Abgesperrter Gastro-Bereich, Außen, Sessel aufgestapelt
APA/BARBARA GINDL
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Chronik

LH Kaiser: Gefahr in Verzug durch Mutation

Der Lockdown wird bis zum 7. Februar verlängert. Danach soll der Handel wieder aufsperren. Gasthäuser, Kaffees und auch Hotels bleiben aber bis Ende Februar zu. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, durch die neue Mutation sei Gefahr in Verzug. Die Maßnahmen seien zu verantworten, sagte Kaiser.

Es ist fix: Der „harte“ Lockdown wird bis 7. Februar verlängert, das verkündete die Regierung im Zuge einer Pressekonferenz am Sonntagvormittag. Um die Ausbreitung des Coronavirus – und vor allem der neuen Virusvariante B.1.1.7 zu verhindern, setzt die Regierung ab 25. Jänner überdies auf eine FFP2-Maskenpflicht im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie auf die Erhöhung des Mindestabstands von einem auf zwei Meter.

Ab dem 7. Februar soll der Handel wieder aufsperren. Gasthäuser, Kaffees und auch Hotels bleiben aber bis Ende Februar zu. Auch die Schulen in Kärnten sollen nach Informationen des Kanzlers erst am 15. Februar beginnen – mehr dazu in Regierung verkündet Verlängerung (news.ORF.at).

Gemischte Reaktionen aus der Politik

Die Landespolitik reagiert gemischt auf die Lockdown-Verlängerung.

Kaiser: Verständnis für Lockdown-Müdigkeit

Landeshauptmann Kaiser sagte, wir hätten erfreulicherweise sinkende bis stabile Zahlen. „Trotzdem ist durch die neue Mutation des Viruses Gefahr in Verzug. Ich habe das den Politikern des Bundes nicht einfach abgenommen und insistiert, damit es zu dem Hearing mit Expertinnen und Experten gekommen ist. Und die haben das leider in eindrucksvoller Weise bestätigt. Wir sehen das auch in vielen Nachbarländern, dass die Inzidenzen pro 100.000 Einwohner steigen. Und das veranlasst uns auch zu den Maßnahmen, wie der Verlängerung des Lockdowns, aber mit Maßnahmen, die man verantworten kann.“

„Müssen uns der Realität stellen“

Bei vielen Menschen lässt sich eine Lockdown-Müdigkeit bemerken. Auf die Frage von ORF-Kärnten-Redakteur Christof Glantschnig, wie denn die Bevölkerung noch erreicht werden könne, sage Kaiser, er habe volles Verständnis für die Müdigkeit und die Existenzängste, er selbst habe sich noch vor wenigen Tagen für eine geordnete Öffnung stark gemacht. „Die Expertinnen und Experten haben aber das das Ihre dazu beigetragen, dass wir uns der Realität stellen müssen. Mir ist wichtig , dass die Maßnahmen der Lebensrealität möglichst nahe kommen. Ich denke, dass es mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung möglich sein wird, das Licht am Ende des Tunnels näher zu sehen.“

Kaiser: Arbeitslosengeld erhöhen

Entscheidend werden entsprechende Wirtschaftshilfen, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein, sagte Kaiser: „Wir brauchen auch endlich eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, denn auch das kurbelt die Wirtschaft durch erhöhte Kaufkraft an.“

Die Schule soll nun in Kärnten erst am 15. Februar beginnen. Es sei auch sein Wunsch, gemeinsam mit den anderen Bundesländern schon am 8. Februar zu starten, sagte Kaiser. „Ich gebe aber noch nicht auf und werde mich bemühen. Eine Woche mehr Unterricht ist für die Schüler essenziell. Ich glaube, dass das die Pädagogen das ähnlich sehen.“ Relativierend müsse aber gesehen werden, sagte Kaiser, dass es schon jetzt viele Schüler und Kinder gebe, die das Miteinander suchen und denen größtmögliche Sicherheit gegeben werden müsse – mehr dazu in Semesterzeugnisse trotz Lockdowns.

