Überschwemmungen Slowenien
EBU/EVN
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„Servus, Srecno, Ciao“

Nach den Unwettern im Alpen-Adria-Raum

Hagel, Hochwasser und Hangrutsche haben in den vergangenen Wochen auch in Kärntens Nachbarregionen für enorme Schäden gesorgt. Die Aufräumarbeiten laufen, viele von Unwetterschäden Betroffene fürchten dennoch um ihre Existenz, wie ein Lokalaugenschein des ORF Kärnten zeigt.

Mortegliano in der Nähe von Udine ist eigentlich durch seinen Kirchturm bekannt, der als einer der höchsten in ganz Italien gilt. Beim Hagelunwetter Ende Juli war dort das „Epizentrum“. Ivan Uanetto, dessen Restaurant „Da Nando“ auch unter vielen Kärntnern ein beliebtes Ausflugsziel ist, stand gerade unter der Dusche, als er ein lautes Krachen hörte.

Hagelkorn Italien
M. Tonin
Dieses Bild zeigt, welche Hagelgrößen in Italien niedergingen

Als er Nachschau hielt, war er fassungslos: „Innerhalb von fünf Minuten war nichts mehr davon übrig, was drei Generationen meiner Familie aufgebaut hatten. Kein Ziegel, keine Dachrinne war mehr ganz. Alles war weiß vom Hagel – die Eisklumpen waren so groß wie eine Orange oder ein Tennisball oder sogar noch größer. Es war so, als wären kleine Bomben vom Himmel gefallen. Zum Glück wurde hier bei uns keiner Verletzt. Wir hatten wirklich Glück im Unglück.“

Unwetterschäden
ORF

Hotel musste zusperren

Was bleibt ist ein immenser materieller Schaden. Nicht nur die Fassade seines Hotels wurde komplett zerstört. „Wir haben auch 20 Fahrzeuge verloren, mit denen wir sonst Caterings abgewickelt haben. Wir mussten auch unser Hotel zusperren, weil die Heizanlage defekt ist. Der Schaden ist so groß, dass wir alleine nicht mehr zurecht kommen“, so Ivan Uanetto.

Den Betriebsurlaub hatte man sich hier wohl anders vorgestellt. Dennoch helfen alle zusammen, damit Ende August wieder aufgesperrt werden kann. „Das Leben muss irgendwie weitergehen“, sagt Ivan Uanetto – auch wenn ihn die Bilder vom Unwetter sicher lange nicht loslassen dürften.

Unwetterschäden
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Der Hagel richtete enorme Schäden an den Dächern an

Sanierung von Eternit-Dächern als Herausforderung

Alleine in Mortegliano sind Dachflächen in der Größe von 60 Fußballfeldern von Hagelschäden betroffen. Die Beseitigung ist teilweise aufwendig, sagt Roberto Zugliani, der Bürgermeister von Mortegliano: „Es gibt viele Probleme, weil viele Gebäude noch Dächer aus Eternit haben. Privatpersonen haben von der Region eine eigene Ausrüstung und eine genaue Anleitung zur Verfügung gestellt bekommen, wie man die Teile sicher einsammelt und entsorgt. Bei Firmen ist es schwieriger, weil einfach die Mengen so groß sind.“

50 Millionen Euro stellte die Region Friaul Julisch Venetien als Soforthilfe zur Verfügung, weiteres Geld soll aus dem europäischen Solidaritätsfonds in die Unwettergebiete fließen.

Servus Srecno Ciao vom 19. August

Enorme Ernteausfälle befürchtet

Im dreistelligen Millionenbereich dürften die Schäden in Friaul-Julisch Venetien insgesamt liegen. Auf 30 Millionen Euro wird alleine der Schaden an landwirtschaftlichen Nutzflächen geschätzt. Vielerorts wird mit enormen Ernteausfällen gerechnet. Auch die Weinbauern im italienisch-slowenischen Grenzgebiet sind besorgt, so wie Suzana Radikon aus Oslavia. „Die Weintrauben trocknen nur langsam. Wir können nichts machen, einfach nur abwarten. Wir rechnen damit, dass wir heuer um ein Drittel weniger ernten als im Vorjahr.“

Überfluteter Maisacker
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In Friaul-Julisch Venetien wird der Schaden in der Landwirtschaft auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt

„Wir hoffen, dass das Wetter noch schön sein wird. Schau, diese Traube könnte man schon ernten – aber wenn es noch feucht wird, dann droht bei diesen Trauben hier Schimmelbefall, weil die Haut aufgeplatzt ist“, sagte Winzer Dejan Klanjscek. Schwefel und Kupfer sollen dabei helfen, die Reben vor Schimmel zu schützen. Knapp einen Monat vor der Weinlese hoffen die Weinbauern, dass die Reben bis dahin noch unbeschadet zu Ende reifen.

