Nun ist das Anwesen vom Müll befreit
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„Aufgezeigt“

Müllhalde in Göriach aufgeräumt

Die Geschichte von Maria Kolenig ist die eines idyllischen Platzerls in Göriach, das durch drei Jahrzehnte systematisch von ihrem Ehemann vermüllt wurde. Es ist auch die Geschichte einer Erbin, die der Lage nicht gewachsen war. Nun ist das Grundstück durch viele Helfer so gut wie freigeräumt, viele Dinge können versteigert werden, der Erlös kommt der Witwe zugute.

Maria Kolenig und ihr Müll-Erbe war für das „Aufgezeigt“-Team des ORF Kärnten im heurigen Jahr der härteste Fall. Im Juni kam das Team erstmals nach Göriach und schlängelte sich mit Maria Kolenig durch einen meterhohen Müllwall bis zum Haus, das ebenfalls bis ins letzte Eck vollgeräumt war. Marias Mann Phillip hatte bis zu seinem Tod drei Jahrzehnte lang krankhaft und ehrgeizig Müll gesammelt, rund 1.000 Kubikmeter.

Geld sammeln zum Entrümpeln

Als Erbin sollte Maria Kolenig gemeinsam mit ihrem autistischen Sohn das Grundstück räumen. Das verlangte die Gemeinde von ihr, die einen Teil davon bezahlen wollte – mehr dazu in Probleme mit vermülltem Haus und Garten (kaernen.ORF.at; 25.6.2022). Das „Aufgezeigt“-Team knüpfte seither ein Netzwerk um zu helfen. Das Land Kärnten gewährte Hilfe in besonderen Lebenslagen, auch das Frauenreferat und die Lions halfen finanziell. Die Gemeinde Lurnfeld sagte 10.000 Euro für die Entsorgung zu.

Müllberg im Garten
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Der vermüllte Garten noch heuer im Sommer

Auch wertvolle Stücke gefunden

Die Räumung des Müllwalls in Göriach im Oktober war sehr spektakulär. Die Energie AG fuhr schweres Gerät auf und holte sich noch Partner mit auf die Riesenbaustelle. Bereits seit August retteten der Verwerter Ludwig Sadjak von Cavinnash und seine Verwertungsprofis etliche Schätze aus dem Müllwall. Die Fundstücke sollen bei einer Auktion zugunsten der Witwe versteigert werden.

Stundenlang dauerte die Suche im Haus, im Dachboden, in der ehemaligen Scheune, aber sie zahlte sich aus, sagte Sadjak: „Wir haben super Sachen gefunden, zum Beispiel ein Suzuki-Oldtimer-Motorrad, einen alten Lindner Traktor, jetzt ist auch ein Anhänger aufgetaucht. Wir haben aber auch viele Kleinigkeiten gefunden, Zinnbehälter, Fernseher uns alte Radios. Da gibt es Liebhaber und Sammler und da bin ich zuversichtlich, dass wir einen guten Preis erwirtschaften.“

Fotostrecke mit 13 Bildern

Maria Kolenig und Aufgezeigt-Redakteurin Gudrun Maria Leb
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Maria Kolenig mit Gudrun Maria Leb vom Aufgezeigt-Team
Nun ist das Anwesen vom Müll befreit
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Das Haus ist wieder sichtbar
Zwei Motorräder wurden im Müll gefunden
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Gefundene Motorräder werden versteigert
Baggerarbeiten im Müll
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Schweres Gerät war nötig, um die Massen an Müll zu beseitigen
Das geräumte Anwesen von oben
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Blick auf den schon fast freigeräumten Hof
Die Aufräumarbeiten mit Bagger gingen rasch voran
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Der Nachbar hat auch wieder eine Aussicht
Der Müllberg noch im Sommer
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Schrott lag im ganzen Garten
Oldtimer-Motorrad
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Motorräder unter dem Müll
Auf der Suche nach Wertvollem
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Es war eine Schatzsuche für die Helfer
Baggerarm greift zu
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Der Greifer kam für den Schrott
Traktor im Müll versteckt
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Immer wieder kam auch Wertvolles wie dieser Traktor zu Tage
Gerettete Schätze wie Radios oder Uhren werden versteigert
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Was verkauft werden kann, wird gereinigt und ausgestellt
Gudrun Maria Leb vom Aufgezeigt-Team und Maria Kolenig
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Gudrun Maria Leb und die erleichterte Witwe

