie aus Deutschland, die die medizinischen Folgen von Bahnlärm aufzeigt, wollen die Bürgerinitiativen ihrer Forderung nun mehr Nachdruck verleihen.

Nicht nur am Wörthersee auch im deutschen Rheintal kämpfen Bürgerinitiativen gegen Bahnlärm. Eine Befragung dort von 2.000 Anrainern und eine medizinische Untersuchung zu den gesundheitlichen Folgen wurden am Donnerstag präsentiert. Sie sollen den heimischen Initiativen Rückenwind geben. Denn wie es in der Untersuchung heißt: Bahnlärm führe zu Stress und Schlafentzug, was Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs und Demenz nach sich ziehen könne.

Initiator vermisst konkrete Maßnahmen

Die wichtigste Forderung im Rheintal wie hier in Kärnten sind Tempolimits in der Nacht und innerhalb der Ortschaften. Christopf Neuscheller, Initiator von „Stop Bahnlärm, schützt Gesundheit und Umwelt“: „Wir können nicht immer sagen, die Bahn kann nicht langsam fahren, weil das irgendwelche logistischen Probleme nach sich zieht. Wichtiger muss die Gesundheit sein und die Bahn muss sich danach richten. Wenn es heißt, dass wir in der Nacht nicht lauter als 44 Dezibel sein dürfen, weil alles andere zu laut ist, muss man sich Maßnahmen überlegen, wie man das erreichen kann.“

Nach Resolution wenig passiert

Im Herbst wurde eine gemeinsame Resolution mit der Landesregierung und Vertretern von Wirtschaft und Tourismus unterzeichnet, um gegenüber dem Bund aufzutreten. Geschehen sei seither wenig, kritisieren die Initiativen. Peter Unterluggauer von der Initiative „Stop Bahnlärm Klagenfurt“ setzt nach: „Wichtig wäre, dass man endlich die WHO-Grenzwerte auch in Österreich anerkennt und das von Parlamentsseite Bahnlärmgesetze geschaffen werden, die zu echten Verbesserungen für die Anrainer führen.“

Abgesehen von kurzfristigen Lärmschutzmaßnahmen sei eine Güterverkehrstrasse unumgänglich, erinnert Herbert Zankl-Omann von der „Initiative für den Raum Villach“: „Wir müssen dringend diese Güterverkehrstrasse bzw. die Umfahrung des lauten Güterverkehrs vom Zentralraum weiter planen, damit diese umgesetzt wird. Das steht komplett.“

Ministerin soll sich vor Ort ein Bild machen

Mit ihren Forderungen wollen sich die Bürgerinitiativen nun an die zuständige Verkehrsministerin Leonore Gewessler von den Grünen wenden. Auch wenn die Ministerin für ihr entschlossenes Vorgehen bei Umweltthemen bekannt ist, stießen die Initiativen bisher – nach eigenen Angaben – auf kein offenes Ohr, wie Christoph Neuscheller sagt: „Wir haben sie schon öfter nach Pörtschach eingeladen. Sie brauch keine Angst haben und kann gerne kommen. Wir wollen das Thema gerne vor Ort mit ihr diskutieren, damit sie die Brisanz erkennt. Der Zug fährt durch die Schlafzimmer – nicht nur in Pörtschach, sondern entlang der ganzen Wörtherseestrecke, besonders in den Zentren Villach und Klagenfurt. Das kann man nicht einfach so hinnehmen.“

Von Seiten der ÖBB heißt es am Donnerstag, Tempolimits in der Nacht seien auf Grund von logistischen Vorgaben schwer umzusetzen. Die ÖBB würden aber laufend in Lärmschutzmaßnahmen investieren.

Schuschnig will sich für Trasse einsetzen

Verkehrslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) sagte in einer Aussendung, für kurzfristige Maßnahmen sei erstmals ein Lärmschutzfonds im Land dotiert, um die Gemeinden finanziell zu unterstützen. Insgesamt stehen sechs Millionen Euro den Gemeinden zur Verfügung.

Mittelfristig führe jedoch nichts an einer eigenen Trasse für den Güterverkehr vorbei. Diese Anliegen werde er am Freitag auch bei einem Treffen mit dem Verkehrsministerium erneut zum Ausdruck bringen.

FPÖ plant weitere Lärmschutz-Anträge im Nationalrat

Wie die FPÖ in einer Aussendung bekanntgab war der Bahnlärm im Zentralraum am Mittwoch auch Thema im Verkehrsausschuss im Nationalrat. ÖVP und Grüne hätten den Antrag der FPÖ zur Planung und Errichtung einer Güterbahntrasse im Zentralraum Kärnten und Sofortmaßnahmen gegen den Bahnlärm vertagt und damit „schubladisiert“, so Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Chef Erwin Angerer.

Er fordert neben der Aufnahme der Güterbahntrasse in den ÖBB-Rahmenplan auch sofortige Lärmschutzmaßnahmen wie eine Tempo 50-Beschränkung für Güterzüge im Ortsgebiet und ein Nachtfahrverbot für laute Güterzüge. Dazu werde er neuerliche Anträge im Nationalrat stellen, kündigte Angerer an.