Engelbert Guggenberger bei Pressekonferenz
ORF/Waldtraud Jäger
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Religion

Guggenberger: „Vom Einsatz abgezogen“

Der abgesetzte Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger hat am Freitagnachmittag zu der Entscheidung Roms Stellung genommen. Er bezeichnete seine Absetzung als „hilflosen Versuch, sich eines unbequemen Mahners zu entledigen“. Er habe auf den Brand hingewiesen und sei vom Einsatz abgezogen worden.

Die Entscheidung Roms nehme er selbstverständlich zur Kenntnis, sagte Guggenberger am Freitagnachmittag in seinem Statement. Er sprach als Dompropst und Sprecher des Domkapitels.

Er füge sich der Weisung Roms, so Guggenberger. In der Sache bleibe er aber seinem Gewissen und seinem bisherigen Weg der Offenheit und Ehrlichkeit treu. Wörtlich sagte er: „Die Gesamtperformance des 65. Gurker Bischofs (Alois Schwarz, Anm. d. Red.) hat der Kirche und dem Bischofsamt schweren Schaden zugefügt und die Glaubwürdigkeit der Kirche und deren Amtsträger nachhaltig beschädigt.“

„Aufarbeitung wird dadurch verschleppt“

Seine Absetzung sei nicht nur aus seiner Sicht ein hilfloser Versuch, sich eines unbequemen Mahners zu entledigen, der angesichts öffentlich geäußerter Vorwürfe in Bezug auf die bischöfliche Amtsführung nicht weggeschaut, sondern veranlasst habe, dass den Vorwürfen nachgegangen wird. Guggenberger: „Um es in einem Bild darzustellen: Derjenige, der darauf hingewiesen hat, dass es einen Brand gibt, wird ohne Angaben von Gründen vom Einsatz abgezogen und entfernt, während die übergeordneten Instanzen den Brandverursacher mit allen Mitteln schützen und durch ihr fortgesetztes Schweigen seine Handlungen billigen.“

„Vom Brandeinsatz abgezogen“

Auszüge vom Statement des abgelösten Diözesanadministrators Engelbert Guggenberger am Freitagnachmittag im Bischofshaus in Klagenfurt

Seine Absetzung werde die Causa nicht beenden, sondern die Aufarbeitung nur verschleppen und weiter für Unruhe sorgen. Man werde erst zu einem guten Ende kommen, wenn auch die „kirchlich übergeordneten Stellen in Wien und Rom sich der Realität stellen, Fakten anerkennen und dann auch entsprechende Konsequenzen ziehen“.

Kirche stehe noch langer Weg bevor

Sowohl Kardinal Christoph Schönborn als auch Erzbischof Franz Lackner hätten öffentlich davon gesprochen, dass es personelle Konsequenzen geben müsse. „Wenn meine Absetzung nun die Einlösung dieser Ankündigung ist, dann werden dadurch nur noch mehr Fragen aufgeworfen, denn die im Raum stehenden Vorwürfe bleiben von den kirchlich übergeordneten Stellen weiterhin unbeantwortet“, so Guggenberger.

Das Vorgehen Roms zeige, dass sich die Katholische Kirche schwer tue mit der Aufarbeitung, wenn in einem bischöflichen Verantwortungsbereich Dinge aus dem Ruder laufen. „Ein Grund liegt meines Erachtens darin, dass im katholischen System Konsequenzen für Machtmissbrauch durch Amtsträger nicht oder jedenfalls keinesfalls ausreichend vorgesehen sind. Wenn Machtmissbrauch passiert, dann laufen ähnliche Muster ab, wie sie leider viel zu lange beim Umgang mit sexuellem Missbrauch aufgetreten sind: Verdrängen, Verleugnen, Vertuschen und Unter-den-Teppich-Kehren.“ Diesbezüglich stehe der Kirche noch ein sehr langer Weg bevor, bis sie das 21. Jahrhundert erreicht habe.

Guggenberger bat, der Kirche die Treue zu halten

Abschließend bat Guggenberger alle Gläubigen, trotz der aktuellen Schwierigkeiten der Kirche die Treue zu halten. Die Kirchenaustritte in Kärnten nahmen in den vergangenen Monaten zu, mehr dazu in Nuntius sieht Glaubenskrise in Kirche.

Fragen waren nach dem Statement Guggenbergers, bei dem das Domkapitel geschlossen hinter ihm stand, nicht zugelassen. Am Donnerstag war ja bekannt geworden, dass er als Diözesanadministrator abgelöst werde. Apostolischer Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt ist ab sofort Militärbischof Werner Freistetter, mehr dazu in Administrator war „überrascht“.

„Befremden“ bei Dechantensprecher

„Mit großem Befremden und tiefer Enttäuschung“ reagierte am Freitag der Vorstandsvorsitzende der Dechantenkonferenz, Herbert Burgstaller, auf die Ablöse Guggenbergers. Mit der Bestellung eines Apostolischen Administrators sei sein Vertrauen in die Verantwortungsträger in Rom und Österreich massiv getrübt worden.

Protestaktion angekündigt

Die Katholische Aktion Kärnten kündigte am Freitag eine Protest-Unterschriftenaktion an, die Laien seien vom hierarchischen Eingreifen Roms irritiert, hieß es. Verlangt werde Transparenz und die Aufarbeitung der Vergangenheit.

Als „ganz fatales Signal“ bewertet Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer die völlig unverständliche und überraschende Abberufung von Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger: „Diese Entscheidung wirkt wie ein Brandbeschleuniger und signalisiert, dass die Kirchenführung kein Interesse an Transparenz sowie an der Aufarbeitung der Ära Schwarz hat.“