Baustelle Ilirija Sport City Laibach
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„Servus Srecno Ciao“

Neues Sport- und Schwimmzentrum in Laibach

Ende Mai ist in Laibach die Eröffnung eines großen Bauprojektes geplant: Die Ilirija-Sportcity im Tivoli-Park – ein Sport- und Schwimmzentrum mit Außenanlagen und Tiefgarage. Geplant wurde der futuristische Gebäudekomplex von einem österreichischen Architekturbüro. Für Architekt Peter Lorenz ein „Lebensprojekt“.

Der Tivoli-Park ist mit etwa fünf Quadratkilometern die größte Parkanlage in der slowenischen Hauptstadt Laibach. Er befindet sich am westlichen Rand des Zentrums. 1813 wurde er nach den Plänen des Ingenieurs Jean Blanchard angelegt, als Laibach die Hauptstadt der französischen Illyrischen Provinzen war.

Servus Srecno Ciao vom 2. März 2024

Vor fast einhundert Jahren, 1928, wurde in der nordöstlichen Ecke des Parks, an der Kreuzung Celovska-Bleiweisova, das Ilirija-Schwimmbad von Stanko Bloudek errichtet. Seit den 1990er Jahren gab es in der Stadt Pläne für eine Erweiterung um ein olympisches 50-Meter-Becken. Im Jahr 2000 wurde dann der Ausbau zu einem Sport- und Schwimmzentrum international ausgeschrieben.

Baustelle Schwimmbecken Ilirija Sport City Laibach
Makro 5

Ursprungs-Konzept 2018 überarbeitet

Das österreichische Architekturbüro LORENZATELIERS konnte einen internationalen Wettbewerb mit dem Konzept für sich entscheiden, die Latterman Avenue als Hauptzugang zum Tivoli wieder zu nutzen, der in den 1930-er Jahren durch die neuen Bahnlinien abgeschnitten wurde. Das ursprüngliche Projekt sah vor, die Grünfläche in der Ecke anzuheben und die Sportanlagen auf der so entstandenen Fläche unterzubringen: 50-Meter-Schwimmbecken mit Schiebedach, Sporträume, Fitnesscenter, Gastronomie, Kongresseinrichtungen, Wohnheime, Einkaufsmöglichkeiten und Tiefgarage für 1.500 Autos.

Nachdem das alte Schwimmbad 2009 unter Denkmalschutz gestellt wurde, überarbeitete LORENZATELIERS nach der positiven politischen Entscheidung im Jahr 2018 die bestehenden Pläne nach den neuen Flächennutzungsplänen der Stadtverwaltung. Unter einem einzigen großen geschwungenen Dach werden künftig alle verbleibenden, reduzierten Funktionen vereint.

Baustelle Ilirija Sport City Laibach
Makro 5

Wunsch nach Internationalität trifft auf Bürokratie

Für Architekt Peter Lorenz ein Lebensprojekt: „Das war damals der erste internationale Wettbewerb des jungen Slowenien. Und das haben wir in jeder Form auch zu spüren bekommen. Einerseits muss man sagen, ist der Wunsch nach internationaler Qualität in Ljubljana sehr stark. Und das hat die Stadt auch geprägt.“

Die Umsetzung sei schwieriger gewesen als die Idee – Stichwort bürokratische Hürden – spricht Lorenz aus Erfahrung: „Der Denkmalschutz ist, muss man sagen, im Vergleich in Österreich, mittlerweile viel kooperativer als in anderen Ländern. Wir sind vielleicht fast ein bisschen verwöhnt. Wir haben natürlich überhaupt kein Problem mit Denkmalschutz, nur vielleicht mit den verschiedenen individuellen Auslegungen.“ Ein Hoher Prozentsatz seiner Vorstellungen konnte dennoch umgesetzt werden, so Lorenz.

