Bäuerin verkauft Gemüse
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„Kennst Du Kärnten“

Villacher Wochenmarkt einst und heute

Die Märkte in Kärnten versorgen ihre Besucher mit Produkten direkt vom Bauern, damals wie heute. In Villach wird in regelmäßigen Abständen über die Verlegung bzw. Erweiterung des Wochenmarktes gesprochen. Das Thema ist nicht neu, es wurde bereits im 19. Jahrhundert diskutiert.

Noch heute kann man den Gesetzestext von damals nachlesen, so der Villacher Chronist Gernot Rader: „Dieser Beschluss lautet ‚Der Verkauf eurer Lebensmittel, die zum Markte gebracht werden, hat künftig hin nur mehr am Kaiser-Josef-Platz stattzufinden‘“. Obwohl der Beschluss 130 Jahre alt ist, sei er laut dem Chronisten immer noch aktuell. Seit vielen Jahren überlege die Stadt Villach nach einer neuen Lösung für den Markt.

Globalisierung setzte Bauern unter Druck

Rader führte weiter aus: „Die Menschen damals lebten ja auch nicht besonders luxuriös, die Armut war ziemlich groß und der Markt war eine Möglichkeit, sich mit Dingen, die zu halbwegs günstigen Preisen angeboten worden sind, zu versorgen“. Aber nicht nur die Armut in der Bevölkerung war groß, schon damals lastete ein hoher Druck auf den heimischen Bauern.

Bauer verkauft Gemüse
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Mit den Bahnen wurden schnelle und billigere Transporte möglich

Im 19. Jahrhundert hätte es laut Rader eine Globalisierungswelle gegeben. „Die Bahnen wurden gebaut und die ermöglichten Transporte, die Weizentransporte zum Beispiel. Getreidetransporte wurden so günstig nach Villach gebracht, dass die einheimischen Bauern nicht mitkonnten“, so Rader. „Die Lösung war eben, dass man einen Markt auf dem Kaiser-Josef-Platz errichtet und da konnten nun die Bauern ihre Produkte anbieten."

„Markt war Stadtpolitikern wichtig“

Das Angebot der heimischen Bauern konnte sich schon damals sehen lassen. „Es hält durchaus einen Vergleich mit heute aus. Eier, Butter, Schmalz, Milch, Topfen, Gemüse, Obst, Brot, Fische, Krebse, Geflügel, Kartoffeln, Fisolen, Hirse, und so weiter, Kraut und Rüben natürlich auch, wurden damals angeboten“, zählte Rader auf.

Kunden in der Markthalle
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Das Angebot der Bauern ist seit jeher vielfältig

Der Markt war auch den Stadtpolitikern wichtig. So hielten sie laut Rader die Marktpolizei dazu an, mit aller Zuvorkommenheit aufzutreten. Nur bei gefälschten oder gesundheitsschädlichen Artikeln sollten sie mit der nötigen Strenge auftreten. Es hätte auch keinerlei Gebühren, einen fixen Standplatz und eine öffentliche, genaue Waage gegeben.

Damals wie heute: „Steuern zahlen Konsumenten“

Die Stadt Villach hat damals ihre Einnahmen durch Steuern lukriert. „Das die Obrigkeit, zu ihrem Geld gekommen ist, das zeigt ein Vergleich, der vielleicht einige Menschen, die heute über Steuern jammern, ein bisschen beruhigen wird. Der Verzehrungszuschlag, so nannte man damals die Steuer, war damals relativ hoch. Auf Branntwein 50 Prozent, auf Bier 40 Prozent, auf Wein und Fleisch 30 Prozent und alle anderen Steuern 45 Prozent. Da soll man noch von den guten alten Zeiten reden“, so Rader. Die Steuern wurden, so wie heutzutage auch, von den Konsumenten bezahlt.