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Umwelt

Wolfsrisse: Grüne für Herdenschutz-Fonds

In der Diskussion um den Abschuss von „Problemwölfen“ haben die Kärntner Grünen am Freitag einen nationalen Fonds für Herdenschutzmaßnahmen gefordert. Den Bauern sollen keine Kosten entstehen, aber es könnten zusätzliche Arbeitsplätze auf Almen geschaffen werden.

Schießen oder schützen? Die Wolfsrisse auf den Kärntner Almen beschäftigen die Politik und beleben den Wahlkampf vor der Landwirtschaftskammer-Wahl im Herbst. Während Landwirtschaftskammer-Vertreter und Almbauern fordern, sogenannte Problemwölfe schießen zu dürfen, um ihr Weidevieh auf den Almen zu schützen, sprechen die Grünen am Freitag von Hetze. Sie sehen die Lösung in einer neuen Form der Almwirtschaft. Sinnvoll sei es, den Schutz für das Weidevieh auf den Almen auszubauen: Zäune, Nachtpferch und vor allem Hirten auszubilden und einzusetzen. Diesen Herdenschutz sollen aber nicht die Almbauern finanzieren müssen.

Fonds würde zusätzliche Arbeitsplätze auf Almen schaffen

Konkret schwebt den Grünen ein Fonds vor, der sich aus Mitteln von Bund, Ländern und zu einem großen Teil der EU speist. „Wir wollen einen nationalen Fonds, aus dem man die Behirtung bezahlt wird“, so Landessprecherin Olga Voglauer. „Damit werden auch zusätzliche Arbeitsplätze auf unsere Almen und Naturräumen geschaffen.“

Damit sollen eigene Nachtpferche und Hirten für große Herden sowie Zäune und eigene „Alm-Ranger“ für Gebiete, in denen nur wenige Schafe oder Rinder aufgetrieben werden, finanziert werden. Voglauer schätzt die Kosten auf 20 bis 30 Millionen Euro für die ersten zwei Jahre des Projekts. In der Schweiz hätten sich diese professionellen Almhirten bewährt.

Wölfe töten sei nicht das „Allheilmittel“

Er selbst habe in der Landwirtschaftskammer dafür gestimmt, einen Abschuss von Problemwölfen leichter möglich zu machen, erklärte der Kammerrat der Grünen Bäuerinnen und Bauern, Reinhard Stückler: „Aber das allein kann nicht die Lösung sein.“ Die Wölfe zu töten, sei kein Allheilmittel: „Die Scheu des Wolfes vor Menschen ist eine erlernte. Jetzt hätten wir das Problem: Wenn ein Wolf abgeschossen wird, kann er nichts lernen und es kommt einfach der Nächste.“

Und: „Die großen Beutegreifer werden nicht einfach verschwinden“, meinte auch Voglauer, man werde also auch die Almwirtschaft nicht mehr so betreiben können, wie in der Vergangenheit. Trotzdem brauche man intakte Almen als „ökologische Retentionsräume“, die vor Lawinen und Muren schützen, sowie gutes Futter für die Tiere liefern.

Der Plan der Grünen sieht neben einer Behirtung durch geschultes Personal und Herdenschutzmaßnahmen „wo räumlich zumutbar“ auch ein „Beutegreifer-Monitoring“ vor. Als letzten Punkt sieht auch der Plan der Grünen ein Abschuss von Problemwölfen vor. Als solche gelten Tiere nach mehreren Rissen, wenn sie eindeutig die Scheu verloren haben und Aggressionen gegenüber Menschen zeigen.

EU-Schutz aufweichen: Politiker lügten Bauern ins Gesicht

Dass diese strenge Definition in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgeweicht wird, glaubt Voglauer nicht: „Das wird niemand ändern. Deshalb sollen die politischen Vertreter aufhören, den Bäuerinnen und Bauern ins Gesicht zu lügen, wenn sie sagen, sie werden sich auf europäischer Ebene für eine Änderung einsetzen.“

Am Zug sehen die Kärntner Grünen nun den für Landwirtschaft zuständigen Landesrat Martin Gruber (ÖVP) und, auf Ministerebene, Elisabeth Köstinger (ÖVP). Anfang September will sich der Landwirtschaftsausschuß des Landtages jedenfalls auf einer betroffenen Gailtaler Alm ein Bild von der Lage machen.