Architekt Peter Lorenz
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Architekt Peter Lorenz

„Architekten müssen in die Zukunft bauen“

Generell sei es für Architekten ein Drahtseilakt, zukunftsträchtige Visionen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln in Einklang zu bringen, sagt Lorenz: „Der Architekt leidet darunter, dass er für die Zukunft realisieren muss, während die Allgemeinheit noch in der Vergangenheit lebt. Der heutige Tag ist genau das Ende der Vergangenheit und der Beginn der Zukunft. Der Architekt muss Jahre vorausdenken und sich vorstellen, wie die Realität ausschaut in einigen Jahren. Und das ist genau der Konflikt, den alle Architekten haben, die in die Zukunft bauen müssen. Natürlich ist es erfreulich, wenn sich jetzt Dinge als richtig herausstellen, die man schon vor Jahren propagiert hat.“

Das Investitionsvolumen für die Ilirija Sportcity beläuft sich auf 50 Millionen Euro. „Ich glaube, dass es viele Städte geben wird, die Ljubljana um diesen Bau im Zentrum beneiden. Es war für uns sehr wichtig, so eine öffentliche Institution im Zentrum zu platzieren und nicht, wie es oft so üblich ist, irgendwo am Stadtrand, wo man dann ewig lang hinfahren muss“, sagt Peter Lorenz.

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 2.3.24

Einst abgetrenntes Grundstück wieder integriert

Der Standort des aktuellen Projekts in Laibach, an einem Kreuzungspunkt, mache es besonders: „Das ist eine der frequentiertesten Kreuzungen mit 30.000 Autos pro Tag. Auf der einen Seite endet dort der Tivolipark und es beginnt die Stadt. Jetzt war natürlich jahrzehntelang die Auseinandersetzung, soll man dieses Grundstück bebauen oder nicht. Das Grundstück befindet sich zwischen Bahn und Straße, ist also ein Restgrundstück, das abgeteilt worden ist. Nachdem das Schwimmbad 1926 gebaut war, hat man das praktisch abgetrennt. Das war, wenn Sie so wollen, eine städtebauliche Sünde, die wir jetzt wieder repariert haben.“

Baustelle Schwimmbecken Ilirija Sport City Laibach
Makro 5

„Projekt profitiert von Vielschichtigkeit“

Viele Jahre lang sei darüber diskutiert worden, wie das Grundstück bebaut werden sollte, erinnert sich Lorenz: „Wir haben dann im Wettbewerb damals eine grüne Landschaft, eine Art ‚Land Art Architecture‘ gemacht. Es hat sich etwas verändert aus vielen Gründen. Und jetzt ist es ein richtiger Kreuzungspunkt und Knoten zwischen Stadt und dem Park geworden.“

Der Komplex umfasst drei Schwimmbäder, drei Turnhallen, eine Tiefgarage und ein Museum, so Lorenz: „Es ist ein komplexes städtisches Gebilde. Für uns war natürlich die Kombination, nicht nur eine Schwimmbadhalle zu bauen, sondern diese urban zu vermischen mit der Stadt und mit der Funktion des Parkes für Fußgänger, Radfahrer eine komplexe Aufgabe. Das Projekt profitiert, glaube ich, genau von dieser Vielschichtigkeit und von den vielen Funktionen, die sich dort treffen.“

Baustelle Ilirija Sport City Laibach
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Die Baustelle der Ilirija Sport City in Laibach

Gemeinden kämpfen oft mit hohen Betriebskosten

Unlängst wurde in Arta Terme (Friaul Julisch Venetien) das Thermalbad aufwändig saniert und auch in Kärntens Landeshauptstadt Klagenfurt wartet man auf die Errichtung des neuen Hallenbades. Bauprojekte dieser Art würden wahrscheinlich immer gefragt sein, so Lorenz, denn „die Bäder gehören zur menschlichen Zivilisation dazu. Man denke nur an die römischen Bäder. Ich glaube, die Attraktion wird nie aufhören.“

Die Schwierigkeit für die Gemeinden heute sei, die hohen Betriebskosten zu stemmen: „Deswegen gibt es auch natürlich sehr viele Bäder, die leider in die Jahre gekommen sind und jetzt stillgelegt werden. Das ist ein ganz großes Problem. Vielleicht ist Ilirija ein gewisses Vorbild, weil wir uns schon sehr bemüht haben, die Betriebskosten gering zu halten.“ So wird auf der 12.500 Quadratmeter großen Dachfläche auf 5.000 Quadratmetern Solarenergie gewonnen. „Damit wird es ein ‚Nearly Zero Energy Building‘, denn Laibach legt sehr viel Wert darauf, eine Green City zu sein oder zu werden“, so Architekt Peter Lorenz.