Person fährt mit E-Bike
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Lifestyle

Trend zum E-Bike wird immer stärker

Fahrräder mit Elektroantrieb bieten viele Vorteile und werden immer beliebter, nicht nur bei Senioren, sondern bei Radfahrern aller Altersgruppen. Händler und Werkstätten merken eine deutlich erhöhte Nachfrage.

Kärnterinnen und Kärntner sparen laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) Jahr rund 20.000 Tonnen CO2 ein, weil sie Alltagswege mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren. Das Potenzial für mehr Radverkehr sei in Kärnten sehr groß, denn vier von zehn Autofahrten seien kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn Autofahrten kürzer als zehn Kilometer. Bei Befragungen werden zu hohes Tempo des Autoverkehrs und fehlende Rad-Infrastruktur als häufige Gründe genannt, warum eine Strecke nicht mit dem Fahrrad gefahren wird, so der VCÖ.

Gemeinsame Ausflüge kein Problem mehr

Die Kärntner schätzen allerdings immer mehr Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, bestätigte Werner Freidl vom Fahrradprofi aus Klagenfurt: „Das Radfahren war immer schon populär, aber es hat natürlich Leistungsunterschiede in der Bevölkerung gegeben. Die einen haben bei Ausfahrten auf die anderen warten müssen, das war ein Problem. Das kann das E-Bike zur Gänze ausgleichen, jeder kommt jetzt auf einen Berg hinauf.“ In gleicher oder kürzerer Zeit könne man ganz andere Ziele erreichen, ohne auf das Gelände Rücksicht nehmen zu müssen.

E-Bike Pedale und Kette
pixabay/olivermann

Boom durch Coronavirus-Krise befeuert

Die Weiterentwicklung von Technik und Design verhalf dem E-Bike zu einem Boom. Die Coronavirus-Krise hatte den Verkauf von Rädern – mit und ohne Strom – noch einmal befeuert, so Freidl. Er hätte nicht erwartet, dass sich die Krise so positiv auf die Branche auswirken würde. Es boome derzeit enorm, man habe mit dem Zuwachs nicht gerechnet.

Zum Kundenkreis gehören schon längst nicht mehr nur Senioren oder Sportmuffel, sondern Menschen jeden Alters und mit verschiedenen Fitnesslevels: „Ganz entscheidend ist, man kann sich in dem Pulsbereich bewegen, der für einen gesund ist.“ Denn wenn man eine Steigung mit Puls 170 und pochendem Kopf hinauffahre, sei das ja nicht wirklich gesund.

Treten muss man trotzdem

Böse Zungen behaupten: Wer E-Bike fährt ist zu faul zum Treten: „Das stimmt überhaupt nicht, denn es gibt der Motor nur den Impuls retour, den man einbringt. Wenn man am Pedal keinen Druck ausübt, würde der Motor auch nicht unterstützen.“ Erreicht das Rad die 25 Km/h Grenze, schaltet der Motor ab. Man könne so schnell fahren, wie man wolle, aber der Motor schalte sich ab 25 Km/h nicht mehr dazu.

Werner Freidl und  Triathletin und Olympiateilnehmerin Lisa Perterer
Freidl
Werner Freidl mit Triathletin Lisa Perterer

Ein E-Bike unterscheidet sich zum herkömmlichen Fahrrad nicht nur im Fahrverhalten, sondern auch preislich: „Es beginnt in einer vernünftigen Qualität mit 2.300 Euro. Dann kommt es darauf an, was man vom Bike erwartet. Wenn man nur in der Stadt einkaufen fahren will, ist man mit 2.300 Euro super bedient. Wenn man aber in den Bergen auf Trails fahren will, hat er ein anderes Anforderungsprofil an das Gerät. Das bewegt sich dann im Bereich 3.500 bis 4.500 Euro.“

Überlegen, was das Bike können muss

„Fahrradfahren kann doch jeder“ denken viele, bevor sie das erste Mal auf ein Elektrofahrrad steigen. Dabei macht es aber durchaus einen Unterschied, ob man mit oder ohne Motorhilfe fährt, so Freidl: „Beim E-Bike ist es ganz wichtig, dass man überlegt, was würde ich mit dem Bike machen, wenn ich Kraft hätte ohne Ende. Der größte Fehler, den die Leute machen, ist zu sagen, ich fahre ja nur um den See. Sie machen das, weil sie jetzt körperlich dazu in der Lage sind.“

Dann kommen sie aber drauf, dass es mit dem E-Bike auch ganz einfach ist, auf die Klagenfurter Hütte zu fahren. „Und dann habe ich das falsche Bike, ich komme zwar hinauf, aber nicht mehr hinunter, weil das Rad dem nicht gewachsen ist.“

Bike auf Fahrer abstimmen

Wer sich mit Fahrradmodellen, Motoren und Akkus beschäftigt, kann leicht den Überblick verlieren, denn die Varianten sind vielfältig, sagte Freidl. Man müsse sich genau beraten lassen, was das Maximale sei, was man mit dem Rad machen wolle. „Wir sprechen mit den Leuten, was sie machen möchten und wozu sie körperlich in der Lage sind. Oft wird etwas gekauft, was dann umgetauscht werden soll, weil das Anforderungsprofil höher geworden ist.“ Das E-Bike sei ein technisches Gerät, das komplizierter zu handhaben ist als ein normales Fahrrad: „Man kommt wirklich in Situationen, in die man vorher nicht gekommen ist. Da ist schon gut, wenn man das Gerät im Griff hat und es auf den Fahrer abgestimmt ist.“

Ob E-Mountainbikes, E-Lastenräder oder schicke Stadträder, Motor und Akku sind so verbaut, dass sie fast nicht mehr zu erkennen sind: „Das war vor zehn Jahren noch anders, aber jetzt im Moment ist es so, dass es gleich aussieht wie in normales Bike. Angefangen hat es mit einem Vorderradmotor, dann kam der Hinterradmotor und durchgesetzt hat sich der Mittelmotor, weil dort der Schwerpunkt liegt.“

Akku muss nach ein paar Jahren ausgetauscht werden

Wie das Handy, der Laptop oder Tablet gehört auch der Akku des E-Bikes immer wieder geladen. Die Fahrleistung pro Ladung liege zwischen 80 und 120 Kilometern, der Akku schaffe rund 300 Ladungszyklen ohne Leistungsverlust. Er werde aber irgendwann schwächer. Alle fünf Jahre brauche man einen neuen Akku. Je nach Leistung kostet er einige hundert Euro.

Die klassischen Verschleißteile am E-Bike sind im Prinzip die Gleichen wie beim motorlosen Bike: Der Fahrradprofi rät deshalb zu einem regelmäßigen Service. Es seien technische Geräte, die gewartet werden müsse, auch die Bremsen müssen funktionieren, so Freidl. „Da ist es schon sinnvoll, wenn man sich an den Fachhandel wendet.“