Leere Innenstadt
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Coronavirus

Bevölkerung hält Lockdown zu wenig ein

Am Samstagvormittag hat Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) in einem Pressegespräch appelliert, den Lockdown ernster zu nehmen. Kärnten zeige die geringste Mobilitätsreduktion. Die 7-Tage-Inzidenz von 1.390 sei viel zu hoch. Die Impfstraßen sind von 1. bis 12. Dezember täglich geöffnet, hieß es weiters.

Prettner begann die virtuelle Pressekonferenz mit nüchternen Zahlen. Von Freitag auf Samstag gab es 1.463 neu Infizierte. Die Situation in den Spitälern sei stabil hoch: 311 Menschen (-6) liegen in den Krankenhäusern, davon 256 stationär (-8) und 55 auf Intensivstationen (+2). Acht Menschen starben an Covid-19. Am kommenden Montag werden 20 Patientinnen und Patienten in private Spitäler überstellt, um die KABEG-Häuser zu entlasten.

Pressekonferenz Beate Prettner zu Covid

„Verantwortungslose Großdemo“

Sie appellierte am sechsten Tag des Lockdowns, aktiv mitzuarbeiten. Kärnten habe die geringste Mobiliätsreduktion, man solle auf Besuche verzichten und nicht nötige Kontakte reduzieren. Sie bezeichnete es als „verantwortungslos“, dass für Samstag eine Großdemo in Klagenfurt angekündigt worden sei, die von einem politischen Mitbewerber beworben werde. Bei jeder Zusammenkunft könnten Infektionen auftreten, das sei hier auch nicht ausgeschlossen: „Anfang November, bei der ‚Freiheitstour‘ von Herbert Kickl (FPÖ) gab es ein erhöhtes Infektionsgeschehen, zum Beispiel im Lavanttal. Das Krankenhaus Wolfsberg hat in Folge ein Besuchsverbot erlassen.“

Pressekonferenz via Internet
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Die Pressekonferenzen finden wieder nur virtuell statt, Journalisten sind nicht zugelassen

Neu sei, dass zehn Patientinnen und Patienten eine Antikörpertherapie bekommen. Was den Covid-Visitendienst betreffe, sei Kärnten das einzige Bundesland, dass diesen in Kooperation von ÖGK, Land und Ärztekammer organisiere. Derzeit sei man gut aufgestellt, auch der Telefonarzt sei aufgestockt worden. Die Versorgung zuhause sie damit gesichert und der Dienstplan bis Dezember gefüllt, sagte Prettner.

Statistik

  • Höchste Inzidenz bei Sechs- bis 14-Jährigen mit 3.495,6
  • Niedrigste Inzidenz bei 85+ mit 458,6
  • Inzidenz Kärnten: 1.390,9
  • Inzidenz Österreich: 1.050,5
  • Inzidenz Wolfsberg: 1.968,1

„Kinder-Impftermine buchbar“

Nun sei auch der Kinderimpfstoff zugelassen samt Empfehlung des Nationalen Impfgremiums. „Ab Dienstag kann man einen Termin beim Land in den Impfstraßen buchen. Start der Termine ist kommendes Wochenende, an jedem Standort ist ein Kinderarzt mit dabei.“ Die Eltern sollen sich an die eigenen Kinderärzte wenden, um zu impfen.

Prettner sagte, man habe gewissermaßen den Impfturbo eingelegt, von 1. Dezember bis 12. Dezember seien die fünf Impfstraßen des Landes in Klagenfurt, Villach, Spittal, St. Veit und Wolfsberg täglich geöffnet. Hier seien Anmeldungen erforderlich. In der Blumenhalle St. Veit ist derzeit freies Impfen noch möglich. Das Virus stelle jeden vor Herausforderungen, so Prettner, die Bezug nahm auf die neue Variante Omikron aus Südafrika, die noch ansteckender sein soll.

„Rot-Kreuz-Personal wird angepöbelt“

Rot-Kreuz-Präsident Peter Ambrozy sagte, das Rote Kreuz sei nun seit fast zwei Jahren im Einsatz, um in der Pandemie zu helfen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Impfstraßen seien hoch motiviert und leisten mehr, als sie müssten. Dennoch werden sie immer wieder angepöbelt und beschimpft wegen Dingen, für die sie nichts können. Ambrozy bat hier um mehr Respekt. In den Teststraßen und Impfstraßen wurden bisher 122.300 Stunden an Einsatzleistung erbracht, über 330.000 Impfungen verabreicht.

1.550 Impfungen seien pro Impfzentrum pro Tag möglich. Es könnten pro Wochenende also 12.000 Menschen geimpft werden, so Ambrozy. 7,5 Mio. Menschen in ganz Österreich müssten immunisiert werden, um die Pandemie zu besiegen, sagte Ambrozy. Denn sonst müssen sich noch mehr Menschen infizieren, um einen Schutz zu haben.

Wallenko: Lockdown einhalten

Heimo Wallenko von der Landes-Sanitätsdirektion sagte, es sei jeder und jede aufgerufen, einen Akt der Solidarität zu setzen und den Lockdown ernst zu nehmen. Man solle sich nicht an Zusammenkünften beteiligen, Abstand und Maskenpflicht einhalten. Die viel zu hohe Inzidenz müsse rasch gesenkt werden, sonst werde man die Lage in den Spitälern nicht in Griff bekommen: „Impfen ist keine reine Privatentscheidung, es hat immer eine öffentliche Dimension. Jeder Geimpfte ist eine Person weniger auf der Intensivstation und weniger ansteckend."

„Nicht auf Totimpfstoff warten“

Die Impfung reduziere die Dauer der Ansteckung, Geimpfte spielen eine geringere Rolle in der Übertragungskette, so Wallenko, der davor warnte auf einen „Totimpfstoff“ zu warten. Jetzt müsse geimpft werden. Die mRNA Impfstoffe seien sicher und wirksam. „Sie können sich auf die Sicherheit verlassen.“ Das gelte auch für die Kinderimpfung, Verträglichkeit und Wirksamkeit sei ähnlich wie bei jungen Erwachsenen. Derzeit seien zwei Impfungen für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Israel sei positives Vorbild, die letzte Welle konnte mit dem Booster beherrscht werden. Vor allem ältere Menschen brauchen die Drittimpfung, um Re-Infektionen zu vermeiden. Dreifach Geimpfte haben so gut wie nie einen schweren Verlauf, sagte Wallenko.