Versteigerungen werden vorbereitet

Ludwig Sadjak hatte zwar nur mit einem Tag Arbeit gerechnet, dabei bleibt es aber nicht. Er wird mit Schätzmeisterin und Team wiederkommen. Er erklärte der Witwe, was mit den geborgenen Schätzen weiter passiert: „Mein Team trennt die guten von den schlechten Sachen. Dann wird entschieden, was in die Versteigerung geht. Wir beginnen dann mit einem Euro Aufrufpreis und das geht dann beim Bieten schon dort hin, dass man den Marktpreis erzielt.“

Den Erlös der Auktion bekommt Maria Kolenig und sie war schon von Tag eins der Aktion begeistert: „Ich bin echt überrascht, weil ich hätte alles weg getan, ich hab da keine Ahnung. Und wenn ich sehe, dass da ein Schwung hinein kommt, geht es mir besser.“

Kosten von bis zu 40.000 Euro

Am 7. Oktober war der Müllwall in Göriach verschwunden. Karl Janscik von der Energie AG sagte, die Entsorgung hätte 20.000 bis 25.000 Euro gekostet, die geschätzten 1.000 Kubikmeter Müll hätten sich bestätigt: „In dieser Woche haben wir 660 Kubikmeter mit einem Partner, der Firma De Piero, weggeführt, verwertet und sortiert. Ich bin sehr stolz, dass wir das in dieser Woche geschafft haben und Maria Kolenig unter die Arme greifen konnten.“

Was sich aber seit dem ORF-Erstbericht im Juni veränderte sind die Entsorgungspreise, sagte Janscik: Die Entsorgungspreise seien auf 30.000 bis 40.000 Euro gestiegen und das sei selbst für die Energie AG schwer zu stemmen.

Schrottfirma wollte helfen

Auf den ORF-Bericht im Juni meldete sich aber auch die Firma De Piero Schrott und kündigte Unterstützung an. De Piero stellt das schwere Gerät auf der Baustelle Göriach zur Verfügung, einen Laster mit Kran und Greifer und einen Bagger. Zu helfen sei die Motivation für Kerstin De Piero gewesen: „Zu helfen war die Grundmotivation. Wir haben die Möglichkeit gesehen, mit einem Fahrzeug das im Dauereinsatz war zu laden, damit der größte Teil des Mülls weggeht. Und jetzt muss man schauen, wie viel an Wertstoff man noch herausholen kann. Die Arbeitsstunden sehen wir als Sozialleistung an, das ist wohl ein wesentlicher Kostenbeitrag.“

Waschmaschine war vergraben

Baggerfahrer Patrik Kuttin erzählte von Überraschungen: „30 Zentimeter unter der Oberfläche ist plötzlich eine Wachmaschine aufgetaucht.
Teilweise hat er die Sachen mit Betoneisen im Boden verankert, damit sie keiner heraus bekommt.“ Die Räumung ist noch lang nicht abgeschlossen, sagte Karl Janscik von der Energie AG: „Wir werden am Dienstag mit einem kompletten Trupp vor Ort sein und alles sortieren. wir werden sämtliche Räume ausräumen und in Zusammenarbeit mit Cavinnash noch schauen, was verwertet werden kann.“

Er gehe bei der Entrümpelung von zwei Wochen Arbeit für zehn Personen aus, sagte Janscik: " Und dann haben wir einen schönen Grund uns ein entkerntes, tolles Haus."

Ehrenamtliche Helfer vor Ort

Danach kommen dann ehrenamtliche Helfer ins Spiel. Baumeister Hermann Dertnig schätze den Wert von Grund und Haus und kündigte im Juni schon an, dass er einen Helfertrupp stellen wird: „Ich habe da ganz einen braven Mitarbeiter, der gratis zur Verfügung stehen wird. Ein alter Sammler will auch unbedingt dabei sein und ich werde stundenweise auch da sein. Wir werden schauen, dass wir das in der nächsten Woche erledigen.“

Nachbar wird Haus und Grund kaufen

Von Anfang an bis zum Schluss ist auch Maria Kolenigs Nachbar mit dabei, Feidlbauer Georg Scheiflinger, der Haus und Grund für eine Hoferweiterung erwerben wird: „Es ist schon viel passiert, vor allem in der letzten Woche hat es begonnen, sich zu verändern. Erst kamen die Bäume weg, jetzt ist der Müllberg vor der Haustüre weg. Jetzt gibt es neue Perspektiven, wenn man aus der Tür heraus geht. Wir sehen wieder nach Westen und das ist sehr erfreulich und schön für uns.“

Nachbarschaftshilfe also von allen Beteiligten. Das kann Berge versetzen, selbst Müllberge, so sieht es auch Maria Kolenig: „Es ist so toll, dass es Leute gibt, die einen sehr unterstützen. Ich weiß gar nicht, wie ich jemals dafür danken kann.“