Müllberg im Garten
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„Aufgezeigt“

Probleme mit vermülltem Haus und Garten

Maria Kolenig aus Möllbrücke ist seit einem halben Jahr Witwe. Gemeinsam mit ihrem Sohn erbte sie von ihrem Mann Grund und Haus in Göriach, allerdings total vermüllt und baufällig. Ihr Mann war notorischer Müllsammler, die Gemeinde duldete das. Jetzt muss alles um viel Geld entsorgt werden.

Maria Kolenig kennt kein leichtes Leben. Schon als Kind geriet sie mit den Haaren in eine Seilwinde und wurde beinahe skalpiert. Dann die Ehe mit dem Müllsammler, mit dem sie zwei Söhne bekam, der jüngere ist Autist. Bis vor drei Monaten lebte Maria Kolenig auf der alten Hofstelle, die früher ihr Paradies war: „Das Haus war frei, das hat man von der Straße aus gesehen. Ein Weg war zur Haustür her. Es war eigentlich ein schönes Platzerl.“

Müllberg im Garten
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Müllwall im Garten

Müllwall gegen verschwenderische Welt

Das änderte sich radikal. Ihr Mann Philipp plünderte die Altstoffsammlung und Mistkübel und schlichtete verbissen seinen Müllwall gegen die verschwenderische Welt. Kolenig: „Er ist sonntags oft eine Runde gefahren, wo er die Mülltonnen abgeklappert hat nach Dosen oder so. Ich hab aber keine Möglichkeit gehabt, das zu verändern. Ich hab es im Guten versucht, ich hab es mit Drohungen versucht, das hat ihn anscheinend nur befeuert, weil es ist immer schlimmer geworden.“

Müllberg im Haus
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Auch das Haus wurde zugemüllt

Sendungshinweis:

Kärnten heute, Radio Kärnten, 28.6.2022

Maria Kolenig zog sich zurück. Ihr Mann müllte auch noch das Haus zu und drohte mit Selbstmord, sobald ihn jemand bremsen wollte. Als er im November krankheitsbedingt starb, bot die Gemeinde der Witwe 7.000 Euro als Entsorgungshilfe an: „Für mich hat das wie ein Ultimatum geklungen. Und ich muss schauen, wie ich die Räumung bewerkstellige.“

Gudrun Maria Leb mit Maria Kolenig
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Gudrun Maria Leb (li) und Maria kolenig

1.000 Kubikmeter Müll

Das Aufgezeigt-Team mit Gudrun Maria Leb versuchte zu klären, um wie viel es geht. Karl Jancsik, Entsorger der Gemeinde, half dabei: „Wir gehen von 1.000 Kubikmeter aus, da reden wir von 30 Großcontainern, die wir zur Verfügung stellen müssen und mit Hilfskräften sicher zwei bis drei Wochen Arbeit haben werden. Wenn man das hochrechnet sind das 20.000 bis 25.000 Euro.“

Karl Jancsik im Müllgarten
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Karl Jancsik, Entsorger der Gemeinde

Für Maria Kolenig ist das nicht finanzierbar, selbst wenn sie Haus und Grund nach der Entsorgung verkauft. Sie lebt von der Witwenrente mit Ausgleichszulage. 10.000 Euro bot ein Nachbar, aber ist das genug? Aufgezeigt-Immobilienprofi Hermann Dertnig: „Der Wert der Liegenschaft, das sind ca. 700 Quadratmeter, 50 Euro pro Quadratmeter, dann wären es 35.000 Euro für die Liegenschaft. Dazu kommen aber die Abbruchkosten, dann bleiben ca. 15.000 Euro. Das ist ein normaler Wert, wenn die Liegenschaft verkauft wird.“

Einige Schätze sind dabei

Zu Marias Erleichterung akzeptierte der Nachbar und besserte sein Angebot nach, falls alles geräumt ist. Aber muss tatsächlich alles weggeworfen werden? Für Verwertungsprofi Ludwig Sadjak ist Müll weit mehr als Abfall: „Wir haben einen Oldtimer-Traktor gesehen, ein altes Motorrad, alte Blechschilder, es sind schon Schätze auch darunter. Man muss sich nach und nach vorarbeiten und dann das Gute ins Töpfchen und das Schlechte in den Container.“ Ludwig Sadjak wird für die Witwe eine Auktion durchführen, deren Erlös ihr zugute kommen soll.

 Ludwig Sadjak im Müllgarten
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Ludwig Sadjak sucht nach Schätzen im Müll

Bürgermeister: Bieten finanzielle Hilfe

Maria Kolenigs Geschichte löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, das Land Kärnten, die Katastrophenhilfe, die Lions sagten finanzielle Unterstützung zu. Bleibt also die Marktgemeinde Lurnfeld, die den wachsenden Müllwall jahrzehntelang duldete.

Bürgermeister Gerald Preiml wollte kein Interview geben. Er schickte dem ORF eine schriftliche Stellungnahme in der es heißt: „Die Gemeinde hat erst 2020 durch Besichtigungen auf dem Privatgrund das Ausmaß erkannt. Grundsätzlich können wir als Gemeinde nur wiederholen, dass wir nach wie vor zur finanziellen Hilfeleistung bereit sind.“

Gemeinde zahlt 10.000 Euro für die Entrümpelung

Bürgermeister Preiml besichtigte den Außenbereich des Objektes mit einer Entsorgungsfirma. Die Entrümpelung des Grundstücks würde 10.000 Euro kosten. Diesen Betrag ist die Marktgemeinde Lurnfeld bereit, zu übernehmen. Bis Mitte August sollen die Schätze aus dem Wall geborgen werden, danach wird entsorgt. Maria Kolenig sieht wieder Licht hinter dem Wall. Das „Aufgezeigt“-Team bleibt jedenfalls dran.