Ein Stern und eine Kerze
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Kultur

Brauchtsumsreiche Weihnachtszeit

Die Advents- und Weihnachtszeit bietet alle Jahre wieder viel Raum für Rituale und Traditionen. In Kärnten sind, vom Räuchern bis zum „Umtschurren“, zahlreiche Bräuche überliefert und werden mancherorts auch noch gelebt und gepflegt.

Unter „Umtschurren“ versteht man, dass alle in der Familie ihre Winterarbeiten fertigmachen, erzählt Kärnten-Guide Rotraud Jungbauer: „Zum Beispiel Ausbesserungsarbeiten im Inneren des Hauses, Reparaturen von Geräten und Werkzeugen, das Dörrobst wird eingelegt, es wird geschlachtet, Fleisch und Würste werden gemacht, geputzt und Kletzenbrot gebacken“.

Spinnen zu bestimmten Tagen

Früher war auch um diese Zeit das „Spinnen“ eine typische Arbeit im Advent. „Nach dem Glauben der Menschen waren hier bestimmte Wochentage für das Spinnen vorgesehen. Im Lavanttal war der Dienstag geheiligt, sonst würde die Spinnerin von bösen Geistern geplagt. Es durfte auch nicht nach 21.00 Uhr gesponnen werden. Anderswo waren Montag, Mittwoch oder Freitag Spinnabende und oftmals kamen mehrere Frauen zusammen, um gemeinsam zu spinnen“, so Jungbauer.

Geweihtes Brot
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Das Brot wird zu Weihnachten geweiht

Neues Jahr wird aufgesperrt

Auch das Quartemberbrot wird bzw. wurde in den Tagen vor Weihnachten gebacken. „Quartember hat mit der Zahl vier zu tun. Es sollen daher die Tage nach dem 4. Advent sein. In den Rand des Brotes drückt man mit einem Schlüssel, früher oftmals mit dem Schlüssel des Getreidekastens, einen gleichmäßigen Kranz. In die Mitte des Brotes wird ein Dreieck gedrückt und dahinein nochmals einen Ring. Das wird das Auge Gottes genannt“, so Rotraud Jungbauer. Zu Weihnachten wird das Brot dann in der Kirche geweiht. Symbolisch wird damit das alte Jahr zugesperrt und das neue Jahr auf.

Gute und böse Wintergeister

Auch der 21. Dezember, der Tag der Wintersonnenwende, hat in der Vorweihnachtszeit eine ganz besondere Bedeutung. „Der Volksglaube sagt, dass zwischen der Wintersonnenwende und den Heiligen Dreikönigen (6. Jänner) die gute und die böse Geisterwelt unterwegs ist. Die Perchten treten auf und vertreiben die bösen Geister und auch den Winter“, so Jungbauer. Mit diesem Datum beginnen auch die sogenannten Raunächte. „Der Bauer musste in dieser Nacht vor dem Schlafen gehen das Vieh mit Weihwasser besprühen, um es vor Krankheiten zu beschützen“.

Die Perchten
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Die Perchten vertreiben böse Geister und den Winter

Wer sich aber vor oder gegen diese Wintergeister schützen will, der besorgt sich immergrüne Bäume, so Rotraud Jungbauer. „Denn sie halten die Kälte und die Dunkelheit des Winters aus und behalten ihre grünen Blätter. So werden Zweige von Nadelbäumen oder Buchsbaum über die Türen gehängt und die Innenräume damit geschmückt. Die bösen Geister, also Unheil und Krankheit, sollen abgehalten werden“.

Ein Kranz aus Zweigen
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Räuchern gegen das Unheil

Zudem sind die in den Bäumen enthaltenen ätherischen Öle gesundheitsfördernd und empfohlen. „Legt man die Zweige im Winter in die warmen Räume atmen wir diese ätherischen Öle ganz automatisch ein“. Apropos einatmen. Am Thomastag, am 21. Dezember, wird dann auch der Brauch des Räucherns zelebriert. „Dafür nimmt man eine feuerfeste Schale oder Pfanne. Dahinein kommt die glühende Kohle aus dem Ofen oder man nimmt Räucherkohle dafür. Auf die heiße Kohle legt man die getrockneten Kräuter und Weihrauch und geht damit in alle Räume und Winkel der Behausung“, so Jungbauer.

Dabei bittet man, dass Haus und Hof, Mensch und Tier von Unheil, Krankheit, Leid und Tod verschont bleiben. Und dabei musste so stark geräuchert werden, dass der Rauch bei den Dachluken hinausquoll. „Wenn das nicht gelungen ist, war das ein böses Vorzeichen“.

Der Brauch des Räucherns
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Das Räuchern wird noch vielerorts praktiziert

Blick in die Zukunft

Das Vieh im Stall bekommt am Thomastag, dem 21. Dezember, zum Schutz vor Unheil, Wacholdernadeln ins Futter. Und man wagt am Thomastag einen Blick in die Zukunft, Was diese in Punkto Liebe bereithält: „Die unverheirateten Mädchen und Burschen müssen dafür in stilles Wasser schauen und sagen: ‚Heiliger Thomas ich bitt, zeig mir in Ruh und Frieden, zeig mir in der Quellen so klar, wer wird mein Bua oder mein Dirndl übers Jahr‘“. Danach sollte man das Gesicht der oder des Auserwählten im stillen Wasser erkennen und auf eine glückliche, gemeinsame Zukunft hoffen.