Die Schauspieler verbeugen sich vor den Zuschauern
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Kultur

„Die Hermannsschlacht“ im Stadionwald

Ungewöhnlich, aber auch außergewöhnlich war das Theatererlebnis Dienstagabend im Stadionwald „For Forest“. Das Ensemble des Wiener Burgtheaters bot eine Leseprobe von Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“ im nächtlichen Stadion. Das Stück hat Ende November am Burgtheater Premiere.

Dienstagabend wurde es plötzlich dunkel im Stadionwald – sehr dunkel. Das 20-köpfige Ensemble des Wiener Burgtheaters verteilte sich im Wald. Würde Theater umgemünzt in Fußballsprache, hieße es die Champions League ist zu Gast im Wörthersee Stadion.

Theatererlebnis im Stadionwald „For Forest“

Das Ensemble des Wiener Burgtheaters, angeführt von Direktor Martin Kusej, machte im Stadionwald „For Forest“ eine Leseprobe von Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“.

„Ich habe ein Interesse, dass das Burgtheater nicht nur in Wien sitzt, sondern es sich den Menschen, die das Theater auch bezahlen, deutlich spürbar annähert“, sagt Burgtheater-Direktor Martin Kusej.

Ein Mitglied der Schauspielergruppe liest neben einem Baum
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Die Ensemble-Mitglieder lasen zwischen den Bäumen aus Heinrich von Kleists „Die Hermannsschlacht“

Hermann als Meister der „Fakenews“

Die Hermannsschlacht spielt im Teutoburger Wald vor 2010 Jahren. Hermann, alias Arminius der Cheruskerfürst, besiegt mit jeder Menge Finten und Intrigen die Römer und macht sich zum Volkshelden. „Das ist der Urvater der heutigen Politikerkaste. Er ist 2.000 Jahre alt, spielt mit Fakenews, nennt alternative Fakten, manipuliert, ist ein Populist, lügt und ich muss ja nicht sagen, wer das heutzutage alles ist auf der Welt. Es ist also ein total aktuelles Stück“, so Kusej.

Die Bäume im Stadion werden durch blaues Licht erhellt
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Für die Aufführung wurde das Stadion verdunkelt, nur ein blaues Licht erhellte den Stadionwald

2.000 Besucher waren begeistert

Für das Schauspielerensemble gab es nach zwei Lesestunden heftigen Applaus von mehr als 2.000 Besuchern. „Wir waren gleichzeitig im Wald und im Burgtheater, das war hervorragend. Das ist einmalig, dass das in Klagenfurt stattgefunden hat“, zeigte sich Besucherin Ingrid Wolf begeistert. „Alleine die Kulisse, die freie Natur, der Himmel und das in Klagenfurt. Ich brauche nicht mehr nach Wien ins Burgtheater fahren“, so Sissi Mahrl. „Die Kulturleute kommen ins Stadion, letztes Mal wie wir da waren, haben die Fußballer draußen gespielt. Es kommt alles durcheinander, es ist wunderbar“, sagt Franz Biller. Mit Kultur geht es im Stadionwald bereits am Donnerstag weiter, das Klagenfurter Ensemble führt den „13. Gesang der Hölle“ auf.

Die Schauspieler verbeugen sich vor den Zuschauern
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Rund 2.000 Zuschauer besuchten die Aufführung