Gastronomie: Beugen uns der Entscheidung

Für die Gastronomie und Hotellerie ist die Verlängerung des Lockdowns ein harter Schlag, erst am Freitag hatten die Vertreter dieser Branche Druck für eine Öffnung gemacht. Der Kärntner Wirtesprecher Stefan Sternard sagte in einer ersten Reaktion, es sei ja bereits gestern geahnt worden, dass der Lockdown verlängert werde.

„Auch wenn man eine Nacht darüber schläft, es fährt einem durch Mark und Bein Wir haben immer gesagt, Gesundheit steht an erster Stelle, selbstverständlich beugen wir uns den Entscheidungen, darüber will ich gar nicht diskutieren. Fakt ist, diese Entscheidung wurde nun getroffen. Positiv ist, dass uns versprochen wurde, dass Mitte Februar bekannt gegeben wird, wann geöffnet wird. Das ist ja genau das, was wir kritisieren, diese Planungssicherheitsthematik. Allerdings, und das ist klar, mir fehlt der Umsatzersatz.“ Sternad forderte einen zumindest 50-prozentigen Umsatzersatz für den Februar und eine Verlängerung der Kurzarbeit bis Juni.

Tourismus: Wintersaison gestorben

Auch Josef Petritsch, selbst Hotelier und Obmann der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Kärnten, ist ernüchtert, es werde keine Wintersaison mehr geben sagte Petritsch, die Wintersaison sei damit gestorben. „Wenn sie Semesterferien nicht Teil der Wintersaison sein können, ist eine Wintersaison, auch nach den nicht vorhandenen Weihnachtsferien, nicht mehr machbar.“ Der Tenor bei seinen Kollegen gehe in Richtung eines früheren Starts in den Sommer.

Petritsch sagte, man baue darauf, dass die Menschen Tapetenwechsel dringend brauchen werden und schon ab April Urlaub machen wollen. Ich glaube schon, dass wir ab April eine ansprechende Frühsaison haben könnte, ich bin da sehr zuversichtlich. „Wir werden die Kollegen auch unterstützen, wenn es um das Marketing geht, über die Kärnten Werbung, wenn es um Konzepte geht, wie man auf Stammgäste oder neue Gäste zu geht. Wir werden sie unterstützen, damit wir am Tag X, wenn wir wieder aufsperren dürfen, vorbereitet sind und auch den Gästen – und das ist das Wichtigste – das Gefühl vermitteln können, dass sie bei uns einen halbwegs gesicherten Urlaub verbringen können.“

Opposition übt Kritik an Verlängerung des Lockdowns

Team Kärnten Chef Gerhard Köfer sprach in einer ersten Reaktion von einem Super-GAU für große Teile der Wirtschaft und für die Schüler und die Familien. Die Belastungsgrenze sei überschritten, sagte Köfer in einer Aussendung.

FPÖ-Landesparteichef Gernot Darmann sagte, die Verlängerung sei wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch unverantwortlich. „Es steht zu befürchten, dass der Lockdown bis Ostern dauern könnte. Dies wäre dann der endgültige Todesstoß für die heimische Wirtschaft.“

Villach verteilt 20.000 FFP2-Masken

Die Stadt Villach kaufte 20.000 FFP2-Masken und wird diese ab dem kommenden Mittwoch an alle Villacherinnen und Villacher, die 65 Jahre oder älter sind, verteilen, hieß es am Sonntag in einer Aussendung. Pro Person werden zwei Masken abgegeben. Die Aktion gilt, solange der Vorrat reicht.

Die Coronavirus-Zahlen in Kärnten gehen leicht zurück, 97 Neuinfektionen wurden von Samstag auf Sonntag verzeichnet. Etwas mehr als 1.100 Kärntnerinnen und Kärntner sind momentan mit dem Coronavirus infiziert. 112 Erkrankte werden in den Spitälern behandelt, acht davon auf der Intensivstation. 583 Personen sind am oder mit dem Coronavirus verstorben. Hoch bleibt die 7-Tage-Inzidenz in Kärnten. Sie liegt bei 172, das ist österreichweit gesehen nach Salzburg (249) der zweithöchste Wert.