Pegelhöchststände an kroatischen Flüssen

Mit Hochwasser hatte auch Kroatien zu kämpfen. Rekordpegelstände wurden an Save, Mur und Drau gemessen, die zu Überschwemmungen führten.

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 19.8.23

Ivan Sabolic, der Bürgermeister von Legrad: „Nie im Traum hätten wir gedacht, dass die Drau genau hier über die Ufer gehen würde. Die Fluten haben Bäume und Wasserleitungen bis hinunter in den Šoderica-See mitgerissen.“

Mato Cicak, Bürgermeister von Rugvica, dankte den Einsatzkräften, die in den zahlreichen betroffenen Orten für eine rasche Behebung der Schäden sorgten.

Zwei Drittel Sloweniens überflutet

Auch zwei Drittel von Slowenien wurden überflutet. Gebietsweise waren die Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Sechs Menschen kamen ums Leben. Auch viele Urlauber waren in akuter Lebensgefahr. Glück hatten 23 Väter und ihre Kinder aus Kärnten. Sie wurden auf einem Campingplatz von einer Flutwelle überrascht und in letzter Sekunde gerettet – mehr dazu in Kärntner Camper aus Slowenien gerettet.

Die Geretteten in der Rettungsstelle Bleiburg
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Minister: „Müssen uns dem Klimawandel anpassen“

Die slowenische Regierung stellt für die Fluthilfe 520 Millionen Euro bereit. Weitere hundert Millionen Euro kommen heuer aus dem EU-Solidaritätsfonds. Insgesamt soll das Land 400 Millionen Euro – gestaffelt auf zwei Jahre – erhalten.

Der slowenische Minister für natürliche Ressourcen und Raumplanung, Uros Brezan, sagte, es sei keine Erleichterung in Sicht: „Auch in diesem Jahr haben wir wieder extreme Wetterereignisse wie Sturzfluten, und das ist eine Konstante, die uns begleiten wird. Auf der systemischen Ebene müssen wir ernsthaft damit beginnen, uns auf den Klimawandel vorzubereiten und anzupassen.“

Bundesheer Hilfseinsatz Slowenien Lieferung Hilfsgüter mit Hubschrauber
Bundesheer
Hilfsgüter aus Österreich treffen in Slowenien ein

Auch österreichisches Bundesheer an Hilfseinsatz beteiligt

Unter anderem half auch das österreichische Bundesheer mit zwei Hubschraubern in den betroffenen Unwetterregionen Mezica, Dravograd und Crna na Koroskem. Eingeflogen wurden Sanitärcontainer, Lebensmittel, Medikamente, Trinkwasser und Werkzeug. Zusätzlich wurden Spezialisten zum Wiederaufbau des Stromnetzes am Luftweg in die Krisengebiete gebracht.

„Mehr als zwölf Partnerländer haben solidarische Hilfe geleistet, darunter Österreich, Bosnien und Herzegowina, Tschechien, Kroatien, Italien, Ungarn, Mazedonien, Deutschland, Polen, Serbien, Spanien und die Vereinigten Staaten. Die größte Herausforderung für die slowenische Armee besteht darin, dass einige ihrer eigenen Mitglieder selbst Schäden erlitten haben, mit den Nöten der Menschen vor Ort und natürlich mit den gefährlichen Arbeitsbedingungen in den Unwettergebieten“, so Nina Raduha vom Slowenischen Bundesheer. Mit schwerem Gerät wird nach wie vor an der Instandsetzung der Straßen gearbeitet, auch Behelfsbrücken wurden errichtet. Trotz allem Leid – erfreulich ist, dass in Notsituationen wie dieser auf die Hilfe der Nachbarn verlass ist und mit vereinten Kräften daran gearbeitet wird, dass möglichst bald wieder etwas Normalität einkehrt.