Liebesbekundungen per Email
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Chronik

Liebesbetrug nahm in CoV-Pandemie zu

Die Internetkriminalität hat sich in Österreich in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. Auch das „Love-Scamming“ nahm zu. Es ist eine moderne Form des Heiratsschwindels, bei der teilweise sechsstellige Beträge an die vermeintlich große Liebe überwiesen werden.

Ein 75 Jahre alter St. Veiter überwies einer Frau, die er nur von Bildern aus dem Internet kennt, mehrere zehntausend Euro. Erst vor wenigen Wochen ist dieser Internetbetrug angezeigt worden – mehr dazu in Heiratsschwindlerin zehntausende Euro überwiesen.

Liebesbetrug nahm in CoV-Pandemie zu

Die Internetkriminalität hat sich in Österreich in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. Auch das sogenannte „Love-Scamming“ nahm zu. Dabei handelt es sich um eine moderne Form des Heiratsschwindels.

Betrug beginnt in der Regel harmlos

In der Regel beginnt es ganz harmlos mit einer E-Mail oder einer Freundschaftsanfrage in sozialen Netzwerken. Oftmals handelt es sich dabei aber um den Versuch, die Einsamkeit von Menschen zu Geld zu machen. Mit einer gefälschten Identität erschleichen sich die Täter das Vertrauen ihrer Opfer. „150.000 oder 200.000 Euro und mehr sind durchaus schon geflossen. Zumeist wird irgendeine Notsituation vorgespielt. Es fängt oft an mit einem Paket, das entgegengenommen oder auch voll bezahlt werden muss. Dann geht es um Flugtickets oder ein Unfall ist passiert, eine Operation ist notwendig. Die Beträge steigen immer höher“, so IT-Experte Christian Baumgartner vom Landeskriminalamt.

Gefälschtes Profil
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Die Betrüger nutzen gefälschte Identitäten

Spur führt nach Westafrika

Die Täter zu fassen, ist kaum möglich. Mittels IP-Adressen weiß man zumindest, wo sie zuhause sind. Die Spur führt nach Westafrika. Genau dort hat Zeit-Redakteur Henning Sußebach für seine Reportage die Hintermänner ausfindig gemacht. „Einer spielt z.B. die Rolle der verliebten jungen Frau oder des verliebten jungen Mannes. Die haben Netzwerke und bitten dann Photoshop-Experten darum, Fotos zu fälschen, um ihre erfundene Identität in einen neuen Zusammenhang zu bringen, z.B. in einen Unfall verwickeln zu lassen. Andere können wiederum sehr gut Pässe fälschen“.

Die Zielgruppe der Betrüger sind vorwiegend Menschen in Europa und Amerika. Um mit ihnen in Kontakt zu kommen, braucht es nicht einmal einen Computer. „Diese Menschen arbeiten mit Smartphones und dann sitzen diese jungen Männer mit Freunden an der Straße und erledigen die E-Mails, oftmals mit fertigen Textbausteine, mit dem Handy“, so Sußebach.

Chats eines Liebesbetruges
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Oft werden fertige Textbausteine verwendet

Opfer aus allen sozialen Schichten

In der CoV-Pandemie ist die Internetkriminalität insgesamt gestiegen, und auch Liebesbetrügereien im Netz werden häufiger. Die Hoffnung auf die große Liebe lässt einsame Menschen einfach alles glauben. „Das Opfer verlässt sich aufgrund von wenigen Bildern und eines Chat-Verlaufes, der oftmals über Monate hinweg geht, auf eine seriöse und vertrauenswürdige Beziehung. Der Schuss geht dann meistens nach hinten los“, so IT-Experte Baumgartner. Er rät, bei reinen Interkontakten von vornherein misstrauisch zu sein, ein persönliches Gespräch mit Bild und Ton zu suchen und in keinem Fall Geld zu überweisen.

Laut Baumgartner kämen die Opfer aus allen sozialen Schichten. Nicht selten sind es Akademiker, Bankangestellte, die im „Liebesrausch“ alles glauben und sogar noch bei der Anzeige teilweise davon überzeugt sind, dass „mein Schatz“ kommen wird.