Politik

Tourismus setzt voll auf Österreicher

Kärntens Tourismuswirtschaft setzt heuer ganz auf den inländischen Gast, am 1. Mai startet eine Werbekampagne in allen Medien. Sicherheit, Natur und aktiver Urlaub stehen im Vordergrund. Laut Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) werde es heuer keine Gewinner geben, es gehe um Schadensbegrenzung in der Branche.

Am Mittwochvormittag informierten Schuschnig, Christian Kresse von der Kärnten Werbung und Helmut Hinterleitner von der Wirtschaftskammer über das Thema „Aktuelles und Maßnahmen im Bereich Tourismus“. Schuschnig sagte, die Tourismusbranche sei durch die CoV-Krise besonders betroffen, der gesamte Absatzmarkt sei zusammengebrochen. Man rechnet mit vier bis zehn Prozent Negativwachstum. Auf EU-Ebene rechne man mit einem Einbruch von 30 bis 50 Prozent bei den Nächtigungen.

Die Branche werde lange an den Folgen leiden, denn sie leide unter Reisebeschränkungen, Kaufkraftverlust, Absage von Kultur- und Sportveranstaltungen und geändertem Reiseverhalten. Auch wenn Betriebe öffnen, fehle oft das Rahmenprogramm. Der März alleine zeige einen Rückgang der Nächtigungen von 58 Prozent, so Schuschnig.

Schneller starten als andere Bundesländer

Der Tourismus arbeite seit Wochen an der Öffnung, man wolle den Neustart schneller und besser als andere Regionen und Länder schaffen. Die erarbeiteten Maßnahmen betreffen alle Ebenen. „Wir gehen mit 1. Mai so früh wie kein anderes Bundesland an die Bewerbung unserer Kampagne. Der Urlaub in Kärnten wird eine besondere Bedeutung haben.“ In der Werbung setze man auf die Stichworte Natur, aktiv, Gefühl des Südens und die Erinnerung an Zeiten, als Urlaub in Kärnten besonders beliebt war.

Schulungen für Betriebe und Personal

Man arbeite außerdem an einem Recoveryplan für die Betriebe, da werde es Handlungsanleitungen geben. „Wir bereiten auch die Betriebe mit Know-how vor. Um die Vorschriften berücksichtigen zu können, braucht es Schulungen, das finanziert das Tourismusreferat im Rahmen von Webinaren.“ Das starte bereits am 1. Mai. Außerdem sichere man die Liquidität in den Tourismusorganisationen, die weniger Einnahmen haben werden. Derzeit rechne man mit 50 bis 70 Prozent weniger Einnahmen. Man bündle die Tourismusmittel für neue Angebote, so Schuschnig, denn man müsse jetzt auch die Weichen für die Zukunft stellen.

„Heuer keine Gewinner“

„Die Art und Weise, wie wir Tourismus kennen, wird sich verändern, eine Neuausrichtung ist entscheidend. Eine Million Euro an Leuchtturmförderungen sind ausgesetzt, um sie für andere Maßnahmen zu nutzen.“ Positiv sei die große Nachfrage aus ganz Österreich, so Schuschnig. Kärnten werde auch als sehr sicher bewertet, das sei ein starkes Argument für Kärnten. Es brauche auch eine Verordnung für die Freibäder, es gebe vorsichtig positive Signale aus Wien, dass man Kärntner Empfehlungen folgen wolle. Laut Schuschnig geht es um Schadensbegrenzung, Gewinner werde es heuer im Tourismus keine geben.

Massive Werbekampagne für Kärnten

Christian Kresse, Geschäftsführer der Kärnten Werbung, sagte, man habe alle Arbeiten für 2020 und 2021 auf Eis gelegt und sich neu aufgestellt. In vielen Gesprächen habe man vorgeplant. „Wir müssen ein deutliches Signal an die Betriebe aussenden. Mit 1. Mai werden wie eine umfangreiche TV-Kampagne in ORF und Privatsendern starten. 660 TV-Spots werden im Mai ausgestrahlt.“ Dazu kommen über 1.000 Radiospots, so Kresse. Es gebe auch Werbung in Printmedien und Onlinepräsenz. Die erste Phase habe ein Volumen von zwei Mio. Euro. „Heuer wird ein Jahr der Kurzbuchungen. Wenn wir uns die Zahlen anschauen, hatten wir 40 Prozent Gäste aus dem Inland. 65 Prozent aller Haupturlaube der Österreicher gingen bisher ins Ausland.“

Kärnten Werbung setzt auf Sicherheit

Man wolle größtmögliche Sicherheit für Betriebe, Gäste und Einheimische, so Kresse. Mit Wirtschaftskammer und Land arbeite man an einem Recoveryprogramm, für das viele Unternehmen ihre Zeit eingebracht haben. Das Programm werde in den nächsten Wochen ausgerollt. Die Wirtschaftskammer schule Betriebe und Mitarbeiter, die Kärnten Werbung sorge für die Unterlagen für die Gäste in jedem einzelnen Tourismusbereich. Der Ausfall von ausländischen Gästen solle in irgendeiner Form kompensiert werden. Es gebe noch weitere Phasen in diesem Programm, die auch Werbung im Ausland betreffe, doch das sei noch zu früh.

„Nicht von heute auf morgen erholen“

Vonseiten der Wirtschaftskammer sagte Helmut Hinterleiner, die Branche müsse in der Lage sein, sich vorzubereiten. Es gebe fixe Termine, jetzt habe man die Möglichkeit, nachzudenken, wie man die Regeln umsetzen könne und wie man die Sicherheitsvorkehrungen den Gästen näherbringen. „Die Tourismusbranche hat es am härtesten getroffen, sie wird sich nicht von heute auf morgen erholen können. Wenn sich die Grenzen nicht öffnen, kann sich das nicht einpendeln.“ Man brauche dazu erst Reisefreiheit aus anderen Ländern. Es brauche auch klare Impulse der Regierung für die Branche.

Deutschland will Grenzen nicht öffnen

Am Mittwoch wurden auch Medienberichte bestätigt, wonach die deutsche Bundesregierung vorerst keine Lockerungen der Reisebestimmungen einleiten wolle. Einer Umfrage zufolge ist die Hälfte der Deutschen für Grenzsperren auch im Sommer – für den österreichischen Tourismus wäre das ein Desaster – mehr dazu in Deutschland will Reisewarnung verlängern (new.ORF.at).

FPÖ: Keine Werbeschlacht

FPÖ-Obmann Gernot Darmann sagte in einer Reaktion, es solle umfassende Informationen über die Angebote geben, aber keine innerösterreichische Werbeschlacht. Es sei „befremdlich“, dass die Kärnten Werbung jetzt damit beginne, es hätte schon in den letzten Jahren ein positives Kärntenbild vermittelt werden müssen. Die zwei Millionen Euro sollte man lieber dafür verwenden, um den Tourismusunternehmen, die in einer verzweifelten Lage seien, direkt zu helfen“, so Darmann.