Pasterze im Juni
ORF/Elke Sommer
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Wissenschaft

Auswirkungen des Temperaturanstiegs

Der Temperaturanstieg durch den Klimawandel sorgt für einen dynamischen Wandel der Alpen und dafür, dass die Gletscher zurückgehen. Der gebürtige Klagenfurter Michael Avian ist Leiter der Erdbeobachtungsstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und kennt die Auswirkungen durch Naturgefahren.

Michael Avian stützt sich bei der ZAMG auf Messergebnisse und diese zeigen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Erwärmung der Atmosphäre um knapp 0,7 Grad. Am Sonnblick in Kärnten habe man sogar eine Erwärmung von über zwei Grad, das sei ein sehr hoher Wert, sagt Avian.

Erwärmung hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Für den Laien klingen zum Beispiel 2,5 Grad Erwärmung nicht so schlimm, in Wahrheit sei es aber eine sehr markante Marke und habe eine große Bedeutung, sagte Avian: „Das ist in etwa die Grenze, wo Rückkopplungseffekte da sind und nicht mehr so stark sind. Das heißt, dass sich Klimazonen verschieben.“

Die Erwärmung habe massive Auswirkungen auf die Vegetation und auf die Landwirtschaft, weil sich diese in zehn Jahren nicht adaptieren kann. Auf Grund der Messwerte sei die große Aufgabe in den nächsten Jahren, die Grundversorgung zu ändern, sagt Evian.

Gletscherrückgang deutlich zu sehen

Avian ist Teil des Messteams auf der Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs und dort könne man leicht sehen, dass die Gletscher in den Alpen stark zurück gehen, sagt Avian. Die Pasterze verliert am untersten Bereich circa 100 Meter an Länge. Dadurch sei auch ein großer Masseverlust im Gange.

Großglockner Pasterze Tafel mit Jahreszahl
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Kaum noch Schnee und Eis auf der Pasterze

Naturgefahren vermehren sich

Der Rückgang der Gletscher ist das eine, mit der Erwärmung sind aber auch erhebliche Naturgefahren verbunden. Die Schwelle von Klüften, die mit Permafrost oder saisonalem Frost gefüllt sind, wanderte in den letzten 150 Jahren um knapp 150 Meter nach oben. 2007 erlebte Avian an der Pasterze einen Bergsturz, bei dem mehrere zehntausend Kubikmeter Geröll losgelassen wurden. Das geschah durch die Auflösung des Permafrostes und durch den Fakt, dass durch die höheren Temperaturen mehr Wasser in die Klüfte eindringen kann und dadurch die Frostsprengung eine größere Rolle spielt, sagt Avian.

Experte für Miteinander statt Gegeneinander

Feste Niederschläge im Sommer sind ein guter Puffer für den Gletscher, weil die Oberflächen bedeckt sind und die Abschmelzung dadurch gedämpft wird. Dies müsse auf der Pasterze aber über 20 bis 40 Jahre jeden Sommer der Fall sein, genau das Gegenteil war aber der Fall, sagt Avian. Wenn der Winter kalt ist, glauben viele nicht an den Klimawandel. Diese ständige Diskussion nervt den Wetterexperten aber nicht: „Ich finde, dass diese Diskussion weniger ein Gegeneinander sondern ein Miteinander sein soll.“

Wichtig sei es aber den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu klären, sagt Avian. Das Klima ist ein Durchschnittswert von Klimaparametern der letzten 30 Jahre und das Wetter ist jetzt. Wenn das Wetter kälter wird, verändere sich das Klima nicht großartig, das sei normal und sollte ernst genommen und auch diskutiert werden, sagt Avian.