Religion

Nuntius sieht Glaubenskrise in Kirche

Von Jänner bis Ende Mai dieses Jahres haben 3.370 Kärntner der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, das sind um 115 Prozent mehr, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Unterdessen sorgte ein Interview des Apostolischen Nuntius Pedro Lopez Quintana für Aufregung und Verwunderung.

3.370 Kärntner traten im vergangenen Jahr aus der Kirche aus. Das ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2017. Zu diesen nicht positiven Zahlen kommt nun auch noch ein Interview mit dem neuen Nuntius Pedro Lopez Quintana. Er sprach gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“ darin von einem Klerikalismus bei Laien und meint damit offenbar auch, dass der Einfluss der Laien innerkirchlich zu groß sei. Pfarren seien zudem wie Zentren von Sozialarbeitern und als solche nicht wirklich eine Gemeinschaft von Christen, sagt er. Stellung bezog der Nuntius auch zur Causa Schwarz.

Nuntius Pedor Lopez Quintana
Nuntiatur
Nuntius Pedro Lopez Quintana

Eineinhalb Monate nach seinem Amtsantritt in Österreich sieht Quintana hier keine Kirchenkrise, sondern eine Glaubenskrise. Zur aktuellen Situation in Kärnten sagte er, dass er eine Antwort, beziehungsweise Konsequenzen aus Rom noch vor dem Sommer erwarte. Wann nun der römische Sommer beginnt, ist dabei nicht ganz klar.

Quintana: „Rom befasst sich nicht mit Gerüchten“

Wahrscheinlich, so Pedro Lopez Quintana, wird es eine öffentliche Erklärung geben. Auf die Frage, ob es eine Art Urteil über das Wirken von Bischof Alois Schwarz in Gurk Klagenfurt geben könnte, sagte der Nuntius, dass Bischof Schwarz vor einem Jahr nach St. Pölten versetzt wurde, was keiner Bestrafung, sondern einer Beförderung gleich komme, denn die Diözese St. Pölten sei bedeutender, so der Nuntius.

Auf die Schlussfolgerung des Interviewers, dass sich Bischof Schwarz nichts zuschulden kommen habe lassen, ist die Antwort des päpstlichen Botschafters: „offenbar nicht, sonst wäre er nicht nach St. Pölten versetzt worden“ Und dass das Klagenfurter Domkapitel den Einfluss einer Frau auf die Amtsführung des Bischofs beklagt hat, fand der Nuntius witzig. Denn oft, so wurde er zitiert, werde die Rolle der Frau in der Kirche beklagt, aber wenn sie einmal Macht hat, werde das kritisiert. Der Nuntius denke auch, dass in der Beziehung zwischen dem Bischof und der Frau nichts Unmoralisches war und sich Rom nicht mit Gerüchten befassen würde.

Lackner möchte Interview nicht kommentieren

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Apostolischer Visitator in der Diözese Gurk ließ dazu in einer schriftlichen Stellungnahme wissen, dass es Aufgabe der Visitation gewesen sei, „eine Sachverhaltserhebung durchzuführen, die als Grundlage für eine Entscheidungsfindung dienen sollte, um eine gute Zukunft für die Diözese Gurk-Klagenfurt zu ermöglichen.“

Nun liege es an den zuständigen Instanzen in Rom, sagte Lackner. "Das Interview des Nuntius als Vertreter des Papstes möchte ich nicht kommentieren. Ich habe in den vergangenen Monaten mehrmals die entsprechenden römischen Dikasterien (zur Leitung der römisch-katholischen Kirche beauftragte Zentralbehörden; die Red.) aufgesucht und auf die Situation der Kirche in Österreich und den Vertrauensverlust unter den Gläubigen hingewiesen. Auch mit Nuntius Pedro López Quintana habe ich über diese Situation gesprochen. Es geht ganz entscheidend um die Gläubigen wie um die Glaubwürdigkeit der Kirche in unserem Land.“

Kein Kommentar der Bischofskonferenz

Die österreichische Instanz, die Bischofskonferenz, will offiziell die Aussagen von Nuntius Pedro Lopez Quintana nicht kommentieren. Die aktuelle Diözesanleitung in Klagenfurt wartet die offizielle Stellungnahme aus Rom ab und wird sich dann dazu öffentlich äußern.