Der Villacher Kirchtag zählt neben Frühling, Sommer, Herbst, Winter und der Faschingszeit zu den sechs Jahreszeiten der Draustadt. Das Fest selbst findet in seiner heutigen Form bereits zum 76. Mal statt. Seine Wurzeln lassen sich jedoch bis ins 13. Jahrhundert zurück verfolgen.
Im Jahr 1225 verlieh Kaiser Friedrich II. der Stadt das Recht zwei Wochen vor und nach dem Jakobitag, also dem 25. Juli, einen Markt abzuhalten. Aus diesem Recht entstand 1936 der erste Villacher Kirchtag. Ziel war es, die schlechte wirtschaftliche Lage zu mildern. Die Idee stieß auf Gefallen und füllte die Kassa der Bauerngman. Die Erlöse wurden dazu herangezogen, um Notfälle in der Stadt finanziell abzufedern.
Nach dem Krieg Eintritt samt Wurst und Semmel
Das gesellige Feiern wurde durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Danach wurde das Fest erst 1948 wieder organisiert. Im ersten Jahr nach dem Kriegstreiben standen die Organisatoren allerdings vor großen Herausforderungen. Der bereits verstorbene Bauer Walter Adamitsch erzählte, dass der Wein aus Tarvis nach Villach gebracht wurde. Es sei etwas Besonderes gewesen, dass Fleisch ohne Lebensmittelmarken verfügbar war. Nach Vorlage der Eintrittskarte erhielten die Besucher eine Krainer Wurst und eine Semmel.
Umzug hatte ursprünglich eigenes Regelwerk
Auch der Trachtenumzug fand 1948 wieder statt. Bereits damals nahmen unzählige internationale Vereine am Umzug teil. Chronist Gernot Rader schreibt dazu in seinem Villach Buch, dass im Vergleich zu heute schärfere Bestimmungen galten. So wurde ein Mädchen in einer Rosentalertracht von den Organisatoren davongejagt, weil sie geschminkt am Umzug teilnahm.
Besuch der Kichtagslader gilt als Ehre
Eine originelle Idee zur Geldbeschaffung hatte Robert Mossbach: er führte die Kirchtagslader ein. Seit 1950 ziehen sie durch die Stadt und bitten um Spenden. Anfangs noch als Bettler verschrien, gilt ein Besuch der Lader heute als Ehre, wie Raimund Haberl von der Bauerngman erzählt: „Die Villacher freuen sich, wenn wir kommen. Sie unterstützen uns gerne. Sie wissen, was wir tun, denn auch in unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es sehr viele, die durch das soziale Netz fallen und es gibt sehr viele Möglichkeiten, hier Unterstützungen zu leisten.“
Kirchtag heißt seit 1972 Kirchtag
Gernot Rader berichtet in seinem Buch, dass der Villacher Kirchtag seinen Namen bis Anfang der 1970er Jahre zu Unrecht trug. Denn erst seit damals wird die Woche mit einem feierlichen Hochamt in der Stadtpfarrkirche eröffnet.
Eine Ankedote dazu lieferte der Überlieferung nach der damalige Geistliche, Monsignore Franz Steiner. Er soll damals gesagt haben: „Heute sind so viele Leute in der Kirche, die ich sonst das ganze Jahr nicht sehe. Ich lasse den Klingelbeutel deshalb heute zwei Mal herum gehen.“ So geschah es auch. Das war, so erzählt man heute, den Villachern ihr Kirchtag wert.