Größter Schmetterling
Christian Wieser/Kärntner Landesmuseum
Christian Wieser/Kärntner Landesmuseum
Erlebnis Natur

Auf Schmetterlingssuche in aller Welt

Seit seiner Kindheit beschäftigt sich Christian Wieser mit Schmetterlingen. Er erforscht nicht nur die heimischen Schmetterlingsarten, sondern auch exotische, wie etwa den Thysania agrippina. Er zählt mit seiner Flügelspannweite von 30 Zentimetern zu den größten Schmetterlingen der Welt.

„Thysania agrippina ist prinzipiell der größte Schmetterling der Welt. Ein Exemplar kann bis zu 30 Zentimeter Flügelspannweite haben und das ist schon was faszinierendes,“ sagte der Zoologe und Direktor des Kärntner Landesmuseums. Ein Exemplar des Schmetterlings wurde von ihm bei einer seiner drei Expeditionen gefunden, und zwar in Südamerika in Französisch Guyana.

Um diese riesigen Tiere überhaupt zu Gesicht zu bekommen, muss man sie sich zuerst anlocken. Der Schmetterling ist ein Nachtfalter: „Das macht man mit Licht, mit Leuchtstoffröhren und da glaubt man es kommt eine riesige Fledermaus daher so flattert dieses Tier um das Licht herum. Man geht fast in Deckung und das ist eigentlich die große Sensation, wenn man so ein Tier zu sehen bekommt.“

Christian Wieser mit Schmetterling
Christian Wieser/Kärntner Landesmuseum
Christian Wieser und der größte Schmetterling

Expedition unter schwierigen Bedingungen

So einen Schmetterling einzufangen ist dann doch nicht ganz einfach, bei einer Temperatur von 29 Grad in der Nacht und 99 Prozent Luftfeuchtigkeit mitten im Dschungel. Die Leuchtquelle wurde von Ungeziefer und Gelsen und tausenden Nachtfaltern umschwirrt. Doch plötzlich kam auch ein Exemplar des größten Schmetterlings der Welt angeflogen.

Die Mühen wurden also belohnt, denn während der 14-tägigen Expedition fand Wieser kaum Schlaf: „Als Mitteleuropäer in den Tropen bei diesen Temperaturen ist an Schlafen eh nicht zu denken. Und wenn, hängt man sich eine Hängematte zwischen zwei Bäume und schaut, wie unter einem die Skorpione durchmarschieren. Also, wenn man bei solchen Expeditionen im Schnitt auf zwei Stunden Schlaf kommt, ist das schon viel.“

Schmetterlinge im Leintuch
Christian Wieser/Kärntner Landesmuseum
So werden die Schmetterlinge gefangen

Der größte Schmetterling ist unscheinbar

Angst im tropischen Regenwald kennt Wieser nicht: „Die Natur macht mir keine Angst.“ Und das obwohl überall im Dschungel Gefahren lauern: „Natürlich muss man aufpassen und sich anpassen und darf nicht leichtsinnig sein. Natürlich gibt es in diesen Gebieten auch Raubtiere, aber die scheuen den Menschen und wenn man sich halbwegs vernünftig verhält, wird einem kaum etwas passieren. Gefährlicher sind sicher Krankheiten, wo man aufpassen muss. Ich hatte bisher immer Glück.“

Der größte Schmetterling der Welt übt auf den Zoologen eine Faszination aus: „Als Falter ist er eigentlich relativ unscheinbar, abgesehen von der Größe, er ist grau-braun-weiß gesprenkelt, also eine typische Tarnfarbe. Wenn er sich auf einen Tropenbaum drauf setzt auf den Stamm ist er beinahe unsichtbar.“

Schwieriger Transport in die Heimat

Ein Exemplar des riesigen Nachtfalters hat Wieser selbst eingefangen: „Es ist eine Dokumentation, was gibt es in diesem Gebiet, jede Art wird genetisch dokumentiert für eine weltweite Datenbank.“

Nachdem der Forscher in der Nacht den Schmetterling anlockte, muss dieser dann für den Transport in die Heimat vorbereitet werden: „Das große Problem bei diesen Tieren aus den Tropen ist, sie dürfen nicht verschimmeln. Und bei der Luftfeuchtigkeit muss man schauen, wie kann man die Tiere trocknen oder tiefkühlen kann. Der Transport ist natürlich schwierig. So ein großen Tier kann man nicht irgendwo reinstecken. Das wird in Papiertüten, die die Feuchtigkeit ein wenig aufnehmen, eingepackt aber man muss sie zuerst in ihrem Ursprungsland trocknen, mit einem Trockengerät, ansonsten hat man nur mehr Schimmel.“

Größte Schmetterlingsart noch kaum erforscht

Das Exemplar von Wieser hat Verletzungen an den Flügeln, diese stammen aber nicht vom Einfangen oder Transport, sondern, so vermutet Wieser: „Der ist durch ein Gebüsch durchgeflattert und ist an einem Ast oder an Dornen hängen geblieben und hat sich den Teil des Flügels da raus gerissen.“

Dieser riesige Nachtfalter „Thysania agrippina“ ist noch nicht erforscht: „Man ist froh, wenn man so ein Tier nachweisen kann. Wie die Populationsdichte ist, das ist ein großes Fragezeichen. Vor allem in der heutigen Zeit, wo die Regenwälder massiv zurück gehen oder zerstört werden und man weiß nicht, ob in zehn Jahren überhaupt noch was existiert. Also insofern wenn man da ein Tier der Natur entnimmt, das spielt für die Natur keine Rolle. Gefährlicher ist die Lebensraumzerstörung.“