Blick auf die Pasterze von oben
ORF/Petra Haas
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Umwelt

Pasterze schmolz etwas langsamer

Das wärmere Klima führt zu schmelzenden Gletschern und vermehrtem Steinschlag. Das Projekt „Permafrostmonitoring Hohe Tauern“ der ZAMG untersucht die Änderung der Steinschlagtätigkeit bei der Pasterze im Glocknergebiet. Der Eisverlust der Pasterze war 2019 etwas geringer, betrug aber dennoch rund neun Meter.

Die von der ZAMG vermessenen Gletscher in den Hohen Tauern verloren im vergangenen Jahr knapp einen Meter an Eisdicke, die Pasterze im unteren Bereich bis zu neun Meter. Die Erwärmung im Hochgebirge in den letzten Jahrzehnten erhöht auch die Gefahr von Steinschlag.

Österreichs Gletscher starteten 2019 mit überdurchschnittlich viel Schnee in den Sommer. Alleine im Mai wuchs die Schneedecke um 100 bis 150 Zentimeter. Diese späten Schneereserven wurden durch den heißesten Juni seit Messbeginn größtenteils aufgebraucht, so die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in einer Aussendung.

Das Projekt

Das Permafrostmonitoring untersucht mittels Laserscanning, Drohnenmessungen und Computersimulationen die Änderung der Steinschlagtätigkeit in der Nähe der Pasterze und auf dem Sonnblick. Es ist Teil des Programms Global Cryosphere Watch der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus finanziert.

Kameras dokumentieren Schneedecke

Die Ermittlung der Jahresmassenbilanz basiert unter anderem auf den Daten von rund 40 Ablationspegeln. Ende September 2019 wurden die Pegel abgelesen und die jährliche Abschmelzrate berechnet. Im Oktober wurden zusätzlich 120 Sondierungen der Altschneedecke durchgeführt um die Schneerücklage zu bestimmen. Weiters verwendet die ZAMG das völlig autarke Messnetz von automatischen Kameras. Durch diese lässt sich die räumliche und zeitliche Verteilung der Schneedecke ermitteln. Aus all diesen Daten wird die jährliche Massenbilanz berechnet.

Die Pasterze zeigt an den Ablationspegeln geringere Verluste als in den vorangegangenen Jahren. Nichtsdestotrotz liegt der Maximalwert an Eismassenverlust im untersten Bereich bei knapp über neun Metern. Die Zerfallserscheinungen an der Gletscherzunge sind deutlich zu sehen.

Seilschaft auf der Pasterze
ORF
Die Pasterze geht immer weiter zurück

Zunehmende Gefahr für Wanderwege

Das immer wärmere Klima in den Alpen führt auch zu einer Zunahme des Steinschlags, so Michael Avian, Experte für Erdbeobachtung der ZAMG. „Das passiert zum einen durch das Einsickern von Wasser in Felsspalten und zum anderen wahrscheinlich auch durch das Auftauen des Permafrosts. Das gefährdet stellenweise alpine Infrastruktur und die Sicherheit von Wanderwegen.“ Im Projekt untersuchen die Universität Graz (Leitung), die TU Graz und die ZAMG Änderungen in der Stabilität des Felses und der Steinschlagtätigkeit im Bergsturzbereich Burgstall an der Pasterze. Finanziert wird das Projekt vom Nationalpark Hohe Tauern.

Laserscreening von Bergsturzbereich

Nach einem Bergsturz im Jahr 2007 werden seit 2010 terrestrische Laserscanning-Messungen (Vermessung der Geländeoberfläche mittels Laser) der Nordost-Wand des Mittleren Burgstalls und der Südwand des Hohen Burgstalls durchgeführt. „Im Bergsturzbereich Mittlerer Burgstall ist die laufende Steinschlagaktivität aus den Laserscanningmodellen zu erkennen, mit Felsblöcken von bis zu fünf Kubikmetern. Die Südwand des Hohen Burgstall zeigt nur geringe Steinschlagbereiche, mit kleineren Blöcke von maximal zwei Kubikmetern", sagte Avian.

Weiters komplettieren flächendeckende und hochauflösende optische Aufnahmen des Mittleren und Hohen Burgstalls mit Drohnen die jährlichen Messkampagnen. Diese sind als Nullmessung für zukünftige jährliche Flugkampagnen im Untersuchungsgebiet Burgstall gedacht. Hier sind vor allem die alpinen Steige im Umfeld der Oberwalder Hütte von Interesse, da diese in den letzten Jahren teilweise durch Steinschlag gefährdet waren und bisher nicht mit terrestrischem Laserscanning aufgenommen wurden.