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Chronik

Ärztemangel: Zu wenig Notärzte

In Kärnten gibt es weiter einen Mangel an Notärzten. Vor kurzem fielen wieder vier Dienste im Bezirk St. Veit an der Glan aus, andere Krankenhäuser oder andere Rotkreuzstellen mussten einspringen. Das Problem ist, dass es generell zu wenig Ärztinnen und Ärzte gibt. Auch die Krankenhäuser haben mit Nachwuchsmangel zu kämpfen.

Immer weniger Notärzte wollen die Dienste machen, dazu würde die Belastung in den Krankenhäusern zunehmen, sagte der Sprecher der Notärzte, Roland Steiner: „Die Coronavirus-Krise hat auch ihren Beitrag dazu geleistet, dass die Ärzte ziemlich ausgepowert sind, das betrifft auch das Pflegepersonal. Somit werden immer weniger Ärzte bereit sein, zusätzliche Dienste zu verrichten.“

Weiterhin Notärzte-Mangel

In Kärnten gibt es weiter einen Mangel an Notärzten. Im Bezirk St. Veit fielen zuletzt vier Dienste aus, andere Spitäler und das Rote Kreuz mussten einspringen. Das Grundproblem laut Experten: Insgesamt zu wenige Ärztinnen und Ärzte.

„Kein Anreiz, Dienst zu übernehmen“

Und es gibt viele weitere Gründe, warum es einen Notärztemangel in Kärnten gibt. Da geht es natürlich auch um die Bezahlung, sagte der Notärztesprecher. Am Wochenende gebe es um 250 Euro Brutto mehr bezahlt, die Hälfte davon wird abgeführt.

„Unter der Woche beträgt der Stundenlohn Netto knapp unter 20 Euro. Mir schreiben Kollegen, dass sie für ihren Maurer einen höheren Stundenlohn zahlen und sind nicht mehr bereit, um dieses Geld zusätzliche Notarztdienste zu übernehmen. Der Anreiz ist nicht da.“

Strenge Zugangsbeschränkungen an Universitäten

Es gibt generell zu wenig Ärztinnen und Ärzte. Viele gehen in Pension und der Nachwuchs fehlt. Mit Schuld daran seien die Zugangsbeschränkungen an den Universitäten, da könne die Kärntner Politik nichts dafür, sagt Steiner, das sei eine Bundessache.

Außerdem gibt es in Kärnten ein zweigeteiltes Notarzt-System, sagte Steiner: „Die Krankenhäuser besetzen von Montag bis Freitag den Vormittag, beziehungsweise acht Stunden, der Rest ist freiberuflich besetzt. Bei uns gibt es eigentlich keine hauptberuflichen Notärzte.“

„Ärzte können System nicht mehr aufrecht erhalten“

Es geht um die Freiwilligkeit, niemand kann gezwungen werden, einen Notarztdienst zu absolvieren. „Ich habe Ärzte, die innerhalb von drei Monaten 150 Überstunden haben, die wollen dann am Wochenende einfach frei haben. Sie sind ausgepowert und können das Ganze einfach nicht mehr aufrecht erhalten“, sagte Steiner.

Prettner: Besondere Situation durch Pandemie

Die Pandemie habe die Situation verschärft, ist aber nicht der alleinige Grund für die Zuspitzung, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): „Durch die Pandemie sind derzeit vor allem jene Ärzte, die als Notärzte gefragt sind, auf Intensivstationen sehr, sehr gefordert.“

Eine Herausforderung sei auch das Thema Impfen, einige Notärzte sind auch nicht verfügbar, weil sie impfen". Zusätzlich gebe es eine Konkurrenzsituation, was die Bezahlung betreffe, denn der Bund habe die Honorare für die Impfärzte steuerfrei gesetzt, daher sei es im Sommer zu einem Engpass gekommen, sagte Prettner.

Honorar für Notärzte gerade erst erhöht

Das Land habe die Honorare für Notärzte gerade erhöht, sagte Prettner: „Ein Notarzt erhält für einen Dienst am Wochenende, Samstag, Sonntag, Feiertags, Fenstertags 1.243 Euro.“ Kärnten liege damit österreichweit im oberen Drittel.

Es gebe aber ein strukturelles Problem, weil es zu wenig Absolventen gibt. „Da appelliere ich schon seitdem ich Gesundheitsreferentin bin an den Bund, die Hürden, damit man zum Medizinstudium kommt, zu mindern.“

Vereinbarung mit KABEG: Notärzte anstellen

Mit der Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG) sei vereinbart worden, dass mehr Notärzte ausgebildet werden sollen, sagte Prettner: „Langfristig ist es mein Ziel, mehr Ärzte in Anstellungsverhältnisse zu bringen und die Notarztdienste aus Anstellungsverhältnissen zu machen. dabei geht es vor allem um die Sicherheit für Nachtdienste an den Wochenenden oder an neuralgischen Tagen.“ Spätestens bis 2024 soll es solche Anstellungsverhältnisse geben, sagte Prettner.

In einer Aussendung hieß es vom Team Kärnten, die dramatische Probleme bei Notarztdiensten müssten gelöst werden. Eine Möglichkeit der Entlastung könne auch darin bestehen, den Notfallsanitätern mehr Kompetenzen zu geben.