Chefredakteur Bernhard Bieche und Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle
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Politik

Stichwahl in Klagenfurt: Die Analyse

Stichwahlen sind nichts Neues in der Landeshauptstadt. Aber wie eng kann es werden zwischen Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) und Christian Scheider (Team Kärnten)? Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle nahm die Voraussetzungen beider Kandidaten unter die Lupe.

Der Wind drehte sich – anders als am Wahlsonntag wird nun doch die amtierende Bürgermeisterin als Favoritin in die Stichwahl gehen. Die Auszählung der rund 10.000 Wahlkarten fungierte hier als Zünglein an der Waage, so Kathrin Stainer-Hämmerle: „Eine Stichwahl ist immer das Ringen um eine Mehrheit, wir werden sehen wie gut es gelingt, die Nichtwähler zu mobilisieren.“ Die SPÖ führe seit jeher einen eher traditionellen Wahlkampf. Scheider habe als Quereinsteiger mehr auf Social Media gesetzt, nun sei es „spannend welche Methode besser funktionieren wird“.

Analyse von Kathrin Stainer-Hämmerle

Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle analysiert das Ergebnis der Gemeinderatswahlen in Kärnten.

„Gremien beraten“: Ein Standart-Satz für Verliererparteien

Fest steht jedenfalls schon jetzt, dass diese Wahl für Katerstimmung bei der Klagenfurter FPÖ und den Grünen sorgt. Beide Parteien sehen sich mit schmerzhaften Verlusten konfrontiert. Auf die Frage, welche Konsequenzen das für beide Parteien und auch deren Spitzenkandidaten haben wird, sagte Kathrin Stainer-Hämmerle: „Im Gegensatz zur FPÖ haben wir von den Grünen wieder gehört, dass ‚die Gremien beraten‘ – das ist die Standardantwort von Verliererparteien.“ Bei der FPö sei jetzt am Montag schon deutlicher durchgeklungen, dass Germ sich zurückziehen oder auch dazu gedrängt werden könnte.

Regieren wird in jedem Fall schwieriger

Egal wer am Ende die Nase vorne hat, es dürfte in Zukunft in jedem Fall noch schwieriger werden, Klagenfurt zu regieren, so die Politologin. „Einfach wird es für niemanden sein, weder für die SPÖ noch für Scheider, eine Mehrheit zu zimmern, die dauerhaft hält und wo man sich nicht in Geiselhaft begibt“.

Prinzipiell würden Allianzen bei Gemeinderatswahlen längerfristiger geschmiedet, es sei nicht so einfach aufzuhören, „weil jeder Rücktritt heißt, dass es zu einer vorgezogenen Neuwahl kommt und das will jede Gemeinde vermeiden.“

Niedriges Wählerinteresse als genereller Trend

Die Wahlbeteiligung war mit nur rund 40 Prozent in Klagenfurt erschreckend niedrig. Auf die Frage, was der Grund für dieses außergewöhnliche Desinteresse der Wähler in der Landeshauptstadt gewesen sei – kärntenweit war das ja in diesem Ausmaß nicht der Fall – sieht Stainer-Hämmerle eine generelle Tendenz: „Diesen Trend sehen wir in allen größeren Städten, unabhängig von der Pandemie, die dazu aber sicher beigetragen hat. Auch in Innsbruck war die Wahlbeteiligung nicht wesentlich höher.“