Das Kriegsgeschehen selbst erreicht Kärnten erst spät. Mitte Jänner 1944 fallen die ersten Bomben auf Klagenfurt, Mehr als 200 Menschen kommen ums Leben. 46 weitere Bombenangriffe zerstören zwei Drittel der Häuser.
Tausende Kärntner fielen auf Kriegsschauplätzen
Und auch der Eisenbahnknoten Villach wird Ziel der Alliierten Bombenabwürfe. Zu dem Zeitpunkt waren schon Tausende Kärntner Soldaten auf den Kriegsschauplätzen überall in Europa gefallen.
Archiv aus Briefen in die Heimat
Matthias Leitgeb aus dem Gurktal überlebt. Er war auf dem Balkan als Funker stationiert und schrieb immer wieder Briefe nach Hause. Dabei entstand ein umfangreiches Archiv.
„…als wäre alles Gute aus der Welt verschwunden“
Sein Sohn Matthias zitierte aus einem Weihnachtsbrief seines Vaters an die Ehefrau. „Auch heuer müssen wir diese Tage wieder alleine und im Schatten eines grausamen Kampfes verbringen. In einer Zeit, in der es oft scheint, als wäre alles Gute in der Welt verschwunden und als würde nur noch grausamer Hass und Vernichtungswahn die Menschen führen.“
„Wie viel Leid und Not mussten wir in den vergangenen Monaten sehen“, schrieb der Funker weiter an seine Frau. „Ganze Landschaften sind vernichtet, und dabei ist das nur ein winzig kleiner Teil des Elends, in das die Menschheit von einigen wenigen Hetzern getrieben wurde.“
Viele Männer und Söhne fielen an der Front
Die Frauen mussten in den Kriegsjahren die schwere Arbeit auf den Höfen übernehmen, dazu kam die Angst um die Männer und Söhne an der Front.
Die Großmutter von Katharina Schrittesser hatte neun Söhne, sechs fallen oder werden im Krieg schwer verwundet. „1944 haben wir dann die Vermisstenanzeige von unserem Vater bekommen. Wir haben gewartet, ob er vielleicht doch noch einmal kommt, aber er ist nicht mehr gekommen.“
Jugend wurde unter Kontrolle der Partei gebracht
Unterdessen wurde die Jugend im gesamten Großdeutschen Reich unter die Kontrolle der Partei gebracht. In Kärnten wurden zahlreiche Lager errichtet, im Gailtal für den Reichsarbeitsdienst, am Faaker See für die Hitler Jugend (HJ) und die Nationalpolitische Erziehungsanstalt NAPOLA. Am Millstättersee entsteht ein Wehrertüchtigungslager für die „germanische“ Jugend.
Wer nicht in das Schema passte, wurde verfolgt, oder verschwand in den Konzentrationslagern. Auch alles Slowenischsprachige soll ausgemerzt werden. Mitte 1942 wurden rund 1.000 Angehörige der slowenischen Volksgruppe über Nacht von ihren Höfen vertrieben.
Mitten in der Nacht: „Gestapo Tür aufmachen“
Auch Maria Gasser aus Ludmannsdorf zählt zu den Vertriebenen. „Ich war acht Jahre alt, als sie mit Bussen gekommen sind. Wir haben schnell etwas in Koffer gepackt, alles andere mussten wir stehen lassen, und dann mussten wir schon gehen.“
Der steigende Druck förderte den Partisanenkampf. Der Großonkel von Rezi Valentinitsch versteckte in seinem Haus in Ludmannsdorf einen verwundeten Partisanen. Tags darauf tauchte die Gestapo auf. „Das war furchtbar. In der Nacht, gegen halber Eins hat’s gepumpert. ‚Gestapo, Türe aufmachen‘, hieß es dann.“
Massaker vom Persmannhof
Am 25. April 1945 werden elf Mitglieder der Familien Sadovnik und Kogoi auf dem Persmannhof bei Eisenkappel, einem Partisanenstützpunkt von einem S-Trupp brutal ermordet. Seit 2012 informiert ein Museum über das Massaker. Die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen der SS wurden 1949 eingestellt.
Am 8. Mai 1945 erreichten britische Panzer Klagenfurt, wenige Stunden nach ihnen rücken erste jugoslawische Einheiten ein. Auf Druck der Briten ziehen sie wieder ab, verschleppten aber Südkärntner. 91 von ihnen sollten nicht mehr zurück kehren.