Wolf hinter einem Baum
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Umwelt

Wölfe aus Italien rissen Weidetiere

Nach mehreren Schafrissen in letzter Zeit sind die ersten Ergebnisse der DNA-Proben eingelangt. Der Großteil der gerissenen Weidetiere auf der Poludnig-Alm, der Kirchbacher Wipfealm und in Obervellach sei Wölfen zuzuschreiben. Laut Genanalyse dürfte es sich um Tiere aus der italienischen Population handeln, die über die Alpen zu uns gewandert sind.

Hubert Thaler zeigt sich besorgt. Seine drei Schafe, die vor zwei Wochen in Obervellach nur 300 Meter von einem Campingplatz und 100 Meter von einem Badeteich entfernt gerissen wurden, sind vom Wolf getötet worden – mehr dazu in Weitere mögliche Wolfsrisse in Kärnten. Das bestätigte nun die DNA-Probe, die Sachverständige noch an Ort und Stelle von den Kadavern genommen haben. Die Genanalyse zeigte auch, dass das Tier aus der italienischen Population stammt.

Für den italienischen Wildbiologe aus Tarvis, Paolo Molinari, keine Überraschung: „Die Südostalpen, wo wir uns befinden, die Karnischen Region ist eine der letzten Regionen, die vom Wolf noch nicht kolonisiert wurde. Dieser Prozess dauert bereits 30 Jahre an. Vor 30 Jahren war der Wolf in den Alpen quasi ausgestorben. Vom Apennin über Ligurien, Frankreich, Schweiz ist er in Richtung Zentralalpen gewandert und von dort aus Richtung Osten“.

Junge Wölfe kolonisieren Südostalpen

Und die Population dort wächst. „In den Westalpen gibt es bereits viele Wölfe mit Rudelbildungen. Wir haben noch einzelne Wölfe mit Paarbildungen. Die Dynamik, die Richtung dieser Ausbreitungsfront und das Erscheinen des Wolfes bei uns in den letzten drei, vier Jahren überrascht uns überhaupt nicht“, so Molinari.

Experten gehen derzeit von zwei getrennten Wolfspopulationen in Italien aus. Eine davon stammt vom Apennin und umfasst etwa 1.800 Wölfe und dann spricht man von einer Alpenpopulation, die sich aber über die gesamten angrenzenden Alpenländer verteilt. „Die Alpenpopulation wird derzeit auf circa 700 bis 800 Individuen aufgeteilt in circa 80 Rudeln plus Einzeltiere geschätzt. Man muss aber sagen, dass sich ein sehr großer Teil dieser Tiere in den Zentral- und Westalpen befindet. Aus dieser Population wandern einzelne junge Tiere ab und kolonisieren unser Gebiet neu“, so Molinari.

Viele Herausforderungen

Die Diskussionen rund um Herdenschutz und geforderte Abschüsse kennt Molinari. Auch in Italien stellt das Leben mit dem Wolf viele vor Herausforderungen. Für Molinari ist beim Thema Wolf auch klar: „Im Gegensatz zum Bär oder zum Luchs, die kein großes Problem darstellen, stellt die Populationsdynamik der Wölfe durch ihre Größe und Geschwindigkeit sowie ihren Einfluss auf die Landwirtschaft ein Problem dar, dass wir nicht nur mit Schutzmaßnahmen lösen werden können“, zeigt sich der Wildbiologe Paolo Molinari überzeugt.