Hochwasser-Schutzbau in Afritz
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Chronik

Hochwasserschutz hilft nur bedingt

Die Regenmengen im Katastrophengebiet im Westen Deutschlands waren enorm – bis zu 200 Liter pro Quadratmeter sind dort in kurzer Zeit gefallen. So intensive Niederschläge gab es auch schon in Kärnten. Einhundertprozentige Sicherheit gibt es trotz Hochwasserschutz-Maßnahmen nicht, sagen Experten.

Das Jahrhunderthochwasser in Lavamünd, der Murenabgang in Afritz, der Sturm Vaja im Lesachtal: Kärnten wurde in den letzten Jahren immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. In den betroffenen Gebieten wurden Millionen in Hochwasserschutzwände und Rückhaltebecken investiert. Bei extremen Niederschlägen könne man dramatische Folgen trotzdem nicht ausschließen, sagte Florian Rudolf-Miklau, der Leiter der österreichischen Wildbach- und Lawinenverbauung.

„Kein technisches Bauwerk bietet hundertprozentigen Schutz und ich glaube, man braucht den Menschen nicht erklären, dass es in der Natur immer etwas größeres, noch dramatischeres gibt. Und so ist es auch in den Wildbächen. Es gibt Muren, die übersteigen die Kapazität oder Kraft dieser Bauwerke und können dann natürlich auch zum Versagen führen.“

Alpine Regionen stärker gefährdet

Alpine Regionen seien bei Starkniederschlägen „auch aufgrund der Stauwirkung der Alpen“ stärker gefährdet, so Rudolf-Miklau: „Wenn Sie eine Topographie wie in Kärnten oder wie in Oberkärnten und Tirol haben, wo 2.000 Meter Reliefenergie dastehen und die Massen der Eiszeit in Hängen lagern, dann kann man sich vorstellen, dass Hangrutschungen, Muren nicht ganz auszuschließen sind. Wenn man mit offenen Augen durch die Landschaft in Österreich geht, dann erkennt man diese Ereignisse in der Vergangenheit, die in den letzten 15.000 Jahren seit der Eiszeit stattgefunden haben.“

Problem Klimawandel und Bodenversiegelung

Doch nicht nur der Klimawandel, auch Bautätigkeit, Bodenversiegelung und Bodenverdichtung verstärken das Risiko. Immer wieder kommt es, unabhängig von Bach- und Flussläufen, zu Überflutungen. Im alpinen Bereich stehen rund 20 Prozent der Gebäude in Gefahrenzonen: „Wir müssen vor allem den Bestand sichern und nicht neue Objekte in diese Zonen hinein bauen und es muss der Bestand so gesichert werden, dass er auch der Einwirkung von Naturgewalten standhält. Viele Architekten übersehen das bei der Planung ihrer Gebäude und es ist einfach notwendig, das Eindringen von Wasser, die Kräfte, die Muren auf Bauwerke ausüben, in einem gewissen Ausmaß zu berücksichtigen.“ Man müsse das Bewusstsein der Menschen für mögliche Gefahren stärken, so Rudolf-Miklauz.