Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik untersucht die Dicke und Mächtigkeit des Eises seit dem Jahr 2004. Drei- bis viermal pro Jahr kommen der Oberdrautaler Anton Neureiter und Gernot Weyss im Namen der Wissenschaft zur Franz-Josefs-Höhe unter dem Glockner. Von Jahr zu Jahr wird der Weg zum Eis beschwerlicher.

Ein See mit Eisblöcken statt ewigen Eises
Wenn sich die beiden auf den Weg machen, ist es noch sehr früh. Zu Fuß geht es mit schwerem Gepäck 200 Meter abwärts. Hier gab es einmal Eis, in den vergangen 170 Jahren ist aber mehr als die Hälfte davon verschwunden. Vor rund zehn Jahren lag das Ende der Pasterzenzunge an dieser Stelle, heute ist es ein See mit bizarren Eisskulpturen – es sind die Reste des Gletschers, die sich von Jahr zu Jahr verändern.

Mit dem Seil über einen Gletscherbach
Eine Wegstunde später müssen die beiden auf dem Weg zum Eis über einen Gletscherbach. Die einzige Möglichkeit dafür bietet ein Stahlseil – es wurde von der Bergrettung für Notfälle eingebaut.

Messstation wandert mit dem Gletscher talwärts
Für Touristen ist dieser Weg dennoch absolut tabu. Endlich taucht die Wetterstation der Zentralanstalt vor den Forschern auf, die mitsamt den Resten der Gletscherzunge talwärts wandert. Gernot Weyss: „Es ist eine Floatingstation, die nur am Eis steht und nicht eingebohrt ist und mit der Eisoberfläche abschmilzt. Letzten Herbst gab es Windgeschwindigkeiten mit 165 Kilometern pro Stunde, die Station ist aber zum Glück nicht umgefallen.“

Besonders starker Rückgang in den letzten Jahren
In den vergangen Jahren war der Rückgang des Gletschers besonders stark. In den letzten fünf Jahren sind 16 Prozent verschwunden. Anton Neureiter widmet sich weiteren Messpunkten. Hier, wo das Eis vom Johannisberg, dem oberen Pasterzenboden und Hufeisenbruch talwärts fließt, werden Löcher eingebohrt und Kunststoffstangen versenkt. Nach zwölf Monaten sieht man, wie viel Eis abgeschmolzen ist.

200 Meter Eis in 50 Jahren wohl verschwunden
Neureiter: „Wir haben in den letzten Jahren immer starken Verlust gehabt. Siebeneinhalb Meter ist in diesem Bereich hoch, aber in den letzten Jahren leider normal.“
Gemessen wird an der stärksten Stelle der Eisdecke. „Unter uns sind noch knapp 200 Meter Eis. Bei siebeneinhalb Meter Schwund im Jahr kann man sich ausrechnen, dass es bis 2050 mit dem Eis hier knapp wird.“

Bäche lassen Eis von innen einbrechen
Mit einem besonders genauen GPS-Gerät wird vermessen. Der Gletscher wird auch von innen her kleiner – wie bei diesen kraterähnlichen Formationen.
„Es kommen Bäche herein, die sich über die Felsen erwärmen und dann in den Gletscher reinfließen. Es bilden sich Kavernen, die dann einbrechen. Es ist ein Kollabieren der Zunge, das geht dann viel schneller.“

Geröllschicht isoliert die Pasterzenzunge
Der größte noch erhaltene Teil der Pasterzenzunge liegt unter einer isolierenden Geröllschicht. Ob und wann gemessen werden kann, ist für die Forscher immer auch eine Wetterfrage. Bei Gewittern zum Beispiel wird es hier lebensgefährlich.
